Saalfeld. „Ein positiver Impuls“, das ist es, was sich die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Saalfeld-Rudolstadt vom Tag des Gesundheitsamtes erhoffen, der auf Initiative des Robert-Koch-Instituts in diesem Jahr erstmals stattfindet. Der Termin 19. März hat symbolischen Charakter: eEs ist der Geburtstag von Johann Peter Frank (1745 – 1821), eines lange in Vergessenheit geratenen Mediziners, der heute in der Medizingeschichte als Begründer des Öffentlichen Gesundheitswesens, der Sozialhygiene und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes gilt. Auf seinen Ideen beruht die heute weltweit von der WHO umgesetzte Gesundheitsvorsorge.
„Wir wollen den Tag zum Anlass nehmen, um über unsere vielfältigen Angebote und Aufgaben als Gesundheitsamt zu informieren“, sagt Dr. Elisabeth Böhm, die Leiterin des Gesundheitsamtes. „Die Menschen haben fast jeden Tag mit unserem öffentlichen Gesundheitswesen zu tun – aber sie wissen es meistens gar nicht, weil viele Aufgaben reibungslos im Hintergrund ablaufen. Denn wir sind für die Menschen in unserem Landkreis da – und das möchten wir auch vermitteln. Wenn wir im Gesundheitsamt unsere Aufgaben gut erfüllen, dann merken es die Menschen oft gar nicht. Denn dass wir alle uns in einer weitgehend intakten Lebensumwelt aufhalten können, hat mit der Arbeit unseres Gesundheitsamtes eine Menge zu tun“, so Amtsleiterin Dr. Böhm in einem Fazit.
Wie und wo die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes überall tätig sind
Zahlreiche Aufgaben sind im amtsärztlichen Dienst gebündelt. Insbesondere Gutachtertätigkeit und das Ausstellen von Zeugnissen sind dort angesiedelt – egal ob sie nach dem Dienstrecht der Beamten, Beihilferecht oder Hochschulprüfungsordnungen oder als Gesundheitsuntersuchungen nach dem Asylgesetz zu erstellen sind.
Eine große Rolle spielen die Beratungsangebote – wie die Impfberatung - und am ehesten bekannt seit vielen Jahren ist die Möglichkeit zum anonymen HIV-Test und die Beratung zu HIV/ AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
Im Gesundheitsamt sind ebenso viele organisatorische und administrative Aufgaben angesiedelt. So führt das Amt die Aufsicht über die gesetzlich geregelten Berufe des Gesundheitswesens. Gesichert und aufbewahrt werden die Patientenarchive der ehemaligen DDR-Polikliniken. Mit der Führung von Krebsregister oder Todesursachenstatistik werden wichtige Daten im Landkreis gewonnen, die für die Entscheidungsfindung in der Politik eine Rolle spielen.
Begleitfunktion im jugendärztlichen und jugendzahnärztlichen Dienst
Schon von frühester Kindheit an übernimmt das Amt eine Begleitfunktion. Dafür ist der jugendärztliche Dienst zuständig, dessen Hauptaufgabe die Schuleingangsuntersuchung aller schulpflichtigen Kinder ist. Auch bei den Reihenuntersuchungen in Kindergärten und Schulen werden die Kinder direkt vom kindgerecht medizinischen Personal betreut, aber auch die Sorgeberechtigten und weitere Betreuungspersonen erhalten stets Unterstützung und Auskunft bei besonderen Fragestellungen rund um die Gesundheit ihrer Kinder. Dazu gehören auch Gutachten und Zeugnisse für Kinder und Jugendliche, die unter einer Behinderung oder chronischen Erkrankung leiden.
Der Jugendzahnärztliche Dienst führt die zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung der Kinder vom Kindergartenalter bis zum 18. Lebensjahr durch. Dazu bereisen zwei zahnärztliche Teams das ganze Jahr über den gesamten Landkreis und fühlen den Kindern in allen Kindereinrichtungen „auf den Zahn“. Befundbezogen beraten wird über die Notwendigkeit eines Zahnarztbesuches oder einer Zahnspange. Unter professioneller Anleitung üben die Kinder bis zum 12. Lebensjahr in Gruppen, wie mit kleinen Tricks die Zähne rundum blitzblank geputzt werden „Altersgerecht erklären wir, was Zähne gesund erhält und wie ein Loch im Zahn entsteht. Im letzten Jahr konnten wir von 13.638 gemeldeten Kindern und Jugendlichen 11.141 untersuchen, was einem Schnitt von 81,8 % entspricht. Naturgesund waren dabei 60% der 6-jährigen und 84% der 12-jährigen, was dem Thüringer Trend entspricht“, gibt Christiane Bischoff einen Einblick in ihre Arbeit.
Ganz vorne bei der Prävention
Ein großes Augenmerk liegt in der Präventionsarbeit. Dafür gibt es die Angebote zur Gesundheitsförderung für Schulen. Eine ganz andere Generation ist wieder zum Sportaktivtag 50 Plus aktiv, der in diesem Jahr am 22. Mai ab 13:00 Uhr in der Landessportschule Bad Blankenburg stattfinden soll. Auch hier ist das Gesundheitsamt wie bei vielen anderen Veranstaltungen als Kooperationspartner mit im Boot.
Schließlich ist das Amt bei der Umsetzung der Thüringer Gesundheitswoche im Landkreis federführend tätig – dazu soll es voraussichtlich am 28. November in der Saalfelder Schloßkapelle wieder einen Gesundheitstag geben.
Wichtig im Krisenfall: Der Sozialpsychiatrische Dienst
Kaum hoch genug einzuschätzen ist der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes. „Wir sind eine Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Abhängigkeitserkrankte, seelisch behinderte Menschen, Menschen in seelischen Krisen sowie für deren Angehörige und Bezugspersonen“, sagt Leiter Jens Rasom.
Die Mitarbeiter sind beratend, begleitend und vermittelnd tätig. „Um auf Schwierigkeiten und Krisen angemessen eingehen und reagieren zu können, bieten wir neben dem Kontakt zu unseren Sprechzeiten auch Termine für Hausbesuche im Lebensumfeld der betroffenen Menschen an.“ Besonders öffentlichkeitswirksam ist hier die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen. „Wir unterstützen bei Bedarf auch Menschen, die eine neue Selbsthilfegruppe gründen wollen“, so Martina Pürzel, in deren Regie im September der Selbsthilfetag im Cineplex Rudolstadt organisiert wird.
Mehr als nur lästige Pflicht: Die Aufgaben der Hygiene
Kaum ein Gebiet ist für den Infektionsschutz zur Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten so wichtig wie das SG Hygiene, das immer dann besonders gefordert ist, wenn bei gemeldeten Erkrankungen die Quellen und Ursachen ermittelt werden müssen – und wenn mittels guter Beratung rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können, um die Weiterverbreitung von Infektionen durch antiepidemischen Maßnahmen aufzuhalten.
Auch hier kommt es auf die Vorsorge an: Deshalb führen die Mitarbeiter regelmäßige infektionshygienische Kontrollen durch und überwachen die medizinischen Einrichtungen auf Einhaltung der Hygienestandards – Krankenhäuser genauso wie ambulant operierende Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen, Kindergärten, Schulen, Pflegeheime.
Schließlich spürt fast jeder im Landkreis positiv die Arbeit der Umwelthygiene. Hier wird die Trinkwasserqualität überwacht und bei Abweichungen werden rechtzeitig Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet. Ebenso werden die öffentlich zugänglichen Bäder und Badestellen des Landkreises beobachtet, um die hohe Badequalität in den Gewässern des Landkreis zu erhalten.
Unverzichtbar und im Lebensalltag kaum wahrnehmbar: Die Hygienexperten beraten auch bei Bau und Planung von Gebäuden und geben Stellungsnahmen ab. Behörden, Unternehmen und Bürger erhalten hinsichtlich Umwelt- und Wohnungshygiene bei Bedarf Beratung und Aufklärung.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt