Saalfeld. Auch die jährliche Auswertung der Unfalltypensteckkarte und der Verkehrsunfallstatistik im Landkreis erfolgt in diesem Jahr nur digital: Die für März angesetzte Beratung der Unfallkommission, in der Polizeihauptkommissar Frank Meier von der Landespolizeiinspektion Saalfeld (LPI) den Vertretern der Straßenverkehrsämter, den Baulastträgern, der Regionalstraßenverkehrswacht und der Kombus die Entwicklung aus dem Jahr 2019 vorstellen wollte, wird zu einem späteren Zweitpunkt nachgeholt werden.
Bemerkenswert sind die zwei positiven Trends: Unfallhäufungsstellen und Zahl der Verkehrsunfälle sind gesunken. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2010 mit 3115 Unfällen im Landkreis ist die Zahl weiter gesunken - gegenüber dem Vorjahr um 234 und 8,6 Prozent. Damit gab es 2019 im Bereich des Inspektionsdienstes Saalfeld-Rudolstadt 2481 Unfälle. So wenige Unfälle gab es im Bereich der Inspektion noch nie seitdem diese Statistik geführt wird. Zum Vergleich: Auch im gesamten Bereich der LPI, der auch die Landkreise Sonneberg und Saale-Orla umfasst, sank die Zahl der Unfälle um 411, was 6,3 Prozent entspricht.
„Das ist ein sehr ermutigendes Ergebnis und es zeigt, dass die Arbeit der Unfallkommission langfristig Früchte trägt. Allen, die daran engagiert mitwirken, gilt mein herzlicher Dank“, so Landrat Marko Wolfram.
Trends bei allen Unfallkategorien insgesamt sinkend
Der erfreuliche Trend zu weniger Unfällen umfasst im Bereich der Inspektion Saalfeld-Rudolstadt alle Unfallkategorien. So gibt es ein Drittel weniger Unfälle mit getöteten Personen, und insgesamt 110 weniger verletzte Personen, insgesamt zählt die Statistik aber noch immer 4 getötete und 328 verletzte Personen im Jahr 2019.
Gemischtes Ergebnis bei den Unfallursachen
Bei den Hauptunfallursachen erheblich gesunken ist die Zahl der Abbiegeunfälle von 73 auf 47. Gestiegen hingegen sind die Unfälle wegen mangelndem Abstand von 25 auf 33. Häufigste Unfallursache bleibt die genommene Vorfahrt mit 78 Fällen und einer geringen Steigerung um 3 Fälle. Die Hauptunfallursache Alkohol steht mit 41 mal an vierter Stelle, 5 weniger als zum Vorjahr.
Zahl der Wildunfälle weiterhin hoch – Baumunfälle gesunken
Konstant bleibt der Trend bei den Wildunfällen, die zwar im vergangenen Jahr nur um drei Fälle gestiegen sind, aber von 284 im Jahr 2011 auf 478 im vergangenen Jahr auf einem ziemlich hohen Niveau angekommen sind. Die örtlichen Schwerpunkte liegen dabei auf der B281 zwischen Reichmannsdorf und Hoheneiche, auf der B88 zwischen Etzelbach und Kirchhasel sowie zwischen Watzdorf und Leutnitz und auf der B 85 südlich von Saalfeld zwischen Fischersorf und Kaulsdorf sowie zwischen Obernitz und der Weischwitzer Kurve. Nördlich von Rudolstadt gibt es auf der B 85 noch einen erheblichen Schwerpunkt zwischen Teichröda und Teichel mit 16 Wildunfällen.
Zumindest bei den Baumunfällen ist die Zahl von 25 auf 14 Unfälle gesunken.
Spannender Blick auf die Umfalltypensteckkarte
Nach der Auswertung der Statistik ist der Blick auf die Unfalltypensteckkarte das eigentlich Spannende an der jährlichen Auswertung der Unfallhäufungsstellen. Diese werden entsprechend dem Merkblatt zur örtlichen Unfalluntersuchung der Unfallkommissionen (M Uko) ausgewertet – in einer 1-jahres-Karte mit gleichartigen Unfällen und in einer 3-Jahres-Karte bei einer Häufung von Unfällen mit Verletzten und Getöteten. Bei den Unfallhäufungsstellen werden nach der Auswertung regelmäßig gemeinsame Maßnahmen abgestimmt, um die Sicherheit an den Schwerpunkten zu erhöhen.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl dieser Stellen von 14 auf 9 gesunken, unter diesen ist ein neuer Schwerpunkt. Wobei die sechs Stellen, die nach 2018 herausgefallen sind, alle aus der 3-Jahres-Karte mit Unfällen mit Verletzten stammen. Es sind die B281 zwischen Hoheneiche und Reichmannsdorf, die B85 in Rudolstadt im Bereich Ludwigstraße/Oststraße, die B 85 zwischen Gabe Gottes und Probstzella und die B90 zwischen Hockeroda und Leutenberg sowie Bahnhofstraße/Schwarzburger Straße in Bad Blankenburg.
Neuer Unfallschwerpunkt in Saalfeld
Als neuer Schwerpunkt ist für 2019 der Bereich Breitscheidstraße/Köditzgasse in Saalfeld zu verzeichnen. Dort gab es an der Einmündung in die Hauptstraße 7 Verkehrsunfälle mit 4 leicht Verletzten – Hauptursache war das Nichtbeachten der Wartepflicht. Auch in der 3 Jahreskarte ist die Kreuzung unfallauffällig - mit 6 Verkehrsunfällen mit 1 Schwerverletzten und 7 Leichtverletzten.
>>> s. nebenstehende Fotos und Unfalldiagramme
Häufungsstellen in Saalfeld weiter im Blick
In Saalfeld gehört weiter der Bereich Rudolstädter Straße/Eichelteich zu den Schwerpunkten, dort kommt es seit Eröffnung des Lebensmittelmarktes im Mai 2018 vermehrt zu Auffahrunfällen aus Richtung Meininger Hof kommend beim Linksabbiegen – 2019 wurden insgesamt 7 gezählt. Im Zuge des Umbaus der Rudolstädter Straße ist dort eine Linksabbiegespur vorgesehen, die zur Entschärfung beitragen dürfte.
Die Brauhauskreuzung in Saalfeld ist weiterhin in der Beobachtung. Dort resultieren Unfälle aus einer ausgeschalteten Lichtsignalanlage: Linksabbiegern aus Richtung Industriestraße kollidierten dort mit entgegenkommenden Geradeausfahrern. Als Maßnahme wurde diese 2018 wieder in den 24-Stunden-Betrieb versetzt, seitdem gab es noch einen Unfall, als die LSA außer Betrieb war.
Schließlich bleibt auch der Kreisverkehr am Mittleren Watzenbach/Beulwitzer Straße ein Schwerpunkt - mit 9 Verkehrsunfällen 2019 bei 2 Leichtverletzten. „Aus eigener Beobachtung schätzen wir ein, dass die Wartepflichtigen beim Einfahren in den Kreisverkehr Abstand und Geschwindigkeit der Vorfahrtberechtigten falsch einschätzen“, so PHK Meier. „Mit mehr Aufmerksamkeit und geringerer Geschwindigkeit könnten hier die Fahrzeugführer zur Entschärfung dieses Unfallschwerpunktes beitragen. Neben den bereits angeordneten 30 km/h wurden 2019 auch sogenannte Rumple Strips aufgebracht. Diese sollen die Fahrzeugführer zu einer langsameren Fahrgeschwindigkeit anhalten.
In Saalfeld ist der Abzweig Bahnhofstraße/Hüttenstraße ein Unfallschwerpunkt für Unfälle abbiegender Autofahrer mit Radfahrern, die dort den Gehweg zum Teil verbotswidrig benutzen – innerhalb von 3 Jahren sind so 6 Unfälle zusammen gekommen. Im Jahr 2019 ereignete sich nur einer dieser Unfälle. Zur Erhöhung der Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer und im Zusammenhang mit der Sanierung der Geschwister-Scholl-Schule wurden durch die Verkehrsbehörde der Stadt Saalfeld entsprechende Gefahrzeichen angeordnet.
Bereich Rudolstadt
Im Bereich Rudolstadt ist die Kurve zwischen Teichel und Neckeroda weiterhin Schwerpunkt. Dort sind es Kradfahrer, die in einer Linkskurve oder beim Überholen zu Fall kamen. Für Biker war deshalb im Frühjahr 2018 vor Beginn der Biker-Saison am Ortsausgang Teichel durch das damalige Straßenbauamt Mittelthüringen ein Unterfahrschutz unter der Schutzplanke beauftragt und umgesetzt worden.
An der Ankerwerkskreuzung in Rudolstadt wurden im vergangenen Jahr 14 Unfälle mit 3 Verletzten aufgenommen – Unfälle entstanden durch Auffahren oder beim Fahrstreifenwechsel. Auch hier ist auf Grund eines hohen Verkehrsaufkommens, insbesondere in den Spitzenzeiten, eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den Fahrzeugführern erforderlich. „Einfach in den Spitzenzeiten mehr Zeit einplanen und damit dem Termindruck und Zeitdruck keine Chance geben“, empfiehlt Meier. Da es sich hier um einen Unfallschwerpunkt handelt, wo zum Teil auch die Geschwindigkeit und Rotlichtverstöße eine Rolle spielten, wurde ein „Blitzer“ mit Rotlichtüberwachung in Betrieb genommen.
Ein Unfallhäufungsbereich hinter Bad Blankenburg
Im Bericht taucht wieder die B88 zwischen Watzdorf und Leutnitz auf. Innerhalb des 3-Jahres-Zeitraums gab es dort 4 Verkehrsunfälle mit 4 Schwer- und einem Leichtverletzten. „In der übersichtlichen Kurve mit Leitpfosten und Markierung sind keine unfallbegünstigenden Umstände festzustellen – Ursache scheint dort unangepasste Geschwindigkeit zu sein. 3 der 4 Unfälle ereigneten sich bei nasser bzw. feuchter Fahrbahn. Meiers Empfehluing: "Bei Regen und nasser Fahrbahn - Fuß vom Gas.“
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Foto:
· Vom Treffen der Unfallkommission im vergangenen Jahr (2019) im Landratsamt, 2.. v. li. PHK Meier (Foto MModes)
· Blick auf den neuen Unfallschwerpunkt Breitscheidstraße/Köditzgasse (Quelle LPI)
· Unfallschwerpunkt Breitscheidstraße/Köditzgasse – Unfalldiagramme 1-Jahres-Karte und 3-Jahres-Karte (Quelle LPI)