Nürnberg/Bad Blankenburg. Fröbels Spielgaben in der Spielzeugstadt Nürnberg? In einer großen Ausstellung des neuen Museums Nürnberg – dem Staatlichen Museum für Kunst und Design - ist das normalerweise nicht zu erwarten. Und gerade deshalb etwas Besonderes: Ende letzter Woche (am 21. März) wurde in dem Nürnberger Museum die Ausstellung Bau(Spiel)Haus eröffnet, eine Ausstellung, die in Verbindung mit dem Lehrstuhl für Kunst- und Designtheorie der Hochschule Pforzheim konzipiert wurde.
Professor Thomas Hensel von der Hochschule Pforzheim ist einer der Kuratoren der Ausstellung. Im Mai vergangenen Jahres war er im Zuge der Vorbereitung seiner Ausstellung im Fröbel-Museum Bad Blankenburg zu Besuch. „Er hat sich für Fröbel und seine Spielgaben als mögliche Ausstellungsstücke interessiert“, berichtet Museumschefin Isabel Schamberger. „Professor Hensel fand es sehr spannend, wie Fröbel seine Spielgaben eingesetzt hat, um die Entwicklung der Kinder zu fördern. Und das passte gut ins Konzept seiner Ausstellung, wie Kreativität bei Erwachsenen wieder geweckt werden kann. Wir haben deshalb einige Stücke ausgewählt, die jetzt im Neuen Museum Nürnberg zu sehen sind.“
Bis zum 16. Juni sind nun in Nürnberg Fröbels 1., 2. und 5. Spielgabe ausgestellt:
Zum einen der Ball an der Schnur – das ausgestellte Exemplar besteht aus sechs Bällen in den Regenbogenfarben und befindet sich in einem Holzkasten mit Gerüst. Die zweite Spielgabe besteht aus Kugel, Walze und Würfel im Holzkasten. Schließlich wird auch der mehrfach geteilte Würfel am Beispiel der 5. Spielgabe präsentiert.
Als eine der Leihgeberinnen war Isabel Schamberger zur Ausstellungseröffnung nach Nürnberg eingeladen – und hoch erfreut von der Wertschätzung, die das Friedrich-Fröbel-Museum dort erfahren hat. „Ich brauchte gar nichts zu sagen, weil die Fröbelsche Spielpädagogik von den Rednern schon entsprechend gewürdigt wurde“, so Schamberger. Neben den Kuratoren sprachen zu der großen Ausstellungseröffnung auch die Direktorin, Dr. Eva Kraus, Dr. Rolf-Dieter Jungk vom Bayerischen Staatsmuseum für Wissenschaft und Kunst sowie Friederike Zobel von der Kulturstiftung des Bundes. Isabel Schamberger hat dort viele interessante Gespräche geführt und neue Kontakte mit den „Menschen aus der Museumswelt“ geknüpft und sie kann sich vorstellen, dass demnächst einige nach Bad Blankenburg an den authentischen Ort des ersten Kindergartens der Welt kommen.
„Die Kuratoren haben Fröbels Spielgaben ansprechend präsentiert und eingearbeitet, welche Übungen mit den Spielgaben möglich sind“, schätzt sie ein. „Die Präsentation der Objekte dort ist auch für uns eine Inspiration, um zu sehen, wie etwas anders gemacht und dargestellt werden kann.“
Besonders beeindruckt war die Bad Blankenburger Fröbel-Expertin von den Werken der Bauhauskünstlerin Alma Siedhoff-Buscher, die Funktionsmöbel für Kinderzimmer entworfen hat, die eine funktionale und eine spielerische Ebene haben.
In ihrem Konzept geht es den Ausstellungsmachern darum, Spielräume für Erwachsene aufzuzeigen, wie diese wieder Kind werden können, um kreativ zu sein. Dabei haben sie ältere und neuere Spielmöglichkeiten gegenüber gestellt – wie den Anker-Steinbaukasten und auch Lego. Prof. Hensel verfolgt die Spur, wie man von den originären Entwicklungen bis zu den Innovationen der heutigen Zeit Spielmöglichkeiten findet. „Er will wissen, wie Erwachsene dahin kommen, ähnlich wie Kinder frei zu spielen und dabei kreativ zu sein“, beschreibt Schamberger seinen Ansatz, über den sie ausführlich mit ihm gesprochen hat. „Und dabei hat ihn besonders interessiert, wann und wie sich der Pädagoge Friedrich Fröbel mit dem Spiel beschäftigt hat und wie er das Lernen im Spiel bei Kindern unterstützt.“
Die Fröbelspielgaben – und ein Ankersteinbaukästen - im Kontext der Ausstellung
(Blick auf das Ausstellungsbegleitheft)
“Da trifft Lego auf die Spielkästen von Friedrich Fröbel aus dem 19. Jahrhundert“ schreiben die Nürnberger Nachrichten in ihrem Ausstellungsbericht vom 22. März und bringen auf den Punkt, was im Begleitheft zur Ausstellung ausführlich erläutert ist. 100 Ausstellungsstücke sind in neun Ausstellungsbereiche aufgeteilt, die sich als dialogisch miteinander verknüpfte Sektionen verstehen.
Fröbels Spielgaben 1 und 2 sind in der Sektion C „Zündhilfen“ platziert – zusammen mit dem Buch Die Pädagogik des Kindergartens. Gedanken Friedrich Fröbels über das Spiel und die Spielgegenstände des Kindes aus dem Jahr 1862. „Spiele haben das Potenzial einzuladen oder auszuschließen, Spiele können anstiften und erreichen, dass ein Funke entzündet oder überspringt. Grundlage und Zündhilfe zahlreicher Objekte dieser Ausstellung sind die Lehre und die pädagogische Praxis von Friedrich Fröbel“, erläutert das Begleitheft.
Fröbels 5. Spielgabe begegnet dem Besucher in der nächsten Rubrik D „Bausteine“, in der Verbindungslinien zwischen der Geschichte des Baukastenspiels und der modernen Architektur aufgezeigt werden. Lego wird hier als Nachfolgesystem der Anker-Steinbaukästen angesehen – dem Protoyp des Systemspielzeugs.
Ein solcher Anker-Steinbaukasten um1920/1930 wartet in der Rubrik E auf die Besucher.
Mehr zur Ausstellung: www.mnm.de
Die Ausstellung wird bis zum 16. Juni gezeigt – begleitet von zahlreichen Veranstaltungen.
Das Begleitheft zur Ausstellung kann unter www.nmn.de herunter geladen werden.
Fotos: Neues Museum Nürnberg (Roman März)
1. Ausstellungsansicht von BAU [ SPIEL ] HAUS, auf der Sie die Spielgaben in Kontext zu den weiteren Exponaten sehen können.
2. Friedrich Fröbel, Spielgabe 1: Sechs Bälle mit Wurfschnur, ca. 1850
Courtesy: Friedrich-Fröbel-Museum, Bad Blankenburg
3. Friedrich Fröbel, Spielgabe 2: Kugel, Walze, Würfel, mit Holzkasten, 1850
Courtesy: Friedrich-Fröbel-Museum, Bad Blankenburg
4. Friedrich Fröbel, Spielgabe 5: Geometrische Holzformen mit Holzkasten, nach 1850
Courtesy: Friedrich-Fröbel-Museum, Bad Blankenburg
Martin Modes
Presse- und Kulturamt