Gräfenthal/Saalfeld/Lehesten/Ludwigsstadt/Judenbach.
Vom Augustinerkloster in Erfurt aus verbinden die Thüringer Lutherwege die wichtigsten Stationen der Reformation in Thüringen. So war um Ostern 1530 Martin Luther mit seinem Gefolge auf dem Weg zur Veste Coburg durch die Region gezogen und hatte am Gründonnerstag 1530 in Gräfenthal gepredigt. Das hatte der Gräfenthaler Schlossherr Dr. Wolfgang Wehr zum Anlass genommen, einen „historischen“ Lutherstammtisch zu gründen, der das vorhandene Wissen um die Aufenthalte des Reformators aufbereiten und weiter vertiefen wollte. Am Osterwochenende der Stammtisch nun zur Eröffnung dieser Ausstellung eingeladen, in der die Ergebnisse der Forschungen präsentiert wurden. Zugleich wird seit Ostern auch eine faszinierende Dioramenausstellung des Bad Lobensteiner Künstlers Peter Stöhr gezeigt, die ursprünglich im Bad Lobensteiner Regionalmuseum und zuletzt im Altvaterturm auf dem Lehestner Wetzstein zu sehen war. Dort hatte sie Stammtisch-Mitglied Annerose Kramer gesehen und angeregt, sie nach Gräfenthal zu holen.
„Die Bad Lobensteiner Ausstellung wird in den nächsten Monaten hier zu sehen sein, die historische Ausstellung bliebt auf Dauer hier stehen“, so der Schlossherr Dr. Weh vor den dicht gedrängt stehenden 50 Gästen der Eröffnung. Zugleich bietet er Institutionen, Kirchen, Schulen oder Kommunen diese Ausstellung auch als Leihgabe an. „Wir werden die Fahnen noch einmal als Rollups herstellen – und die können bei mir von Interessierten an ihren Ort ausgeliehen werden.“ Denn Zielstellung des Lutherstammtischs war es von Anfang an, für die ganze Region etwas anzubieten.
Auf insgesamt neun Tafeln - wobei die Tafel über Orlamünde bei der Ausstellungseröffnung noch fehlte – können bekannte und bislang wenig bekannte oder sogar unbekannte Details über Luthers hiesige Aufenthalte nachgelesen werden. Fünf Tafeln widmen sich dabei den Orten Gräfenthal, Lehesten, Saalfeld und Judenbach (sowie Orlamünde) – in weiteren vier Tafeln erfolgte eine thematische Herangehensweise.
So befassen sich diese mit Luthers Wegen und mit der Reise zum Reichstag nach Augsburg, den Luther von aus der Ferne von der Veste Coburg aus erleben musste und mit dem bedeutenden Lauensteiner Landesherrn Friedrich von Thüna, der 1521 die Entführung Luthers auf die Wartburg inszeniert hatte. Schließlich widmet sich eine Tafel auch dem Thema Luther und der Mansfeldische Bergbau mit Bezug zur Saigerhütte in Ludwigsstadt.
Historische Fachkompetenz der Region
Die Fachkompetenz der Ausstellung haben zusammen mit Dr. Wehr die Geschichtsexperten der Region gesichert – wie der Ludwigsstädter Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig, der Sonneberger Kreisheimatpfleger Thomas Schwämmlein, Kuratorin Claudia Streitberger vom Saalfelder Stadtmuseum, Henry Bechtold vom Gräfentaler Geschichtsverein oder Dr. Ulrich Knopf vom Wickersdorfer Heimatverein.
Mehr von Luther im Diorama von Peter Stöhr
Luthers Lebenswege, sein Leben und Wirken hat Peter Stöhr in seiner Ausstellung „Leben und Reformationsgeschichte in Zinnfiguren“ auf akribische Weise bildlich dargestellt. Zum Lesen erfolgt das Seherlebnis der Dioramen mit den filigranen Zinnfiguren. Seit 1972 hat er neben vielem anderen schon zehn große historische Dioramen hergestellt mit Ausstellungen in 50 Orten. Seiner Heimat geschuldet, hat er Wahl-Bad Lobensteiner bei seinem Luther-Diorama einen Schwerpunkt auf die Reformationsgeschichte im Bad Lobensteiner und Lehestner Raum gelegt. So zeigt er den Kurfürsten und sein Gefolge in Lehesten ebenso wie die Entführung auf die Wartburg. Beide Ausstellungen ergänzen sich damit perfekt in ihrem Anspruch, die Geschehnisse vor 500 Jahren verständlich darzustellen.
Die Ausstellungen sind jeden Samstag und Sonntag nachmittags um 15 Uhr zu erleben, wenn Schlossherr Dr. Wehr durch die Ausstellung führt – auf Anfrage ermöglicht er es Gruppen gerne auch außerhalb dieser Zeiten.
Hintergrundinformation
Seit 2014 arbeitet auf Schloss Wespenstein in Gräfenthal der „Historische Lutherstammtisch“, in dem sich Geschichtsinteressierte aus dem Raum Gräfenthal und von Judenbach bis nach Lehesten, Ludwigsstadt und Saalfeld zusammen gefunden haben, um die Reformationszeit in der Region zu erforschen und darzustellen.