Saalfeld/Rudolstadt. Ein Meilenstein der Weltliteratur kommt am Theater Rudolstadt zur Premiere. An Franz Kafkas faszinierendem wie verstörendem Romanfragment „Der Prozess“ haben sich schon viele Experten die Zähne ausgebissen – und noch mehr Deutungen hervorgebracht. Ein junger Mann wird aus für ihn undurchsichtigen Gründen vor Gericht angeklagt. Sein Gegenspieler: ein nebulöses Rechts- und Überwachungssystem. Am Samstag, dem 26. Januar, um 19.30 Uhr, feiert „Der Prozess“ in der Regie von Mario Holetzeck im Theater im
Stadthaus in Rudolstadt Premiere.
Zuerst ist alles gut. Doch dann passiert etwas Unvorhergesehenes, und plötzlich wird der eigene Alltag zu einem regelrechten Alptraum. So ergeht es auch dem aufstrebenden Bankprokuristen Josef K. im „Prozess“. Er wird mit einer Anklage eines anonymen Gerichts konfrontiert, ohne den genauen Grund zu wissen und verstrickt sich, beim Versuch seine Unschuld zu beweisen, zusehends in Widersprüchen. Von der Frage nach der eigenen Schuld und dem Gefühl ständiger Überwachung verfolgt, gerät Josef K. schließlich in eine gnadenlose Abwärtsspirale, an deren Ende die Zerstörung steht.
Den Weg innerer Selbstzerfleischung und -anklage in einer zunehmend surrealen Welt rückt Regisseur Mario Holetzeck im Team mit Gundula Martin (Ausstatterin), Anke Tornow (Videokünstlerin) und Gundula Peuthert (Choreografin) in den Fokus seiner Inszenierung. In der Hauptrolle ist Oliver Baesler zu erleben, in zahlreichen weiteren Manuela Stüßer, Ulrike Gronow, Marie Luise Stahl, Benjamin Petschke, Jochen Ganser und Johannes Arpe.
Frank Kafka hat sich wie kaum ein Schriftsteller gnadenlos selbst den Prozess gemacht. Um jeden Nachruhm zu verhindern, plante er die Vernichtung seines Nachlasses und wurde dennoch zum meistbewunderten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts. So gespenstisch auch sein Romanfragment, das er zu Beginn des Ersten Weltkrieges zu Papier brachte, erscheint – noch mehr ist es die Tatsache, dass seine alptraumhaft-absurde Vision in der heutigen Gegenwart keine Einzelerfahrung mehr darstellt. Im Gegenteil – die Frage nach Schuld und Unschuld angesichts eines omnipräsenten wie ungreifbaren Gegenübers vermag den Alltag eines Jeden zu berühren.
Restkarten für die Premiere am 26. Januar und die folgenden Aufführungen am 2. Februar, jeweils um 19.30 Uhr im Theater im Stadthaus, sowie für den 21. Februar, 18 Uhr, den 22. Februar, 19.30 Uhr sind an den üblichen Vorverkaufsstellen sowie telefonisch unter 03672/422766 erhältlich. Zu ausgewiesenen Terminen bietet das Theater zudem eine Stückeinführung an.
Premiere am 26. Januar 2019, Theater im Stadthaus
Der Prozess
Nach dem gleichnamigen Romanfragment von Franz Kafka
Regie: Mario Holetzeck
Bühne und Kostüme: Gundula Martin
Choreografische Mitarbeit: Gundula Peuthert
Videoprojektion: Anke Tornow
Dramaturgie: Karolin Berg, Michael Kliefert
Musikalische Einstudierung: Thomas Voigt
Oliver Baesler (Josef K.), Manuela Stüßer (Wächter 1 / Frau Grubach / Student 1 / Prügler / Bankangestellte), Ulrike Gronow (Wächter 2 / Direktor-Stellvertreter / Frau des Gerichtsdieners / Maler Titorelli / Bankangestellte), Marie Luise Stahl (Wächter 3 / Fräulein Bürstner / Student 2 / Leni / Bankangestellte), Benjamin Petschke (Wächter 4 / Aufseher / Student 3 / Gerichtsdiener / Kaufmann Block / Gefängniskaplan 3 / Bankangestellter), Jochen Ganser (Wächter 5 / Untersuchungsrichter / Advokat / Gefängniskaplan 2 / Bankangestellter), Johannes Arpe (Wächter 6 / Student 4 / Onkel / Gefängniskaplan 1 / Bankangestellter)
Friederike Lüdde
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Theater Rudolstadt