Königsee. Am Dienstagmorgen 9.30 Uhr an der Regelschule Königsee starten die Schüler der Klasse 5b eine ungewöhnliche Mathematikstunde im neu errichteten PC-Kabinett. Ihr Lehrer Tino Schmidt steht nicht mit Kreide in der Hand vor seiner Klasse, sondern mit einem iPad. Mit einem Knopfdruck sendet er ein Arbeitsblatt an seine Schüler. Das landet nicht als Papier sondern per Bluetooth auf dem Bildschirm der Tablets, die auch die Schüler in der Hand hielten. Mit Hilfe eines digitalen Stiftes lösen die Mädchen und Jungen am eigenen Tablet die Aufgaben und senden sie per Knopfdruck zurück an ihren Lehrer. An diesem Schultag sitzen zwei große Schüler in der Klasse: Landrat Marko Wolfram und der Königseer Bürgermeister Marco Waschkowski. Beide wollen sich ein eigenes Bild von dem neuen Unterricht in der digitalen Projektschule von Schulleiter Alexej Nikolaschin machen.
Die Regelschule Königsee ist, wie das Heinrich-Böll-Gymnasium in Saalfeld, eine der beiden Pilotschulen im Landkreis für die Einführung von digitalem Unterricht. In Königsee wurde die technischen Voraussetzungen von Marco Tammer vom Amt für IT des Landratsamtes betreut. So wurden leistungsfähige Datennetze installiert, ein modernes Computerkabinett mit 30 Plätzen eingerichtet und weitere Ausstattung beschafft. Mehr als 200.000 Euro hat der Landkreis als Schulträger investiert. Dazu kommen noch einmal 25.000 Euro für das Pilotprojekt. Parallel dazu wurden die Lehrerinnen und Lehrer geschult und Eltern über die Pläne informiert. Letztere müssen die Endgeräte der Kinder selbst bezahlen, zusätzlich stehen einige Leihgeräte bereit.
Am 1. Oktober wurden die neuen Ipads für 47 Kinder aus zwei 5. Klassen übergeben. Nach den Herbstferien begann der Unterricht mit der Computertechnik. Mit dem Betreten des Schulgebäudes wählen sich die Tablets automatisch in das Unterrichts-Netzwerk ein. Damit können die Geräte nicht mehr für Spiele oder Soziale Medien genutzt werden.
„Mit der Einführung der neuen Technik ist die Regelschule Königsee die modernste Schule im Landkreis und betritt digitales Neuland“, sagte Tammer. Die Strategie dazu wurde in einer Steuergruppe aus Lehrern und Vertretern des Landratsamtes entwickelt. Das Motto lautete „Technik folgt der Pädagogik“.
Bisher gibt es zur Arbeit mit digitalen Medien noch kein medienpädagogisches Konzept, welches mit Hilfe der Lehrer und der Schüler nun erarbeitet werden soll. Trotzdem finden sich schon jetzt zahlreiche Einsatzgebiete in Mathematik, den Sprachen oder Geografie. „Das Tablet ist auch für den Sportunterricht super, wir können Bewegungsabläufe filmen und dann in Zeitlupe analysieren“, schwärmt Tino Schmidt. Er und sein Kollege Maik Fahning legen Wert darauf, dass die Ipads nur zum Einsatz kommen, wenn sich ein Mehrwert ergibt. Deshalb kommen zum Beispiel beim Mensch-Natur-Technik-Unterricht auch klassische Hefter zum Einsatz. „Wir legen an der Schule Wert darauf, dass die Schüler weiter mit Papier und Stift umgehen können“, sagt Fahning.
Landrat Wolfram wünscht sich, dass zukünftig alle Schulen in Trägerschaft des Landkreises so ausgestattet sind, wie die Regelschule Königsee. Bedarf meldete bei dem Besuch Schulleiter Matthias Neuhof vom benachbarten Max-Näder-Gymnasium an. Dort gibt es ebenfalls großes Interesse an den Ipad-Klassen. „Durch das Pilotprojekt fällt es den anderen Schulen leichter, die Lehrer für die Digitalisierung zu gewinnen“, ist der Landrat überzeugt.
Michael Wirkner
Presse- und Kulturamt