Rudolstadt. Bundesweit sind mittlerweile zwölf Regionen im Modellprojekt Raumordnung „Lebendige Regionen“ aktiv. Ziel ist, die Regionen aktiv zu entwickeln und trotz defizitärer Haushaltslagen freiwillige Leistungen zu erbringen, um damit die Wohn- und Lebensqualität im Landkreis zu sichern.
Der Landkreis hat sich dazu zwei Schwerpunkte gesetzt: kommunale Finanzen und Leerstandsmanagement.
Im Teilprojekt Finanzen liegt ein erster Regionsbericht vor. Danach ist der Anteil freiwilliger Aufgaben am Finanzierungssaldo des Landkreises von 11,4 % (2010) auf 7,9 % (2015) gesunken (deutlicher Anstieg der Ausgaben für Hilfen zum Lebensunterhalt ab 2013). Insbesondere bei den Verwaltungsgemeinschaften können überwiegend nur pflichtige Aufgaben wahrgenommen werden.
Konkret soll im nächsten Schritt das Thema Bauhöfe untersucht werden. Am Beispiel der VG Mittleres Schwarzatal und VG Bergbahnregion soll nach einer Aufgabenkritik geprüft werden, ob die einzelnen Standorte zu einem Verbandsbauhof zusammengelegt werden können.
Weitere detaillierte Untersuchungen betreffen die Themen Vergabewesen, und bürgerfreundliche Verwaltung auf Landkreisebene durch die beauftragte DKC Kommunalberatung GmbH aus Düsseldorf.
Im Teilprojekt Leerstand ist eine große, auch räumliche ausgeprägte, Differenzierung zwischen hohem Leerstand mit geringer Nachfrage auf der einen Seite und starker Wohnraumnachfrage mit nicht ausreichend Wohnraumangeboten auf der anderen Seite festzustellen.
Langfristiges Ziel ist der Aufbau eines dauerhaften Leerstandsmanagements mit festem Ansprechpartner(n) für die Region. Zudem wurde von allen Bürgermeistern der Bedarf nach Fachberatern (z.B. Architekten, Experten vom Denkmalschutz, Wertgutachter, Rechtsberater zu schwierigen Eigentumsverhältnissen, etc.) für potenzielle Käufer bzw. Bauwillige geäußert. Die Berater unterstützen z.B. bei der Frage: „Was kann ich aus dem Objekt machen?“
Weitere Anregungen dazu wollen sich die Mitglieder der Projektgruppe bei einer Fahrt zur Initiative Rodachtal holen. Die Region hat sowohl Leerstandsmanager bzw. sogenannte Baulotsen als auch Fachberater im Einsatz. Zielgruppe der Exkursion sind die Bürgermeister und VG-Leiter der Modellregion sowie Akteure der Regionalentwicklung und Bauverwaltung.
Teil des MORO-Auftrages bildet auch die Entwicklung einer Datenbank zur Aufnahme und Bewertung von Leerstand. Die Erhebungskriterien wurden zusammen mit den Bürgermeistern erarbeitet und liegen vollständig vor. Derzeitig arbeiten die Thüringer Landgesellschaft und das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft an einer technischen Lösung zur Erhebung dieser Daten.
Die Datenbank soll Gemeinden künftig dabei unterstützen, ihre Flächen im Innenbereich zu erfassen und zu bewerten. Durch die Auswahl der Kernregion Schwarzatal als angehende Dorferneuerungsregion für die Testphase der Datenbank ist es nun möglich, am Entwicklungsprozess einer landesweiten Lösung mitzuwirken und die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem MORO einfließen zu lassen.
Am 6. und 7. November ist die Modellregion Saalfeld-Rudolstadt zudem Gastgeber für die halbjährlich stattfindende MORO-Projektwerkstatt, an der alle bundesweit verstreuten Modellregionen, sowie die begleitenden Institute und Vertreter der Bundesministeriums sich zum Erfahrungsaustausch und für Fachvorträge in Eyba zusammenfinden.
Bildunterschrift:
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der zwölf MORO-Regionen bei der Projektwerkstatt in Kiel im Mai 2017. Am 6. und 7. November ist der Landkreis Ausrichter der Projektwerkstatt, die in Eyba stattfinden wird. (Foto: Franz Flögel 2017, IAT Gelsenkirchen)