Saalfeld. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) stellte am Montag, dem 4. März, eine Studie zur wirtschaftlichen Situation Deutschlands vor und arbeitete dabei einige Unterschiede zwischen den westdeutschen und den ostdeutschen Ländern heraus. Dabei spitzten sie ihre Ergebnisse in einigen mehr als kontroversen Thesen zu. „Ich halte diese Empfehlung, sich bei der Wirtschafts- und Forschungsförderung nur noch auf Städte zu konzentrieren für das falsche Signal für den ländlichen Raum. Regionale Besonderheiten werden damit vollständig missachtet“, positioniert sich Landrat Marko Wolfram zu den Vorschlägen des IWH.
Eine stärkere Fokussierung auf die Großstädte und deren Umfeld würde das im ländlichen Raum bestehende, durchaus starke Wirtschaftsnetz unnötig ausdünnen. Gerade die Wirtschaftskrise ab 2008/2009 hat gezeigt, dass kleinere Unternehmen krisensicherer sind und flexibler auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren können. Darüber hinaus greift die Annahme des IWH, dass nur die Städte zu Zentren der Wissensgesellschaft werden können, viel zu kurz und verkennt die fruchtbare Verbindung von Digitalisierung, dezentralen Forschungszentren und vor Ort ansässigen kleinen und mittleren Unternehmen. Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt sind hochinnovative Unternehmen aus verschiedensten Branchen ansässig, auch in der Forschung und Entwicklung – hier sei als Beispiel das Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung genannt. „Die bestehenden Unterschiede zwischen Städten und dem ländlichen Raum dürfen nicht noch durch einseitige Förderung verstärkt werden. Ein Demografiefaktor bei der Zuweisung von Finanzmitteln könnte besonders betroffenen Regionen helfen, neue Perspektiven zu entwickeln“, ergänzt Wolfram.
Zudem würde sich durch eine weitere Zentralisierung die Landflucht verstärken. Weiterer Leerstand wäre die Folge, während in den Ballungsgebieten Mieten und Baupreise weiter steigen und die Verkehrsbelastung zunimmt. Schon jetzt muss die Landbevölkerung lange Wege zur Arbeit zurücklegen, das Pendeln würde weiter zunehmen. Dies ist weder dem Klimaschutz noch der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dienlich. „Aus meiner Sicht müsste es genau andersrum angepackt werden: Mit einer gezielten Digitalisierung und Dezentralisierung kann das ganze Land wirtschaftlich stärker und sicherer werden. Und die Menschen können, wie nebenbei, dort leben wo sie gerne wollen – und nicht wo ihr Arbeitsplatz es gern hätte“, schließt Wolfram.
Arne Nowacki
Presse- und Kulturamt