Saalfeld. Sturmschäden, Borkenkäfer, Trockenheit, Waldbrandgefahr – das Bild, das eine Gruppe von Fachleuten von ThüringenForst am Donnerstag bei einem Gespräch mit Landrat Marko Wolfram vom Zustand des Waldes in Thüringen zeichnete, ist dramatisch. Deshalb sollen auf Landkreisebene regionale Koordinierungsstellen eingerichtet werden, um auf lokaler Ebene geordnet, kooperativ und kurzfristig Maßnahmen für den Wald zu ergreifen. Schadensabwehr und Walderhalt sind die beiden großen Stichworte.
Forstministerin Birgit Keller hatte die Landräte im August angeschrieben, um für die Idee der Koordinierungsstellen zu werben. Sie sah bei den Landratsämtern eine Vielzahl von Aufgaben berührt, vom Ordnungsamt über die Verkehrsbehörde und die Wasserbehörde bis zum Katastrophenschutz. Diese Aufgaben werden im Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt zum größten Teil im Fachbreich 2 unter der Leitung von Christine Strubl bearbeitet, die an dem Gespräch gemeinsam mit dem zuständigen Sachgebietsleiter Tristan Liebetrau teilnahm.
Neben Hartmut Eckardt, Leiter des Forstamtes Saalfeld-Rudolstadt und seinen beiden Amtskollegen aus Neuhaus, Peter Hamers und Karsten Rose aus Gehren nahm Jürgen Hebert, stellvertretender Leiter des Landwirtschaftsamtes an der Runde teil. Die Informationen, die sie dem Landrat präsentierten, ließen aufhorchen. So waren mit Stand September 2019 landesweit 1,35 Millionen Festmeter Fichtenholz von Borkenkäfern befallen. Bis Ende des Käferjahres im Mai 2020 werden es voraussichtlich 2,5 Millionen Festmeter sein. Damit könnten 3-4 Millionen Fichten den Käfern zum Opfer fallen, schätzen die Experten. Diese summieren sich auf eine Fläche von 20.000 Hektar, das sind knapp vier Prozent der gesamten Waldfläche in Thüringen. Lärchenborkenkäfer, Kupferstecher, Kiefern-Borkenkäfer und Schwammspinner setzen auch den anderen wichtigen und häufigen Baumarten zu.
Die Hitze- und Trockenperioden der vergangenen Zeit haben aber nicht nur die Ausbreitung der gefräßigen Insekten befördert, sie lösen auch bei Buchen Stress aus. Bis Jahresende werden etwa 600.000 Buchen absterben, fürchten die Forstleute. Bei bleibender Trockenheit könnten binnen zwei Jahren zwei Drittel der Nordthüringer Buchenwälder abgestorben sein. Die Auswirkungen treffen nicht nur die Forstwirtschaft und Waldbesitzer. Durch absterbende Bäume besteht auch ein erhöhtes Gefahrenpotenzial für Waldbesucher und entlang von Straßen und Bahnlinien.
Der Freistaat hat bereits ein Bündel an Gegenmaßnahmen beschlossen. So wird die Schadensaufarbeitung finanziell gefördert. Mit bis zu 85 Prozent der Kosten können Waldbesitzer bei der Wiederaufforstung geschädigter Flächen gefördert werden. Zusätzliches Personal soll bei der Beseitigung von befallenen Bäumen helfen. Diese müssen so schnell wie möglich gefällt und aus dem Wald geschafft werden, bevor die nächste Käfergeneration ausfliegen kann, denn ein Käfer kann innerhalb eines Jahres bis zu 150.000 Nachkommen produzieren. Entsprechend sollen auch private Waldbesitzer mit Unterstützung und Ordnungsmaßnahmen bei der Bekämpfung der Plage einbezogen werden. Flankiert wird dies mit dem Beschluss des Aktionsplans Wald 2030 ff durch den Landtag, in dem konkrete Maßnahmen festgelegt werden. Da im Wald keine besondere Verkehrssicherungspflicht gilt, ist aufgrund der Schädigungen vor allem bei starkem Wind und Starkniederschlägen Vorsicht geboten.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt