Drognitz. Das Volkskundemuseum in Reitzengeschwenda ist ein Juwel im Dornröschenschlaf. Diesen zu beenden haben sich der Drognitzer Bürgermeister, Henry Drogatz, und sein Amtskollege aus Hohenwarte, Manfred Drieling, vorgenommen. Seit Monaten sind beide im Dialog, um Ideen auszutauschen, Unterstützer anzuwerben und erste Weichen für eine dauerhafte Sicherung des Museums zu stellen – mit Erfolg.
Der Gemeinderat Drognitz hat bereits erste Beschlüsse gefasst, um die nötigen Finanzen für eine Neuausrichtung bereitzustellen. Mit Bärbel Weihrauch wurde ein erfahrenes Kreistagsmitglied aus Saalfeld als Unterstützerin gefunden. Der Museumsverband Thüringen wurde ebenso eingeschaltet wie Landrat Marko Wolfram und das Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt. Erste Gespräche über mögliche Fördermittel aus dem Leader-Topf haben ebenfalls stattgefunden. Am Donnerstag vergangener Woche trafen sich die Akteure in dem alten Bauernhaus in Reitzengeschwenda, um vor Ort über die Pläne zu diskutieren.
Elvira Bischoff, Besucherbetreuerin im Museum, stellte ihr Haus den Gästen vor. Neben den beiden Bürgermeistern und Frau Weihrauch nahmen Maja Gaster, die in der Gemeinde Hohenwarte für Freizeit und Tourismus zuständig ist, Franziska Zschäck, Museumsleiterin im Freilichtmuseum Hohenfelden und Vorstandsmitglied des Museumsverbandes, sowie der Leiter des Kulturamtes im Landratsamt, Peter Lahann, an der Beratung teil.
Drogatz fasste zu Beginn den aktuellen Sachstand zusammen. In der Alten Sägemühle gegenüber dem Museum soll ein Kellerraum entrümpelt und für Besucher nutzbar gemacht werden. Dort könnte die Mineralienausstellung gezeigt werden, die sich derzeit noch in einem Raum im Bauernhaus befindet. Dieser könnte wiederum für die Preßwitz-Ausstellung genutzt werden. Dabei handelt es sich um historische Aufnahmen des im Stausee versunkenen Dorfes, für die Hohenwartes Bürgermeister Drieling seit Jahren eine geeignete Ausstellungsfläche sucht.
Parallel dazu sollen der Gemeindesaal und eine Gaststätte, die sich ebenfalls in der Alten Sägemühle befinden saniert werden. „Von der Leader-Aktionsgruppe habe ich die Aussage, dass das Vorhaben als förderfähig eingestuft wird“, informierte Drogatz. Den nötigen Eigenanteil für die Baumaßnahme hat der Gemeinderat beschlossen. Die Idee hat Charme: So könnte ein künftiger Gaststättenbetreiber im Sommer auch Kaffee und Kuchen im Hof des Freilichtmuseums anbieten.
Um Anträge auf Fördermittel stellen zu können, müssen die jetzigen Überlegungen weiter konkretisiert werden. Das kann noch eine gewisse Zeit dauern. Doch Drogatz und Drieling sind sich einig, dass sie keinen Schnellschuss wollen. So soll für die Überarbeitung der Museumskonzeption ebenfalls Fachverstand über den Museumsverband herangezogen werden. Die Finanzierung könnte über Lottomittel erfolgen. Eine entsprechende Voranfrage hat das Landratsamt bereits an die Thüringer Staatskanzlei gestellt.
Elementar für die Zukunft des Museums ist der Erhalt der institutionellen Förderung durch den Freistaat. Die Staatskanzlei ist derzeit dabei, dieses Förderinstrument für Thüringen neu zu bewerten. Damit die Einnahmequelle erhalten bleibt, haben die beiden Bürgermeister gemeinsam mit Landrat Marko Wolfram in einem Schreiben auf die neuen Überlegungen und Initiativen für das Museum hingewiesen. „Wir bitten Sie daher, die geschilderten neuen Möglichkeiten bei der anstehenden Bewertung der Institutionellen Förderung wohlwollend zu berücksichtigen“, heißt es in dem gemeinsamen Brief.
Als nächsten Schritt soll ein Förderverein gegründet werden, der unter anderem als Antragsteller für die verschiedenen Fördertöpfe notwendig ist. Drogatz und Drieling wollen dazu weitere Gemeinden und Personen als Mitglieder gewinnen. Fernziel ist eine „Museumsmeile am Stausee“, in der weitere museale Einrichtungen am Thüringer Meer ihre Kräfte bündeln und sich gemeinsam vermarkten. Die „Museumsmeile“ würde die Pläne der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Thüringer Meer ergänzen. Hohenwarte ist seit Jahren in der KAG aktiv, Drognitz hat jetzt den Beitritt beschlossen – auch das ein klares Signal für eine Neuausrichtung.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt