Saalfeld. Positiv überrascht war Kreisheimatpfleger Ralf Thun am Dienstag über die große Resonanz beim ersten Vortrag zur Kreisheimatpflege im Saalfelder Schloss. Obgleich es die erste Veranstaltung dieser Art im Landkreis war, folgten gleich weit über vierzig heimatkundlich interessierte Frauen und Männer der Einladung Thuns ins Landratsamt. In vier Vorträgen sprachen Ralf Thun, der Thüringer Heimatbund-Vorsitzende Dr. Burkhard Kolbmüller, Martin Modes vom Presse- und Kulturamt sowie Holger Biehl, der an der Kreisvolkshochschule alte Schreibschrift unterrichtet, über ihre Fachgebiete. Damit verbunden war eine Vorstellung Ralf Thuns und welche Aufgaben er sich als Kreisheimatpfleger vorgenommen hat.
Eingangs hatte Landrat Marko Wolfram die Interessierten begrüßt. „Sie wissen, dass ich sehr an diesen Themen interessiert bin. Ich bin froh, dass es mit Herrn Thun als Kreisheimatpfleger richtig voran geht.“ Zugleich verwies der Landrat noch einmal auf die Rudolstädter Heimathefte. „Damit haben wir eine Form gefunden, die inzwischen in Thüringen einmalig ist und mit der wir die Heimatgeschichte in unserem Landkreis für ein breites Publikum aufbereiten können.“
Ralf Thun strebt an, die heimatgeschichtlich Interessierten miteinander zu vernetzen und untereinander Kontakte herzustellen. Zugleich will er mit Vortragsabenden wie diesem ein Forum zur Weiterbildung der Geschichtsinteressierten schaffen. Zwei weitere Abende hat er für das laufende Jahr in Aussicht gestellt. Der erste Abend kam so gut bei den Gästen an, dass Wünsche geäußert wurden, sich öfter zu treffen. Die Vorschläge aus dem Publikum will er jetzt darauf prüfen, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten umsetzen kann. Mit seiner Internetseite und dem facebook-Auftritt bietet er Vereinen bereits an, ihre Termine auf seiner Seite und somit zentral bekannt zu machen.
Die Geschichte von Heimatschutzbewegung und Entwicklung der Heimatpflege bis zur heutigen Arbeit des Heimatbunds Thüringen erläuterte Dr. Burkhard Kolbmüller, der nicht nur Vorsitzender des Thüringer Heimatsbunds ist, sondern seinen Lebensmittelpunkt auch im Landkreis, in Bechstedt, hat. „Ich bin halt etwas schwarzatallastig“, betonte er augenzwinkernd, wenn er die Vielfalt der Arbeitsaufgaben anhand der Beispiele aus der Region erläuterte. Ursprünglich seien unter der Heimatpflege sowohl der Erhalt von Kulturdenkmalen und wie auch der Naturschutz verstanden worden, beides habe sich erst im 20. Jahrhundert auseinander entwickelt. Zugleich hätten sich in der Gegenwart neue Herausforderungen entwickelt, um zum Beispiel das Erbe der Streuobstwiesen und der vielen alten Obstsorten für die heutigen Menschen zu erhalten und auch wieder wirtschaftlich sinnvoll nutzen zu können – Stichwort regionale Wirtschaftskreisläufe.
Auf die Möglichkeiten der Rudolstädter Heimathefte als Geschichtspublikation des Landkreises ging Martin Modes vom Presse- und Kulturamt ein. Er konnte mit Hans Georg Jochmann nicht nur ein weiteres langjähriges Redaktionsmitglieds begrüßen, sondern freute sich auch über viele anwesende Autoren, Abonnenten und Leser. Derzeit gebe es einen großen Zufluss an Beiträgen. „Umso mehr sind alle Heimatkundigen eingeladen, auch weiterhin ihr Wissen mit den Lesern zu teilen und weitere Beiträge zu verfassen, so dass wir weiterhin aus der Fülle Ihrer Kenntnisse und Erfahrungen schöpfen können!“
Das neue Heimatheft liegt seit dieser Woche im örtlichen Buchhandel vor – zwei Schwerpunktthemen sind die Reformation und Friedrich Fröbel. Ein Thema , auf das schon Burkhard Kolbmüller eindringlich hingewiesen hatte. „Friedrich Fröbel und der Kindergarten sind unser Alleinstellungsmerkmal!“
Zum Abschluss war ein Vortrag von Holger Biehl über die alte deutsche Schreibschrift vorgesehen – ein Thema, über das er an der Kreisvolkshochschule unterrichtet. Sofort fesselte er die Zuhörer mit seinen Kenntnissen und bot zum Abschluss noch einen Höhepunkt. Als er ein altes Foto über das erste Auto in Unterwirbach im Jahr 1914 vorstellte und mit welchen Kennzeichen die Autos in den noch bestehenden thüringischen Kleinstaaten Anfang des 20. Jahrhunderts unterwegs waren, wurde Ortsgeschichte und Landesgeschichte lebendig. „S stand für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, während Schwarzburg Rudolstadt ein „SR“ hatte und Meiningen ein „SM“. Mit seinen bisher kaum jemandem bekannten Recherchen, machte er noch einmal deutlich, wie wichtig die schriftliche Bewahrung des Wissens über die eigene Herkunft ist.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Kontakt zum Kreisheimatpfleger Ralf Thun
Telefon: 0171/6827502
E-Mail: heimatpflege@kreis-slf.de
Internet: www.Kreisheimatpflege-SLFRU.de