Saalfeld. Am kommenden Samstag, 26. August, findet die nächste Großübung der thüringischen Einsatzkräfte an der ICE-Neubaustrecke zwischen Ebensfeld und Erfurt statt. Es ist die letzte Übung auf dem Territorium des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt. Bei der Übung unter möglichst realistischen Bedingungen werden die Tunnelbasiseinheiten aus den Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt, Sonneberg, Hildburghausen und Ilm-Kreis im Einsatz sein. Verstärkt werden sie von Rettungskräften und THW aus diesen vier Landkreisen sowie aus einigen Nachbarkreisen. Beteiligt sind damit auch Kräfte aus dem Saale-Orla-Kreis, Schmalkalden-Meiningen, Gotha, Wartburgkreis sowie aus den Städten Suhl und Weimar, die im Rahmen der Thüringer ÜMANV-Richtlinie zum Einsatz kommen (Erläuterung s. unten). 726 Übungsteilnehmer aus Feuerwehren und Rettungsdiensten sowie Polizei und DB AG haben derzeit ihre Teilnahme an der Großübung geplant, über 600 Einsatzkräfte werden im Zuge der Übung den Tunnel anfahren.
Die Planung des Übungsszenarios hat federführend Kreisbrandmeister Christian Patze übernommen, der auch die Übungsleitung innehat. Die Technische Einsatzleitung, die in der Feuerwehr Oberweißbach eingerichtet wird, übernimmt Kreisbrandmeister Ronny Wuckel. Von der Zentralen Leitstelle in Saalfeld aus erfolgt die Abforderung der Einsatzkräfte.
Bis zum Beginn des Regelbetriebes der Bahn auf der ICE-Neubaustrecke zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 sind noch drei weitere Übungen in Thüringen geplant. Für die Einsatzkräfte aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist es die vorletzte Übungsteilnahme entlang der Bahnstrecke, sie werden noch einmal bei einer Übung im Silberbergtunnel im Ilmkreis dabei sein.
Als Beobachter der Übung hat sich auch Thüringens Innenminister Dr. Holger Poppenhäger angesagt.
Übungsszenario der Übung im Fleckbergtunnel bei Katzhütte
Das Übungsszenario sieht einen Brand in einem Reisezugwagen des ICE vor, der im Tunnel Fleckberg liegen geblieben ist. Durch den Einsatz von Nebelmaschinen werden zudem der Brand des ICE und eine folglich starke Rauchentwicklung im Tunnel simuliert. Durch die Havarie können sich nicht alle Reisenden selbstständig in Sicherheit bringen und müssen von der Feuerwehr gerettet werden.
Entsprechend des Rettungskonzeptes werden daraufhin Rettungskräfte, Landes- sowie Bundespolizei und das DB Notfallmanagement alarmiert. Infolge werden die Tunnelbasiseinheiten der Feuerwehr sowie die zuständigen Sanitätseinheiten in Marsch gesetzt. Sie werden am Notausgang, der über einen befahrbaren Rettungsstollen verfügt, sowie am Nord- und Südportal des Tunnels Fleckberg eintreffen und mit der Personensuche beginnen.
Zeitgleich werden die Löschtrupps zum brennenden Zug vorrücken und die Such- und Rettungstrupps führen die Menschenrettung aus. Eine Betreuungsstelle für die Zuginsassen wird in der Turnhalle Katzhütte eingerichtet. Die weiteren für die Kräftenachführung vorgesehenen Einheiten werden den festgelegten Bereitstellungsraum Gewerbegebiet Großbreitenbach anfahren. Die Technische Einsatzleitung wird in der Freiwilligen Feuerwehr Oberweißbach eingerichtet.
Aufgrund des hohen Aufkommens von Feuerwehr- und Rettungsfahrzeugen kann es weiträumig zu Verkehrsbehinderungen im Straßenverkehr kommen.
„Wir haben wieder viel Aufwand betrieben, um eine möglichst realitätsnahe Schadenslage darzustellen. Hierzu zählen in erster Linie die Nebelmaschinen und die gut 30 Statisten mit verschiedenen Verletzungsbildern, die von der Thüringer Landespolizei gestellt werden“, so Kreisbrandinspektor Frank Thomzyk. „Mit den bisherigen Übungen verfügen wir schon über einen Erfahrungsschatz, so dass wir testen können, ob die Nachjustierung in unseren Einsatzplänen greift. Denn Kommunikation und Koordinierung der Kräfte und das Nachrücken aus den Bereitstellungsräumen funktionieren natürlich umso besser, je mehr Routine unsere Leute dabei haben.“
Erstmalig im Landkreis Umsetzung der Thüringer ÜMANV-Richtlinie (Richtlinie zur überörtlichen Hilfe bei Großschadensereignissen)
Kreisbrandinspektor Frank Thomzyk weist außerdem darauf hin, dass bei dieser Übung erstmals im Landkreis die neue ÜMANV-Richtlinie des Freistaats Thüringen angewendet wird. Aufgrund dieser Richtlinie werden bei Großschadensereignissen auch Einsatzkräfte aus den Nachbarkreisen hinzugezogen.
Zitat aus der Richtlinie: „Ist die Anzahl der Verletzten jedoch zu hoch für diese Konzepte, muss auf das leistungsfähige Potential der umliegenden Landkreise und kreisfreien Städte zurück gegriffen werden, damit die Notfallpatienten weiterhin nach den aktuellen Standards der Medizin versorgt werden können.“
Erläuterung: ÜMANV-Einheiten = Einheiten zum Einsatz beim überörtlichen Massenanfall von Verletzten
Fakten zur Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt
Die Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt ist Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 (Nürnberg-Berlin). Die Neubaustrecke wird als VDE 8.1 geführt. Sie ist 107 Kilometer lang und führt auf 12 Kilometern über 29 Brücken und auf 41 Kilometern durch 22 Tunnel.
Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ist für den Fleckbergtunnel mit einer Länge von 1.490 Metern und den 1.051 Meter langen Masserbergtunnel sowie die 385 Meter lange Massetalbrücke zwischen den beiden Tunneln zuständig.
Der Fleckbergtunnel ist ein zweigleisiger Einröhrentunnel mit einer Länge von 1490 m, der über einen befahrbaren Rettungsstollen verfügt.
Einsatz der Tunnelbasiseinheiten (TBE):
In Thüringen gibt es 18, in Bayern 10 TBE entlang der Strecke. In Thüringen werden die TBE in 6 Landkreisen (Landkreise Gotha, Ilmkreis, Saalfeld-Rudolstadt, Hildburghausen, Sonneberg, Sömmerda) und in der Stadt Erfurt vorgehalten, 4 TBE befinden sich im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. An den 4 Einheiten im Landkreis sind folgenden Feuerwehren beteiligt: FF Lichte, FF Katzhütte, FF Reichmannsdorf, FF Schmiedefeld, FF Remda, FF Rudolstadt, FF Bad Blankenburg, FF Uhlstädt, FF Leutnitz, FF Königsee, FF Remschütz, FF Leutenberg, FF Crösten, FF Steinsdorf, FF Saalfeld, FF Oberweißbach. Zu den TBE gehören darüber hinaus die Rettungsdienste.
Mit der Bildung von TBE soll sichergestellt werden, dass bei einem Schadensfall an der ICE-Strecke der örtliche Brand- und Katastrophenschutz weiter sichergestellt ist. Deshalb setzen sich die TBE aus verschiedenen freiwilligen Feuerwehren zusammen.
Im Ernstfall rücken alle TBE zum Einsatzort aus (thüringische und bayerische).
Martin Modes
Presse- und Kulturamt