Schwarzburg. Schon auf dem letzten vorhandenen Foto um 1940 über die Inneneinrichtung des Fürstlichen Zeughauses in Schwarzburg sind die Fahnen nur noch als rudimentäre Fetzen zu erkennen. Die Fahnenüberreste werden bis heute im Magazin des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg aufbewahrt. Und dennoch haben die Fahnen heute wieder Einzug im Zeughaus gehalten – als eine farbenprächtige Reproduktion.
Nach der Installierung der Kanonenrohre und Lafetten war es heute ein neuer Höhepunkt bei der Einrichtung des Zeughauses – die Aufhängung der Kompaniefahnen. Seit dem 18. Jahrhundert mussten die Schwarzburger in allen Kriegen des Reiches Militär stellen, zumeist waren es vier Rudolstädter Kompagnien, wie Kurator Jens Henkel erläutert. Jede Kompagnie hatte ihre Fahne – und mit den Fahnen präsentierten die gefürsteten Schwarzburger stolz ihre Zugehörigkeit zum Reichsadel. „Deshalb sind die Fahnen das zentrale Element in der Ausstellung im fürstlichen Zeughaus“, so Henkel.
Zu verdanken sind die neuen Fahnen zwei Restauratorinnen der Dresdner Kunstsammlungen, die ein Jahr lang an der zeichnerischen Rekonstruktion der ursprünglichen Fahnen gearbeitet hatten. „Nochmal ein Jahr hat es gedauert, die Fahnen mit ihrer Seidenstickerei und Seidenmalerei in Handarbeit wieder herzustellen. Für die Plauener Fahnenmanufaktur war das bestimmt der Auftrag des Jahres“, beschreibt es Kurator Jens Henkel augenzwinkernd.
Zu den Herausforderungen der Restauratorinnen gehörte nicht nur die Rekonstruktion der ursprünglichen Bemalungen und Stickereien, sondern auch die Recherche nach den Originalfarben der Fahnen, die auf den Fahnenresten längst verblasst sind.
Insgesamt neun Fahnen wurden gestern und heute im Mittelraum des Zeughauses aufgehängt – die Hauptarbeit leisteten dabei Magazinmeister Lars Krauße und Restaurator Thomas Rohde von der Heidecksburg – zusammen mit den Fachleuten von Urban & Urban Leipzig. Ben Claus, Thomas Rokit und Karsten Röse sind seit Monaten im Zeughaus beschäftigt, um Waffen, Rüstungen und Helme fachgerecht zu installieren. „Ohne die Unterstützung der Museums- und Ausstellungsbauer könnten wir es gar nicht allein schaffen“, sagt Henkel. In diesem Falle waren sie für die fachgerechte Hängung der Fahnen mit Stahlseilen zuständig, denn die eigentlichen Aufhängevorrichtungen können die Fahnen nicht tragen und dienen eher als eine Art Richtungsschiene.
Nachzuerleben ist der Vorgang im Mai des kommenden Jahres auch im Fernsehen. Dann läuft zum Termin der Eröffnung der Fürstlichen Erlebniswelten Schwarzburg der MDR-Film über das Erbe der Schwarzburger, den Redakteurin Ria Weber derzeit dreht – wie heute im Zeughaus. In der Region ist die Journalistin spätestens bekannt, seitdem sie die Dokumentation über „Rococo en miniature“ auf der Heidecksburg gedreht hat. Ihr Film „Von der Lust am Prunken“ kann nach wie vor für 6 Euro an der Museumskasse der Heidecksburg erworben werden.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt