Saalfeld. Landrat Marko Wolfram und sein Team des Jugendamtes suchen derzeit nach weiteren Unterstützern für ein Anti-Drogen-Projekt der etwas anderen Art. „Die Vorbereitungen für den geplanten Aufenthalt des Revolution Train, einem multimedialen Zug zum Thema Suchtprävention, sind in vollem Gange. Die ersten Spenden sind eingegangen, doch wir brauchen dringend weitere Sponsoren“, sagte Landrat Marko Wolfram.
„Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen haben das rund 20.000 Euro teure Projekt bereits unterstützt“, berichtet Doreen Gowin, Jugendschützerin des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt. Bis zum 19. Mai 2017 werden weitere Spenden gebraucht. Rund die Hälfte des Geldes konnte bislang akquiriert werden. „Die Schulen begrüßen das Vorhaben, jeder Schüler wird sich mit 2 Euro an der Umsetzung beteiligen. Auch Kombus wird uns bei der Umsetzung für die Schulen im ländlichen Raum unterstützen“, informiert Gowin.
Im September dieses Jahres soll der Ausstellungszug drei Tage lang am Saalfelder Bahnhof halten, um über die Folgen des Drogenkonsums aufzuklären. In dem Zug mit mehreren Eisenbahnwaggons wird auf sehr eindrucksvolle Weise ein Suchtverlauf anhand der realen Geschichte dreier Freundinnen skizziert. „Da es sich um eine wahre Geschichte handelt und die Ausstellungsstücke authentisch sind, hoffen wir, besonders unsere Jugendlichen zu erreichen, um ihnen die möglichen Folgen des Drogenkonsums vor Augen zu führen“, sagte Landrat Marko Wolfram, der zugleich Schirmherr des Projektes ist.
Das Präventionsprojekt, das die bisherigen Angebote nachhaltig ergänzen soll, kommt genau richtig und wird dringend gebraucht, denn „die aktuellen Zahlen der Suchtklienten im Landkreis geben Anlass zur Sorge. Sie zeigen uns, dass Handlungsbedarf besteht“, sagt Doreen Gowin.
Alarmierend ist die Zahl der Klienten mit Crystal-Konsum: lagen sie im Jahr 2011 noch bei 31, so sind jährliche Anstiege zu verzeichnen, die sich bis zum Jahr 2016 mit 109 Klienten mehr als verdreifacht haben.
Alkohol ist nach wie vor das Suchtmittel Nummer Eins; hier zeigt sich mit insgesamt 390 die höchste Anzahl der Klienten im Jahr 2016. Besonders alarmierend sind dabei die Zahlen der Alkoholvergiftungen bei Minderjährigen im Landkreis: waren es 2014 noch 9 gemeldete Fälle hat sich die Zahl im Jahr 2016 mit 17 Vergiftungen fast verdoppelt. Hierbei lagen die Werte zwischen 1,0 – 2,89 Promille. Die Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle sei, laut Gowin, vermutlich deutlich höher. 2016 gab es zudem 50 Klienten aufgrund von Cannabiskonsum und 49 Klienten mit Mischkonsum im Landkreis.
Kinder und Jugendliche - insbesondere die Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen - sowie darüber hinaus Eltern, aber auch Ausbildungsbetriebe und alle weiteren Interessierten, sollen die Gelegenheit erhalten, aktiv an einer Geschichte zum Thema Sucht teilzunehmen. „Diese Erfahrung wirkt tiefer und langfristiger, wodurch auch der Lerneffekt nachhaltiger wird“, so Gowin. Neben den Anreizen zum Nachdenken werden Abwehrmechanismen für den Fall der eigenen Konfrontation mit dem Angebot von Drogenkonsum gestärkt.
Fachkräfte des Jugendamtes, der Polizei, der Suchtberatung, des Gesundheitsamtes, der schulbezogenen Jugendsozialarbeit und der mobilen Jugendarbeit in Kooperation mit den beteiligten Schulen werden eine vertiefende Vor- und Nachbereitung des interaktiven Besuches sichern.
Als Ansprechpartnerin steht die Jugendschützerin des Landkreises, Doreen Gowin, unter (03671) 823-549 sowie jugendschutz@kreis-slf.de, gern zur Verfügung.
Da es sich um eine Kooperation mit dem Saale-Orla-Kreis handelt, ist der Aufenthalt im Anschluss auch dort geplant. Das tschechische Projekt, initiiert vom Stiftungsfond Neues Tschechien, war bereits in Sachsen und Bayern sehr erfolgreich und würde erstmals in Thüringen zu sehen sein.
Carolin Dudkowiak
Presse- und Kulturamt