Erfurt/Rudolstadt. Bereits zum vierten Mal in Folge vergibt die Landesregierung die „Kulturnadel des Freistaats Thüringen“. Mit ihr werden zehn Persönlichkeiten für ihre herausragende ehrenamtliche Arbeit im Kulturbereich ausgezeichnet. Aus Rudolstadt wird Johanna Fischer geehrt.
Die Kulturnadel wird im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung am 25. Oktober im Literatur- und Bürgerhaus Dacheröden in Erfurt durch Kulturstaatssekretärin Dr. Babette Winter, vergeben. Sie sagt vorab: „Unsere Kultur ist Fundament und Dach zugleich in unserer Gesellschaft. Öffentliche Kultureinrichtungen wie Theater, Museen und Bibliotheken sind letztlich der Besitz aller Bürgerinnen und Bürger und müssen deshalb von allen, ob Staat, Unternehmen oder gesellschaftlichen Institutionen als ‚Gemeinschaftsaufgabe Kultur‘ verstanden und getragen werden.“ Wer anderen Menschen Kultur im Alltag zugänglich mache, fördere den engagierten Gedankenaustausch in der Gesellschaft. Wer sich mit Kultur seiner Heimat beschäftige, reflektiere nicht nur historische Werte der eigenen Region und mache sich Beziehung zum eigenen Lebensraum bewusst, sondern erfahre auch, dass kein Anlass zu Konfrontation und Geringschätzung anderer Kulturen bestehe, so Winter weiter.
„Die Trägerinnen und Träger der Kulturnadel 2017 machen ‚Kultur für alle‘ und tun damit genau das, was den Kern demokratischer Kulturpolitik bildet: Sie treten für eine Haltung des Respekts und der Neugier gegenüber Kunst und Kultur ein“, so die Kulturstaatssekretärin abschließend.
Johanna Fischer erhält die „Kulturnadel des Freistaats Thüringen" für ihr herausragendes künstlerisches und kulturelles Engagement in Rudolstadt. Die gebürtige Rudolstädterin und diplomierte Kunsterzieherin Johanna Fischer gründete 1998 den Verein „Kunstwerkstatt Rudolstadt e. V." und leitet ihn seither ehrenamtlich als Vorsitzende, als Ideengeberin und Kursanbieterin. Von Anfang an versteht sich der als Jugendkunstschule anerkannte Verein als Ergänzung zum schulischen Angebot im Kunstunterricht.
Die Kinder- und Jugendkurse waren und sind seit Beginn gut nachgefragt und ausgebucht. Dass inzwischen längst ebenso beliebte Erwachsenenkurse dazugekommen sind, liegt nicht zuletzt am Berufsverständnis von Johanna Fischer: Sie ist Kunsterzieherin aus Leidenschaft. Die Kunstwerkstatt fördert einerseits künstlerisches Talent und besondere Ideen, vermittelt aber auch das Handwerkszeug dazu, um ausdrucksfähig zu werden. Diese Jugendkunstschule bietet solide Ausbildung in Theorie und Techniken, sie schult genauso den kreativen Geist und die Lust an schöpferischem Gedankenspiel in bester Manier früherer Künstlervereinigungen.
Zu den regelmäßigen Kursen zu festen Zeiten kommen thematisch ausgerichtete Wochenend- und Ferienseminare sowie Projekte als zwei weitere Säulen der Kunstwerkstatt. Johanna Fischer und weitere Kursleiter fördern wohl jeden Einzelnen, zeigen ihm mögliche Kunstwege auf, aber die Kreativität entsteht im Austausch, wird eingebracht in die Gemeinschaft und wirkt auf die Kunstwerkstatt zurück. Dabei ist es Johanna Fischer immer wichtig, die Stadt und die Region einzubeziehen.
Ähnlich aufwendig sind für die Vereinsvorsitzende immer wieder die Beschaffung von Fördergeldern und die Kontaktpflege zu anderen Kulturanbietern. Dann entstehen daraus Projekte, Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in der Region. Kunst für alle, das ist ihr schlichter, gleichwohl hoher Anspruch. Und deshalb stehen die Ateliertüren weit offen für alle Menschen aller Generationen. Hier kann sich jede und jeder einbringen, etwas leisten für den Verein, mit Gewinn für sich wie für die anderen. Das prägt Lebensart und gibt Heimat, weit über Rudolstadt hinaus. Johanna Fischer ist dabei nicht nur wichtige Ideengeberin, sie ist vor allem Ideenverwirklicherin.
Sie steht auf dem Adventsmarkt und bietet Kunst an, sie hält Kontakt zu potentiellen Förderern, sie steht in Verbindung zu anderen Vereinen und Projekten, um der Kunstwerkstatt Zukunft zu sichern und sie verteilt Aufgaben und Verantwortung so, dass Mittun zu aller Freude wird. Dabei wird oft übersehen, dass dieses Prinzip wohl die meiste Arbeit macht. Natürlich ehrenamtlich mit bürgerschaftlich engagierter Begeisterung. An der Kunstwerkstatt kommt man in Rudolstadt nicht vorbei. Gleich aus welcher Himmelsrichtung man sich der Residenzstadt im Saaletal nähert, es grüßen die Büsten berühmter Rudolstädter an den Eingängen zur Innenstadt. Diese „Säulenheiligen von Rudolstadt" sind das Ergebnis eines Projekts der Kunstwerkstatt Rudolstadt vor nunmehr schon einem Dutzend Jahren und längst nicht die einzigen Spuren dieses als Jugendkunstschule anerkannten Vereins, die die Stadt und die Region gestalten.
„Ich freue mich, dass das jahrelange engagierte Wirken von Johanna Fischer mit der Kulturnadel gewürdigt wird. Diese Auszeichnung ist mehr als verdient“, sagte Landrat Marko Wolfram. Der Landkreis fördert seit vielen Jahren einzelne Projekte der Kunstwerkstatt Rudolstadt mit seiner Kulturförderung.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt