Saalfeld. Das Bildungsministerium möchte die Ausbildung der Pferdewirte in Rudolstadt beenden und nach Sachsen verlagern. Dagegen wehrt sich der Landkreis als Schulträger der Berufsschule seit Jahren und konnte in einem Vergleich vor dem Verwaltungsgericht Gera einen Aufschub erreichen. Vor allem wurden die eigenen Bemühungen intensiviert, um mehr junge Menschen für diesen Ausbildungsberuf zu interessieren – mit Erfolg. Mit Stand von dieser Woche haben zwölf Auszubildende ihre Ausbildung begonnen. Zweistellige Zahlen gab es zuletzt im Schuljahr 2011/12.
Unter anderem hatte sich die Berufsschule mit den Pferdewirten auf der Messe Reiten, Jagen, Fischen im Frühjahr in Erfurt am Messestand des Verbandes der Pferdezüchter präsentiert. Jetzt fand auf Initiative von Landrat Marko Wolfram ein Termin zur Vorstellung des Ausbildungsberufes "Pferdewirt" statt. Eingeladen waren die Berufsberater aller Arbeitsagenturen in Thüringen sowie Berater der Arbeitgeber.
Im Mittelpunkt des Besuchs, an dem auch die Berufsschule, das Schulverwaltungsamt, die Ausbildungsverantwortliche im Landwirtschaftsamt, der Landesprüfungsausschuss und Vertreter von Ausbildungsbetrieben teilnahmen, stand der Informationsaustausch. So sollen freie Ausbildungsplätze frühzeitig den Agenturen gemeldet werden, Ausbildungsbetriebe, die Schüler- und Ferienpraktika anbieten, sollen über die Konditionen bei Praktika wie Unterbringungsmöglichkeiten informieren. „Die Gespräche waren sehr konstruktiv und hatten einen hohen Nutzwert für Ausbildungsbetriebe und Berufsberater gleichermaßen“, sagte Christine Bloßfeld, Leiterin des Schulverwaltungsamtes. Die praktische Seite des Ausbildungsberufes konnte die Delegation bei einem Besuch im Haflingergestüt Meura kennenlernen.
Im Ergebnis des Besuchs ist künftig eine direkte Beratung der Ausbildungsbetriebe mit und durch die Agenturen geplant. Die Zusammenarbeit mit allen Interessenten für einen Verbleib des Schulstandortes in Rudolstadt soll fortgesetzt werden. „Ich danke allen, die uns in unserem Bemühen unterstützen. Denn der Erhalt des Ausbildungsberufs in Thüringen ist ein Beitrag für den ländlichen Raum“, so der Landrat.
Hintergrund:
Ein Bescheid des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport hatte Ende Februar 2016 das überraschende Aus für die Berufsausbildung am hiesigen Standort und die umgehende Verlegung nach Sachsen verkündet. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass sich weniger als zehn Auszubildende für 2016 angemeldet hätten. Dieser Bescheid hatte im Landkreis für Unmut gesorgt, da zuvor die Erhaltung der Landesfachklasse bis 2018 zugesichert worden war. Der Landkreis zog vor Gericht. Der Erörterungstermin endete im August 2016 mit einem Vergleich: Danach kann die Beschulung in Rudolstadt in den beiden kommenden Jahren ohne Rücksicht auf Mindestschülerzahlen fortgeführt werden. Erst mit Beginn des Schuljahres 2018/2019 muss der Landkreis als Schulträger wichtige Gründe geltend machen, die es rechtfertigen, auch bei wenigen Schülern die Beschulung dort weiterzuführen.
Die Kammer des VG Gera hatte erhebliche Bedenken, dass das vom Freistaat gewählte Verfahren dem Gesetz entsprochen habe. Für den Fall, dass der Vergleich von einer Seite widerrufen werden sollte, hat die Kammer einen Beschluss angekündigt, der dem Eilantrag des Landkreises stattgibt. Dieser könnte vom Freistaat allerdings mit der Beschwerde vor dem OVG in Weimar angefochten werden.
Die Ausbildung gilt in Fachkreisen auch als ein Beitrag gegen Landflucht und demografischen Wandel, da er jungen Menschen berufliche Perspektiven im ländlichen Raum bietet.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt