Saalfeld. Derzeit läuft das Anhörungsverfahren zur Umstufung und Einziehung der Landesstraße 2654 von Reichmannsdorf nach Meura. Das Land möchte die Straße zwischen Reichmannsdorf und Meura ab Schlagethal ganz schließen und den Teil vom Abzweig bei Rohrbach bis zum Ortseingang dem Landkreis übertragen. Da das Land für die Querverbindung zwischen zwei Bundesstraßen zuständig ist, würde es zum Erhalt der Spange von der B281 zur B88 die bisherige Kreisstraße über Bernsdorf in seine Obhut nehmen. Gegen diese Pläne regt sich Widerstand.
Bürgermeister Detlev Schloßer und die Gemeinderatsmitglieder der Gemeinde Meura haben sich bereits hilfesuchend per Brief an Ministerpräsident Ramelow gewandt. Gestern traf sich Schloßer mit Landrat Marko Wolfram, um die Sachlage zu erörtern und Unterstützungsmöglichkeiten auszuloten. Verstärkung erhielt er von Anke Sendig, Geschäftsführerin des Haflingergestüts Meura. Beide fürchten Übles, wenn die direkte Verbindung nach Reichmannsdorf gekappt wird. „Das bedeutet einen Umweg von 6,5 Kilometern“, rechnet Sendig vor. Auf das Jahr hochgerechnet wären das rund 3000 Kilometer, die zum Beispiel ihre Mitarbeiter, die aus dieser Richtung kommen zusätzlich fahren müssten. „Vor allem sind wir dann von der Hauptverbindung in den bayrischen Raum abgeschnitten, das macht sich auch bei Tagesbesuchern bemerkbar“, sagt die Unternehmerin. Schon die Vollsperrung in Schmiedefeld im vergangenen Jahr hat zu einem großen Minus bei Tagesbesuchern geführt. Eine geplante Investition musste wegen der fehlenden Einnahmen verschoben werden.
Dazu würde die Schließung das Gestüt bei Futter- und Wassertransporten zu den weiter entfernten Weiden ebenso treffen wie bei Besuchen des Tierarztes aus Lichte. Bürgermeister Schloßer sieht neben der Belastung für Pendler auch erhebliche Konsequenzen für den Rettungsdienst und die Feuerwehr. Die Rettungsdienstfahrten würden sich durch den Umweg deutlich verlängern. Gleichzeitig käme die Feuerwehr bei einem Unfall an der neuen ICE-Strecke später am Einsatzort an. Zu diesen Sachargumenten kommt das Gefühl, im ländlichen Raum endgültig abgehängt zu werden. „Das Gestüt zieht mit seinen Großveranstaltungen tausende Besucher an, demnächst wird das Zeughaus in Schwarzburg eröffnet, das weitere Besucher in die Region locken soll. Da kann doch eine so wichtige Straße nicht geschlossen werden“, ärgert sich der Bürgermeister.
Landrat Marko Wolfram teilt die Bedenken und will einen Gesprächstermin bei Infrastrukturministerin Birgit Keller vereinbaren und dort die Argumente noch einmal persönlich vortragen. Ein Ansatzpunkt sei auch die Verkehrszählung aus dem Jahr 2012, die eine relativ geringe Fahrzeugfrequenz auf der Strecke ergeben hat. Hierzu erläuterte der für Kreisstraßen zuständige Sachgebietsleiter Marko Schönheyd dass eine Verkehrsbefragung anzuraten ist. Nur so könne ermittelt werden, wer die Verbindung als Durchgangsstraße nutzt. Eine Übernahme der Straße durch den Landkreis sei gemäß Thüringer Straßengesetz nicht möglich. „Der Landkreis muss die Dörfer an das überörtliche Straßennetz anbinden, das geschieht aber im Falle Meura bereits durch die Strecke Richtung Rohrbach“, erklärt Schönheyd. In seiner Stellungnahme im Anhörungsverfahren wird der Landkreis die Argumente der Gemeinde und des Gestüts mit aufgreifen. Nun hoffen die Beteiligten auf das persönliche Gespräch im Ministerium.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt