Schwarzburg. Mit der Eröffnung der „Fürstlichen Erlebniswelten“ kehrt die kostbare Waffensammlung der Schwarzburger Fürsten nach über 70 Jahren wieder an ihren Stammsitz in das Zeughaus auf Schloss Schwarzburg zurück. Gute elf Jahre haben der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, das Thüringer Landesmuseum, die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie der Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie gemeinsam an diesem Projekt gearbeitet.
„Die Eröffnung am nächsten Wochenende bildet den krönenden Abschluss unserer langjährigen engen Zusammenarbeit“, sagte Landrat Marko Wolfram. Der Förderverein hatte mit einer Spende über 50.000 Euro im Jahr 2007 für die Sanierung des maroden Zeughauses die Initialzündung für das Projekt gegeben. In den Folgejahren sanierte die Stiftung als Eigentümerin des Gebäudes das Objekt. Parallel dazu wurde im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg seit 2007 die historische Waffensammlung mit ihren mehr als 5.100 Exponaten als einzig noch erhaltene fürstliche Schausammlung Deutschlands restauriert. Dazu wurden Mittel der Kulturstiftung des Bundes und der Länder, des Freistaates Thüringen, des Landkreises, der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen, der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt sowie zahlreicher privater Spender eingesetzt.
„Mit den Fördermitteln wurde ein Großteil der Sammlung in einen ausstellungsfähigen Zustand versetzt“, erklärt Dr. Lutz Unbehaun, Direktor des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg. Einzelne, besonders kostbare Objekte mit tausenden Intarsienarbeiten wurden für fünfstellige Beträge restauriert. Bestimmte, für die Ausstellung zentrale Objekte, wie etwa die Schwarzburger Regimentsfahnen sind nur noch in Fragmenten vorhanden und wurden aufwändig rekonstruiert. „Zwei Restauratorinnen der Dresdner Kunstsammlungen haben ein Jahr lang an der zeichnerischen Rekonstruktion der ursprünglichen Fahnen gearbeitet. Nochmal ein Jahr hat es gedauert, die Fahnen mit ihrer Seidenstickerei und Seidenmalerei in Handarbeit wieder herzustellen“, beschreibt Kurator Jens Henkel den Prozess.
Vor drei Jahren, im Mai 2015, begann der Bau des Torhauses. Das multifunktionale Gebäude stellt den notwendigen Eingangsbereich der „Fürstlichen Erlebniswelten“ mit dem historischen Zeughaus dar und beherbergt die gesamte technische Infrastruktur. Das alte Torhaus war im Zuge der Bauarbeiten zum Reichsgästehaus abgerissen worden. Der Neubau erfolgte in der Kubatur des alten Gebäudes. Das Vorhaben wurde im Rahmen der Tourismusförderung aus Mitteln der „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ der Thüringer Aufbaubank finanziert. Die Gesamtkosten des Vorhabens Torhaus betragen rund 3,3 Millionen Euro. 90 Prozent der Kosten werden gefördert. Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt trägt mit rund 280.000 Euro zehn Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übernimmt neben den nicht förderfähigen Kosten in Höhe von 515.000 Euro auch die Erschließungskosten. Der Förderverein Schloss Schwarzburg – Denkort der Demokratie e.V. spendete insgesamt 150.000 Euro für die Realisierung.
„Ich bin dem Kreistag Saalfeld-Rudolstadt dankbar, dass er mit seiner Entscheidung zu einem Erbbaurechtsvertrag für das Torhaus den Weg für den Neubau freigemacht hat“, so Landrat Marko Wolfram.
Im Torhaus erhalten Besucherinnen und Besucher auf mehreren Ebenen touristische Informationen und werden auf die Ausstellung im angrenzenden Zeughaus vorbereitet. Daneben dient das Gebäude der Unterbringung der technischen Infrastruktur für beide Gebäude. Das Torhaus ist dank Fahrstuhl komplett barrierefrei nutzbar. Auf der Ebene 1 befindet sich der Kassenbereich mit Besucherinformation. In der Ebene darüber wurde ein Multifunktionsraum eingerichtet, der für Veranstaltungen genutzt werden kann und in dem weitere touristische Informationen über die Schwarzatalregion angeboten werden.
Der Übergang zum Zeughaus ist in Ebene 3 angesiedelt. Hier wird zur Einstimmung auf die Ausstellung ein Kurzfilm über die Geschichte des Schlosses Schwarzburg und das Fürstenhaus Schwarzburg-Rudolstadt gezeigt. Anschließend gelangen die Gäste in das Erdgeschoss des Zeughauses.
Hier wird weitgehend der Eindruck wie zu Zeiten der fürstlichen Schausammlung vermittelt – einschließlich restaurierter Regimentsfahnen und historischer Geschützlafetten. Über das Obergeschoss verlassen die Besucher dann wieder die Ausstellung und gelangen zurück in das Torhaus. Dort befindet sich eine Videoinstallation, in der sich die Leipziger Künstlerin Anna Baranowski unter dem Titel „My First Rifle“ mit dem aktuellen Thema "Faszination Waffe" auseinandersetzt.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt