Schwarzburg. Mit einem großen Fest hat der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt am Himmelfahrtswochenende die Wiedereröffnung des Fürstlichen Zeughauses Schwarzburg gefeiert. Der Landkreis und das Schwarzatal traten dabei mit einer Stimme auf und machten dieses Ereignis zum Erlebnis für Tausende Menschen.
Den eigentlichen Höhepunkt bildeten der Festakt am Freitag-abend in der Stadthalle Bad Blankenburg und die anschließende Eröffnung des Zeughauses in Schwarzburg mit dem Durchschneiden des blauen Bandes. Ministerpräsident Bodo Ramelow als Festredner, Moderator Steffen Mensching und die weiteren Redner beleuchteten die Zusammenhänge, Entscheidungen und die Mühen jeweils aus ihrer Sicht, die nach elf Jahren nun mit der Eröffnung des Zeughauses zum Abschluss gekommen sind.
Zu Wort kamen mit Landrat Marko Wolfram, dem Direktor des Thüringischen Landesmuseums Heidecksburg, Lutz Unbehaun, und dem Projektverantwortlichen Kustos Jens Henkel die Vertreter des Landkreises, Dr. Doris Fischer, die Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Nicole Schlabach von der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen sowie Kristine Glatzel, die langjährige Vorsitzende des Fördervereins Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie. Spannend wie einen Krimi ließ sie die Rettung des maroden Zeughauses und die Initialzündung dafür mittels der ersten 50-Tausend-Euro-Spende durch den Förderverein im Jahr 2007 Revue passieren. Stellvertretend für die Anwesenden formulierte sie, dass es für Waffen keinen besseren Ort geben könne, als sie dauerhaft im Museum unterzubringen.
Buntes Programm und Waffentransport mit Dampfsonderzug
Zur Eröffnung zog ein buntes Programm die Menschen nach Schwarzburg, um einen ersten Blick in das Innere von Zeughaus und Torhaus zu werfen und die 5.100 Objekte der Schauwaffensammlung zu besichtigen. Vor dem Kaisersaal präsentierten sich Vereine, im Unteren Ort hatten Bürgermeisterin Heike Printz und die Gemeinde Schwarzburg ebenfalls ein buntes Familienprogramm organisiert - beteiligt waren u.a. Kirchgemeinde und Talkirche, die Sägemühle, der Kindergarten, die Heimatstube, Handwerker und Händler der Region.
Den Höhepunkt des Festprogramms erlebte Schwarzburg am frühen Samstagnachmittag, als ein Dampfsonderzug aus Rudolstadt mit der letzten Waffe am Bahnhof Schwarzburg eintraf: Hunderte säumten den Weg vom Bahnhof zum Zeughaus, um den symbolischen Transport der letzten Waffe und den Umzug der Teilnehmer in historischen Gewändern anzusehen. Am Bahnhof Schwarzburg hatten sich dem Umzug auch die Vereine des Ortes angeschlossen..
„Die Eröffnung des Zeughauses war ein großer Tag für das Schwarzatal, den Landkreis und Thüringen. Diese neue Attraktion von europaweiter Bedeutung leistet ganz bestimmt einen wichtigen Beitrag für die touristische Entwicklung in der Region“, schätzt Landrat Marko Wolfram ein.
Die Bedeutung Schwarzburgs
Fast 1000 Jahre war Schwarzburg Stammsitz eines der ältesten und bedeutendsten Adelsgeschlechter Thüringens, bis die Nationalsozialisten 1940 die letzte Fürstin Anna-Luise von Schwarzburg-Rudolstadt verjagten und das prächtige Ensemble innerhalb weniger Monate unter dem Einsatz von Zwangsarbeitern und mit brachialer Gewalt zu einem Reichsgästehaus umzubauen begannen. Zum Ende des Krieges wurden die Arbeiten eingestellt, zurück blieb ein zerstörtes Schloss, ein dem Verfall preisgegebenes Zeughaus und eine Baulücke nach dem Abriss des Torhauses.
Die Rettung des Gebäudeensembles
Mit der denkmalgerechten Instandsetzung des Kaisersaals in den 1970er Jahren keimte erstmals wieder Hoffnung für das geschundene Objekt auf. Dennoch blieb ein Großteil des Ensembles Ruine. Das Hauptgebäude des Schlosses verfiel zusehends und das einzigartige Zeughaus drohte einzustürzen. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung des Fördervereins Schloss Schwarzburg, der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten als Eigentümerin der Liegenschaft, und des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt gelang es, eine Zukunftsvision für Schloss Schwarzburg zu entwickeln.
Sie begann 2007 mit der Sicherung und der anschließenden Sanierung des Zeughauses. Das Schwarzburger Zeughaus ist das einzige erhaltene fürstliche Zeughaus im deutschsprachigen Raum, in dem heute wieder die originale Sammlung präsentiert werden kann.
Rettung der Waffensammlung
Die heute einzigartige Schwarzburger Waffensammlung war bereits 1945 in Kisten verpackt und in einem Waggon zum Abtransport in die Sowjetunion bereitgestellt worden. Einer Gruppe heimatverbundener Rudolstädter Bürger gelang es, das zu verhindern. Der für den Transport vorgesehene Waggon wurde auf dem Bahnhof verschoben und als fahruntüchtig gekennzeichnet. So kam es, dass er erst 1949 wieder auf dem Rudolstädter Bahnhof beachtet und geöffnet wurde.
Die Waffensammlung kehrte zunächst auf die Heidecksburg zurück und wurde in den letzten Jahren instand gesetzt.
In Kombination mit dem Zeughausgebäude entstand die einzigartige Chance, die Sammlung an den historisch verbürgten Ort zurückzuführen. Wie von zahlreichen Fachkollegen bestätigt, ist das Schwarzburger Zeughaus ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Sprachraum, da nur hier die Sammlung in einem eigenen, freistehenden Gebäude mit immerhin 550 qm Ausstellungsfläche zu besichtigen ist.
Auf den Bildern finden Sie einige Eindrücke vom Eröffnungwchenende:
Ansicht in den Innenraum des Zeughauses: Die farbenprächtigen Fahnen, die bei Fahnen-Fassmann in Plauen rekonstruiert wurden, verleihen der Schauwaffensammlung eine besondere Atmosphäre.2
Mit dem symbolischen Durchschneiden des blauen Bandes wurden am 11. Mai die Fürstlichen Erlebniswelten Zeughaus Schwarzburg eröffnet - von rechts Landrat Marko Wolfram, Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Dr. Doris Fischer, Projektverantwortlicher Jens Henkel und Museumsdirektor Dr. Lutz Unbehaun.
Die letzte Waffe wird von Trägern in historischer Uniform unter großer öffentlicher Beachtung ins Zeughaus transportiert. Der MDR war vor Ort dabei, als Kustos Jens Henkel die letzte Waffe im Gestell befestigte.5
Für besondere Freude bei den Besuchern sorgten die Auftritte der verschiedenen Gruppen des Thüringer Folkloretanzensembles mit ihren aufwändigen Kostümen, Choreographien und Accessoires.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt