Saalfeld. „Die stetig steigende Zahl an positiv auf das Corona-Virus getesteten Personen in unserem Landkreis geben keinen Anlass zur Entwarnung“, fasst Landrat Marko Wolfram die aktuelle Lage zusammen. Vor einer Woche sind die teils gravierenden Auflagen zur Eindämmung der Pandemie in Kraft getreten.
Mit Meldung von Freitagmorgen sind im Landkreis 33 Personen positiv auf das Virus getestet worden, 4 mehr als am Vortag und 21 mehr als am Freitag vergangener Woche. 220 Personen stehen unter Quarantäne, bisher wurden 689 Personen auf das Virus getestet. „Während die ersten bestätigten Fälle ausschließlich auf Rückkehrer aus Urlaubsgebieten zurückzuführen waren, erleben wir jetzt verschiedene Kontaktwege und unabhängige Fälle verteilt über den gesamten Landkreis“, erklärt Wolfram. Für die nächsten Tage seien größere Sprünge bei den Zahlen zu erwarten. „Deshalb appelliere ich dringend an alle Bürgerinnen und Bürger, sich an die Auflagen zu halten“, so der Landrat.
Der Landkreis hatte mit Wirkung vom 20. März in einer Allgemeinverfügung strenge Auflagen erteilt und unter anderem die Schließung von Geschäften, Gaststätten und anderen Einrichtungen angeordnet. Am Mittwoch hatte das Land zudem die Kontakte im öffentlichen Raum weiter eingeschränkt. „Zur Durchsetzung der Maßnahmen arbeitet unser Ordnungsamt eng mit den Ordnungsbehörden der Kommunen und der Polizei zusammen. Dafür danke ich den Beteiligten herzlich“, sagt Wolfram.
Der Landkreis hat seine eigenen Maßnahmen insbesondere für Reiserückkehrer nochmal verschärft und das gesamte Ausland als Risikogebiet eingestuft. Das bedeutet für alle Zurückkommenden aus dem Ausland, dass sie 14 Tage zu Hause bleiben müssen. „Wir vertreten hier eine strengere Auffassung als das Land und das RKI und haben das dem Land gegenüber auch erläutert.“
Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus, aber auch die Vorbereitungen für eine weiter steigende Zahl von Infizierten und Erkrankten werden in mehreren Stabsgruppen koordiniert. Im Gesundheitsamt findet jeden Morgen eine Lagebesprechung mit den Fachleuten vom Infektionsschutz statt. Unter der Leitung des Landrates tritt ebenfalls täglich eine Runde mit den Fachbereichsleitern sowie den Schlüsselpersonen der Verwaltung zusammen. „Wir arbeiten eine Vielzahl von Fragestellungen ab, von der Versorgung mit Schutzausrüstung, Sicherstellung der kritischen Infrastruktur bis zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit der Verwaltung“, erklärt der Landrat.
Zudem sind die Vorbereitungen für einen 24-Stunden-Krisenstab im Schichtbetrieb getroffen. „Wir sind in dieser Woche in den Probebetrieb gegangen, um weitere Kolleginnen und Kollegen mit der Arbeit im Stabsraum vertraut zu machen.“ Darüber hinaus tagt regelmäßig ein weiterer Stab, in dem auch die Geschäftsführung der Thüringen-Kliniken sowie die Bürgermeister der Städte Saalfeld und Rudolstadt vertreten sind. Der Informationsaustausch erweise sich als elementar sowohl was die medizinische Versorgung als auch die Durchsetzung von Auflagen angeht.
Gerade in den ersten Tagen nach Inkrafttreten der Auflagen habe es ein enormes Informationsbedürfnis gegeben. Das betraf sowohl Unternehmer und Geschäftsleute als auch viele Bürgerinnen und Bürger. „Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden Kanäle genutzt - Telefon, unsere Internetseite, Medieninformationen und die sozialen Netzwerke, um bestmöglich zu informieren“, erklärt Wolfram. Neben vielen Detailfragen zu den Auflagen habe sich vor allem ein großes Bedürfnis nach Zuspruch, Rat und Hilfe gezeigt. „Der Kirchenkreis hat auf meine Anfrage sofort reagiert und ein Sorgentelefon organisiert.“ Inzwischen wollen auch andere Landkreise die Idee aufgreifen.
Keine Einziehung von Hortgebühren
Eine positive Nachricht gab es am Dienstag für Familien: Das Thüringer Kabinett hat am 24. März die Grundsatzentscheidung getroffen, dass Eltern, deren Kinder den Hort besuchen, keine Gebühren für die Zeit der derzeitigen Schließung aufgrund der Coronavirus SARS-CoV-2 Pandemie zahlen müssen. Das bedeutet auch für die Eltern von circa 1.150 Hortkindern aus den Schulen in Trägerschaft des Landkreises: Zur Fälligkeit 1. April 2020 erfolgt kein Einzug der Hortgebühren bei den Eltern, welche ein Lastschriftmandat erteilt haben. Die Eltern, die die monatlichen Hortgebühren selbst überweisen, werden gebeten, diese Zahlung für April auszusetzen. „Bereits eingegangene Gebühren werden auf unbürokratischem Wege zurückerstattet bzw. verrechnet“, sagte Landrat Marko Wolfram. Die Hortgebühren im Landkreis betragen maximal 95 Euro. „Auch ein kleiner Betrag hilft den Familien in dieser Situation.“
Antragsfrist Kulturförderung verlängert
In einer Eilentscheidung hat der Landrat zudem festgelegt, dass die Antragsfrist für Anträge zur Kulturförderung des Landkreises in diesem Jahr bis zum 30. April verlängert wird. „Viele unserer Antragsteller gehören der älteren Generation an und zählen zu den besonders gefährdeten Personen bei der Corona-Infektion“, sagt Wolfram. Die verlängerte Frist diene ihrem Schutz und eröffne zudem die Möglichkeit, Projekt auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Der Landrat wirbt bei den Bürgerinnen und Bürgern um Verständnis für die Einschränkungen im öffentlichen und privaten Leben. „Als Landrat hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich mit den Allgemeinverfügungen für unseren Landkreis das Leben der Bürgerinnen und Bürger, praktisch das gesamte öffentliche Leben, derart einschränken muss.“ Dramatisch seien die strengen Auflagen für diejenigen, die Angehörige in Pflegeheimen oder Behinderteneinrichtungen haben und diese plötzlich nicht mehr besuchen dürfen. Für viele Menschen seien die Auflagen sogar existenzbedrohend. „Ich bekomme täglich Anrufe, Mails und Briefe, in denen mich die Menschen fragen, was sie jetzt tun sollen. Denn Miete, Nebenkosten oder Kredite laufen weiter, während die Einnahmen wegbrechen. Ich kann in vielen Fällen nur auf die Soforthilfen der Landesregierung verweisen. Thüringen hat sehr schnell reagiert und einen Rettungsschirm für die kleinen Unternehmen gespannt.“ Das Kurzarbeitergeld der Agentur für Arbeit und die Grundsicherung beim Jobcenter seien weitere wichtige Hilfsmaßnahmen.
„Ich danke allen, die in ihrem Beruf weiter ihre Frau und ihren Mann stehen, damit unser Leben weitergehen kann und die Wirtschaft nicht völlig zusammenbricht. Das sind nicht nur die Menschen in der so genannten kritischen Infrastruktur. Das sind ganz viele Menschen in vielen Berufen. Das macht Mut und Zuversicht, dass wir gemeinsam diese Krise überwinden werden. Ich bitte Sie alle, befolgen Sie weiter die Regeln, bleiben Sie solidarisch und vor allem bleiben Sie gesund!“
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt