Saalfeld. Heute ist der letzte Arbeitstag des „KBI“, wie die meisten im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Frank Thomzyk nennen. Als Kreisbrandinspektor hat er seit der Gründung des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt im Jahr 1994 den Brand- und Katastrophenschutz geprägt. Die offizielle Verabschiedung durch Landrat Marko Wolfram hatte bereits am Dienstag stattgefunden, pandemiebedingt in einem sehr kleinen Kreis. „Ich habe immer gerne mit Ihnen zusammengearbeitet“, sagte der Landrat. „Sie sind das Gesicht des Katastrophenschutzes im Landkreis. Vom Bombenfund bis Hochwasser, Sie waren stets zur Stelle, Tag und Nacht. Dass wir alle ruhig schlafen können, haben wir Ihnen zu verdanken. Danke – im Namen aller Bürger im Landkreis!“
Der 61jährige gebürtige Rudolstädter Frank Thomzyk gehört zu den Persönlichkeiten, die den Landkreis seit seiner Gründung 1994 und schon zuvor seit der friedlichen Revolution von 1989 geprägt haben. 1994 übernahm er als bisheriger Rudolstädter KBI mit zwei anderen Kreisbrandinspektoren - Ralph Oehring aus dem Kreis Saalfeld und Fedor Wohlfarth aus dem Kreis Neuhaus – die Verantwortung im Brand- und Katastrophenschutzamt des neuen Landkreises. Er erhielt hier die wichtige Funktion des Kreisbrandinspektors, Fedor Wohlfarth und Ralph Oehring hatten innerhalb des Brand- und Katastrophenschutzes andere leitende Funktionen inne. Von diesem „Dreigestirn“ scheidet er nun als letzter aus dem Dienst. Ralph Oehring ist seit Juni 2017 im Ruhestand und Fedor Wohlfarth war nach langer schwerer Krankheit Anfang 2013 verstorben.
Als Frank Thomzyk KBI im neuen Landkreis wurde, hatte der studierte Ingenieur für Brandschutz schon reichliche Berufserfahrung. Im November 1980 hatte er nach Wehrdienst und Studium in der Abteilung Feuerwehr des Volkspolizeikreisamts angefangen, zunächst als Oberinstrukteur, anschließend als Leiter der Abteilung. Praktika hatten ihn zuvor nach Cottbus, Leipzig und Berlin-Mitte geführt. Schließlich wechselte er im November 1990 zum Rettungsamt des Kreises Rudolstadt und war dort beim neu aufzubauenden Brand- und Katastrophenschutz für die Gefahrenabwehr zuständig. Zum 1. Januar 1992 wurde er zum Kreisbrandinspektor ernannt – eine Funktion, die er nun 28 Jahre bekleidete, offiziell bis zum 28. Februar. Sein Nachfolger ist Jens Keppel, der sich derzeit schon in der Einarbeitung befindet.
Im Zuge der verschiedenen Umstrukturierungen war Thomzyks Amt als KBI auch immer mit Führungspositionen verbunden, als Leiter des Fachdienstes Kreisbrandinspektion oder des Fachdienstes Brand- und Katastrophenschutz. Zuletzt hat er im seit August 2020 neu gebildeten Amt für Bevölkerungsschutz die Leitung der Sachgebiete Gefahrenabwehr und vorbeugender Brandschutz übernommen.
Gefragt nach den wichtigsten beruflichen Ereignissen erinnert er sich an die Hochwassereinsätze im Landkreis – und vor allem außerhalb. 1994 hatte der Einsatz in den Partnerkreis Trier-Saarburg an die Mosel geführt, 2013 wurde die Hilfe beim Elbe-Hochwasser in Sachsen-Anhalt bei Stendal und Magdeburg geleistet. Das größte Erlebnis liegt am weitesten zurück. „Ich hatte damals gerade in Rudolstadt angefangen und war zum Grundlehrgang, als wir 1981 eine Woche beim Großbrand in Hoyerswerda im Einsatz waren.“
Geprägt hat Thomzyks berufliche Laufbahn zuletzt ein besonderes Thema. „Seit 2000 haben wir uns mit Tunneln als prägendes Bauteil beschäftigt“, erinnert er sich. Zunächst mit dem Straßentunnel, dem 2010 eröffneten Pörzbergtunnel bei Schaala, dem einzigen Straßentunnel mit gegenläufigem Verkehr. Und mit dem Bau der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Leipzig, die auf wenigen Hundert Metern bei Katzhütte durch den Landkreis führt, stand die Vorbereitung auf mögliche Großschadenslagen in den ICE-Tunneln entlang der Strecke im Mittelpunkt.
Brandschutz und Gefahrenabwehr – das bedeutete auch zahlreiche Übungen mit Feuerwehren, Polizei und Rettungskräften in den vergangenen 30 Jahren. Ursprünglich hatte er diese noch selbst organisiert, zuletzt hatte er die Organisation und Einsatzleitung weitgehend übertragen, so dass er bei den großen Übungen als Schiedsrichter mitwirkte – wie im August 2017bei der letzten großen ICE-Übung im Landkreis vor Eröffnung der Neubaustrecke am Fleckbergtunnel.
Von seinen umfangreichen Erfahrungen profitierten nicht nur die Einsatzkräfte im Landkreis – als Dozent wirkte Thomzyk auch über viele Jahre an der Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz im rheinland-pfälzischen Ahrweiler und in der Landesfeuerwehrschule in Bad Köstritz.
Brandamtsrat Frank Thomzyk geht offiziell zum 28. Februar in den Ruhestand – doch seinem Fachgebiet wird er weiterhin im Ehrenamt verbunden bleiben. Zu seinem Wirkungskreis gehören die Feuerwehrverbände auf Bundesebene, im Land und im Landkreis und die Freundschaft zum Verband in Trier-Saarburg. Im Deutschen Feuerwehrverband ist er Mitglied im Fachausschuss Einsatz, Umweltschutz, Löschmittel und im Fachausschuss Ausbildung und Forschung. Als Delegierter des Verbandes gehört er dem DIN-Normen-Ausschuss Begriffe und Bildzeichen an.
Martin ModesPresse- und Kulturamt
Foto MModes: Frank Thomzyk – ein letztes Mal mit seinem Einsatzwagen als KBI vor
dem Saalfelder Schloss