Saalfeld. Die Landkreise und kreisfreien Städten in der Region haben sich mit den örtlichen Sozialleistungsträger auf den Weg gemacht, Kooperationen zwischen den Trägern von SGB II, SGB III, SGB VIII und Staatlichem Schulamt voranzutreiben. Um den fachlichen Austausch der Standorte zu befördern, voneinander zu lernen und wechselseitig zu profitieren, haben die Vertreter der Jugendberufsagenturen in Ostthüringen einen Fachtag der Jugendberufsagenturen für Ostthüringen organisiert – tatkräftig vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS) unterstützt.
Über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Ostthüringer Landkreisen dem Saale-Holzland, Saale-Orla, Altenburger Land, Greiz, Saalfeld-Rudolstadt sowie den kreisfreien Städten Gera und Jena trafen sich dazu in der Landessportschule zum gemeinsamen Austausch über Aufbau und Arbeit der verschiedenen Jugendberufsagenturen.
„Durch die große Bandbreite der Fachkräfte aus Jobcentern, Arbeitsagenturen, Schulämtern, Jugendämtern und freien Trägern gibt es viele verschiedene Arbeitsansätze, wie wir Jugendliche am Übergang Schule-Beruf unterstützen können“, sagt Nicole Vollandt vom Bildungsministerium. „Wie die einzelnen Jugendberufsagenturen aufgestellt sind, spielt keine Rolle. Es braucht grundlegend erst einmal zwei Dinge – Herz und Verstand. Die Jugendberufsagenturen brauchen Menschen mit Herz, die für ihre Arbeit brennen. Es braucht Menschen, die den Jugendlichen auf Augenhöhe in seiner Lebenswelt wahrnehmen und mit ihm eine Perspektive für seine Zukunft gestalten. Auf diese Weise kann jeder Jugendliche im Moment seines Stolperns in der Jugendberufsagentur Halt finden.“
Engagiert und mit viel Herz moderierten Nicole Vollandt vom Bildungsministerium und Sabine Grimm von der Jugendberufshilfe Gera. Nicole Vollandt schilderte den aktuellen Stand der Jugendberufsagenturen in Ostthüringen. Was im Rahmen der Arbeit einer Jugendberufsagentur alles möglich ist und welche Möglichkeiten das Regionale Übergangsmanagement in Sachsen-Anhalt bietet, erläuterte Stefanie Glomm am Beispiel der RÜMSA- Koordinierungsstelle aus dem Jerichower Land, ehe der Austausch in Workshops vertieft wurde.
Jörg Neumerkel zeigte am Beispiel von Altenburg, wie eine Jugendberufsagentur im ländlichen Raum arbeiten kann. Vita Steinbach und Dirk Franke vom Jugendhaus Gera stellten rechtskreisübergreifende Fallarbeit am Beispiel dar. Antje Krone und Antje Müller vom Careleaver Zentrum Thüringen erinnerten an diese wichtige Zielgruppe, nämlich an junge Menschen oder Erwachsene, die einen Teil ihres Lebens in Einrichtungen der Jugendhilfe verbracht haben. Tatjana Kaulfuss, Doreen Gowin- Backhaus und Petra Brock aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt zeigten anhand der Jugendberufsagentur Saalfeld-Rudolstadt, wie Vernetzung effizient aufgebaut werden kann, um wirkungsvoll mit verschieden Fachkräften am Übergang Schule- Beruf zusammenzuarbeiten.
Das Motto „Keiner soll verloren gehen“ ist die Basis, auf der die Jugendberufsagenturen stehen. Die Größe und Vielfalt der Netzwerke zeigt, wie viele Stolpersteine es für einen jungen Menschen auf seinem Weg von der Schule hin zu Ausbildung, Studium und Beruf geben. Zugleich ist ersichtlich, wie viele unterschiedliche Partner zum Einsatz kommen können, um den jungen Menschen in jeder Lage aufzufangen.
Die Fachkräfte in den Jugendberufsagenturen geben täglich ihr Bestes – und haben zugleich Schwierigkeiten zu bewältigen. Denn während die Kosten für das breite Dienstleistungsangebot bei den Kooperations- und Netzwerkpartnern steigen, wird die Unterstützung durch die Politik dagegen immer kleiner. „Dann können Jugendberufsagenturen ihr großes Unterstützungsangebot nicht mehr aufrechterhalten und junge Menschen gehen erst recht verloren“, sagt Uwe-Jens Kremlitschka, Geschäftsführer des Jobcenters Saalfeld-Rudolstadt. „Als Fachkräfte müssen wir uns deshalb stark machen, auch in der Politik ein Umdenken anzuschieben, damit Jugendberufsagenturen auch zukünftig gute Arbeit leisten können“, ergänzt Tatjana Kaulfuss stellvertretend für die Vertreter der Basis.
Hintergrund: Fachkräftestrategie - Ausbildung ist der Schlüssel für das Berufsleben
Die Thüringer Allianz für Berufsbildung und Fachkräfteentwicklung hat in ihrer Fachkräftestrategie für die Jahre 2021 bis 2025 unter dem Leitsatz „Ausbildung ist der Schlüssel für das Berufsleben!“ als einen der ersten Handlungsansätze den qualitativen und quantitativen Ausbau der Jugendberufsagenturen benannt. Der Umsetzungsstand und die Erfahrungen, die die Verantwortlichen beim Aufbau vor Ort machen, sind dabei genauso vielfältig, wie die Bedingungen in den Landkreisen und kreisfreien Städten. Dieses Ziel auf kommunaler Ebene sollte der Fachtag unterstützen.
Voraussetzung für gute Arbeit sind gute Kenntnisse über die Maßnahmen und die Möglichkeiten am Übergang Schule zu Ausbildung, Studium und Beruf und einen Überblick über Ansprechpartner und Zugangsvoraussetzungen.
Hintergrund: RÜMSA - Regionales Übergangsmanagement in Sachsen-Anhalt
Das „Regionale Übergangsmanagement (RÜMSA)“ ist ein Förderprogramm des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration und wird mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) umgesetzt. Es dient der Gestaltung einer transparenten und dauerhaften Kooperations- und Unterstützungsstruktur für Jugendliche am Übergang Schule-Beruf. Jungen Menschen soll der Berufseinstieg erleichtert werden, indem die vielfältigen Angebote des Jugendamtes, des Jobcenters, der Arbeitsagentur, der Schulen sowie weiterer Einrichtungen stärker aufeinander abgestimmt werden. Dadurch erhalten junge Menschen leicht und unkompliziert Zugang zu Möglichkeiten und Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt.
Die regionalen Unterstützungsangebote im Handlungsfeld „Übergang Schule-Beruf“ werden rechtskreisübergreifend gebündelt und mit regionalen Partnern weiterentwickelt. Öffentliche und freie Träger sowie Schulen und Betriebe werden miteinander vernetzt und können unmittelbar mitgestalten.
Für die Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle und die Entwicklung weiterer Unterstützungsangebote können Kommunen aus dem Förderprogramm RÜMSA Mittel beantragen.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt