Paulinzella. Am Freitag besuchten Landrat Marko Wolfram, Landrat Onno Eckert (Landkreis Gotha), Landrat Matthias Jendricke (Landkreis Nordhausen) und der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein das Forstamt Saalfeld-Rudolstadt im Amtshaus in Paulinzella zu einem Gespräch über Waldthemen mit Volker Gebhardt, Vorstand von ThüringenForst und Forstamtsleiter Hartmut Eckardt. Die beiden Fachleute sind über den Zustand des Waldes ernstlich besorgt. Anhaltende Trockenheit und der Schädlingsbefall machen den Bäumen schwer zu schaffen.
Waren im vergangenen Katastrophenjahr 2,5 Millionen Festmeter Fichte in Thüringen vom Borkenkäfer geschädigt rechnet Gebhardt je nach Witterungsverlauf in diesem Jahr mit 5 bis 6 Millionen Festmetern. Die abgestorbene Waldfläche könnte im August mit 40.000 Hektar doppelt so groß sein wie im Vorjahr. „In den Monitoring-Fallen zählen wir die fünffache Käferzahl im Vergleich zum Vorjahr“, berichtet Eckardt. Der Regen der vergangenen Wochen bringt nur wenig Linderung. Im Mai war die Wasserverfügbarkeit sogar schlechter als in den beiden trockenen Jahren 2018 und 2019. „Das war der geringste Wert, den wir je in den Waldmessstationen gemessen haben“. Dabei ist das Wasser entscheidend für die Abwehrkräfte der Bäume gegen den Käfer. Bei guter Wasserversorgung produzieren die Bäume genug Harz, um die Gelege des Käfers zu verkleben.
Dieses Jahr kam zur Trockenheit noch später Frost dazu. „Wir verzeichnen auf 6000 Hektar schwerste Frostschäden“, erklärt Gebhardt. Die immensen Schäden summieren sich zudem zu hohen Kosten für die Waldbesitzer. Etwa 25 bis 35 Euro je Festmeter kostet das Fällen und Beseitigen von Bäumen – bei einem derzeitigen Verkaufspreis von durchschnittlich 25 Euro je Festmeter. Der Mindererlös gegenüber dem Jahr 2017/18 summiert sich allein im Forstamt Saalfeld-Rudolstadt auf knapp eine Million Euro. Die Kapazitäten sind begrenzt, um die riesigen Mengen Holz immer rechtzeitig aus dem Wald zu holen und zu lagern. Es müssen größere Trockenlagerplätze für das Schadholz außerhalb des Waldes geschaffen werden. „Hier könnten Sie uns unterstützen“, wandte sich Gebhardt an die Landräte und den Oberbürgermeister.
Das Forstamt Saalfeld-Rudolstadt ist für 28.700 Hektar Wald zuständig. Davon sind gut 20.000 Hektar privater Wald, verteilt auf kleine Flächen. 6.200 Hektar gehören dem Land und 2.200 Hektar ist in kommunalem Besitz. Hauptsitz ist das historische Amtshaus in Paulinzella. Das Gebäude war zwischen 2014 und 2018 aufwendig saniert worden. Dabei zeigten Untersuchungen des verwendeten Holzes, dass es erheblich älter ist als ursprünglich angenommen und vom Ende des 15. Jahrhunderts stammt.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt