Saalfeld. Am Freitag, den 14. Oktober 2022, besuchte Mykhailo Lavriv, Vorsitzender des Kreisrates des Landkreises Kalusch, zu dem der ehemalige Partnerlandkreis Dolyna jetzt gehört, zusammen mit seiner Frau Kristina Galka den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Landrat Marko Wolfram empfing Lavriv gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Kreispartnerschaftsvereins, Mathias Moersch, im Saalfelder Schloss. Das Ehepaar schilderte eindringlich die schwierige Situation in der Ukraine und warb für eine offizielle Erneuerung des Partnerschaftsvertrages zwischen den beiden Landkreisen.
Der bisherige Partnerlandkreis Dolyna ist im Zuge einer Gebietsreform im Juli 2020 im größeren Rayon Kalusch aufgegangen. Die neue Gebietskörperschaft hat gut 286.000 Einwohner, berichtete der Vorsitzende des Kreisrates. Obwohl der Landkreis im Westen der Ukraine liegt, ist der Krieg auch dort spürbar. „Wir hatten am Montag drei Stunden Luftalarm und wussten nicht, ob wir überhaupt zur deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz in Augsburg am Dienstag fahren können“, erzählt Christina Galka. Zum Glück blieb es in diesem Fall beim Alarm – die russischen Drohnen und Raketen schlugen in anderen ukrainischen Städten ein.
Dennoch wirkt sich der Krieg direkt auf den Landkreis aus. Gut 5.000 Männer und Frauen aus dem Rayon stehen unter Waffen und sind in der Verteidigung der Ost- und Südukraine eingesetzt. „Viele Verwundete kommen nach der Erstversorgung in frontnahen Lazaretten in unsere Krankenhäuser“, erzählt Lavriv. Dort fehle es an medizinischen Hilfsmitteln, Prothesen für Amputierte und generell Behandlungsmöglichkeiten für Reha-Maßnahmen. Kommunale Gebäude seien mit Flüchtlingen aus der Ostukraine belegt. Schulunterricht findet aus Sicherheitsgründen nur online statt, berichten die Eltern von drei Kindern.
Die ab März erfolgten Lieferungen von Medikamenten, Bekleidung, und weiterer Ausrüstung sowie mehrerer Fahrzeuge für den Rettungsdienst und die Feuerwehr aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt seien eine große Hilfe. „Dafür sind wir sehr dankbar“, so der Kreisratsvorsitzende. Das im September in die Ukraine überführte 27 Jahre alte, ausgemusterte Löschgruppenfahrzeug, sei derzeit in Saporischschja im Einsatz. Die Stadt im gleichnamigen Oblast steht unter ukrainischer Kontrolle, wird aber immer wieder von russischen Truppen beschossen.
Landrat Marko Wolfram bekräftigte den Willen zu weiterer Unterstützung. Als wichtigsten formellen Schritt nannte Lavriv die Aktualisierung des Partnerschaftsvertrages. Dies sei auf der kommunalen Partnerschaftskonferenz von Vertretern des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung empfohlen worden. Der überarbeitete Vertrag soll möglichst noch in der Dezembersitzung im Kreistag vorgelegt werden.
Darüber hinaus wünschte sich Lavriv vor allem den Transfer von Fachwissen, etwa auf dem medizinischen Gebiet bei der Behandlung von Soldaten, aber auch beim Aufbau von Strukturen einer freiwilligen Feuerwehr analog dem deutschen Modell. „Wir werden jetzt zusammen mit den Thüringen-Kliniken prüfen, wie wir am besten helfen können“, versprach Wolfram.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt