Residenzschloss Saalfeld
Erbauung des Schlosses (1677-1726)
Am 29. März 1677 wurde der Grundstein für das Residenzschloss Saalfeld auf dem Petersberg der Stadt Saalfeld gelegt. Der Schlossbau und die Errichtung eines Residenzquartiers dauerte fast 50 Jahre. Zunächst wurde unter Baumeister Johann Wilhelm Gundermann der Mitteltrakt des Schlosses mit zwei kurzen Seitenflügeln errichtet. Die Bekrönungssteine auf den Giebeln des Mitteltraktes enthalten die Jahreszahl 1682.
Die Stadt Saalfeld war von 1680 bis 1745 Residenz der Herzöge von Sachsen-Saalfeld, später Sachsen-Coburg-Saalfeld. Entstanden war das Herzogtum durch die Gothaische Landesteilung von 1680. Herzog Johann Ernst (1658–1729), der jüngste der sieben Söhne des im Jahre 1675 verstorbenen Herzogs Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha-Altenburg, erhielt dabei den kleinsten Landesteil, nämlich Saalfeld mit den Ämtern Saalfeld, Gräfenthal, Probstzella, der Stadt Lehesten und seit 1682 auch Pößneck, zugesprochen. Sein zweitältester Bruder, Herzog Albrecht, der bereits 1677 den Grundstein für den Schlossbau in Saalfeld gelegt hatte, übernahm nun den bedeutenderen Landesteil Coburg. Das politische Handeln Johann Ernsts diente fortan einer umfassenden „Positionsverbesserungsstrategie“, um sein Selbstverständnis als Reichsfürst zu dokumentieren.
1691 war der Wohntrakt des Schlosses bezugsfertig, und die Herzogsfamilie zog vom „Alten Schloss“ in Saalfeld in das Residenzschloss um. Die beiden Seitenflügel mit der Schlosskirche im Nordflügel (Abschluss des Rohbaus 1704) und dem Festsaal im Südflügel (Abschluss des Rohbaus 1720) wurden wesentlich später in der Regie des sächsischen Oberlandbaumeisters Christian Richter aus Weimar ausgeführt. Die Gesamtanlage des Schlosses fand mit dem Aufsetzen des Dachreiters auf den Mitteltrakt 1726 ihren Abschluss.
Treppenhaus und Schlosskapelle
Für die dekorative Gestaltung des Treppenhauses, der herzoglichen Wohngemächer und der Schlosskapelle wurden italienische Künstler engagiert. Die Gestaltung des zweiläufigen Treppenhauses als zentralem Teil des barocken Schlosses übernahm der Stuckateur Giovanni Caroveri. Als eine Art Generalunternehmer für die Schlosskapelle „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ war der Stuckateur Bartolomeo Lucchese mit seiner Werkstatt beauftragt worden. Der Maler Carlo Ludoviko Castelli führte die Fresken in der Dreifaltigkeitskirche aus. Den Kanzelaltar errichtete der Erfurter Bildhauer Gottfried Gröninger. Das die Himmelfahrt Christi darstellende Altarbild schuf der Leiter der Nürnberger Malschule, Professor Johann Murrer. Die mainfränkischen Orgelbauer Jakob Theodor Berns und Johann Funsch bauten eine Orgel mit zwei Manualen, Pedal und insgesamt 16 Registern.
Am 8. Februar 1720 wurde die Schlosskirche anlässlich der Heirat der Prinzessin Sophia Wilhelmina von Saalfeld-Sachsen mit dem Schwarzburg-Rudolstädter Fürsten Friedrich Anton eingeweiht.
Die Wiege der europäischen Dynastien
Insgesamt hatte Johann Ernst 13 Kinder, doch nur zwei der erbberechtigten Söhne, Christian Ernst und Franz Josias, überlebten den Vater und regierten ab 1729 gemeinsam. Als den Saalfeldern nach langem Erbstreit 1735 der Coburger Landesteil des kinderlos verstorbenen Albrecht zugesprochen wurde, war die Grundlage für den Aufstieg der Herzogsfamilie gelegt. Franz Josias verlegte seine Residenz nach Coburg. Seine Nachfahren heirateten in die bedeutenden europäischen Königshäuser ein, weshalb Saalfeld und das Saalfelder Schloss mit dem Stammvater Johann Ernst als eine „Wiege der europäischen Dynastien“ bezeichnet werden können.
Wussten Sie schon? Prinz George Alexander Louis von Cambridge (*22. Juli 2013), erster Sohn von Prinz William und Prinzessin Kate, ist der zehnfache-Urenkel des Saalfelder Herzogs Johann Ernst.
Umbau zum Verwaltungssitz
Nach dem Tod des ohne Erben verstorbenen Herzogs Christian Ernst 1745 wurde das Schloss als Verwaltungssitz des Amtes genutzt. Bei der letzten ernestinischen Landesteilung 1826 übernahmen die aus Saalfeld stammenden Coburger Herzöge auch das Herzogtum Gotha, der Saalfelder Landesteil wurde dem Herzogtum Meiningen zugeschlagen – und die Erinnerung an ein eigenständiges Saalfelder Herzogtum verschwand aus dem Bewusstein.
Im Zuge des Übergangs der kleinen Thüringer Fürstentümer zu Freistaaten, die sich am 1. Mai 1920
zum Freistaat Thüringen zusammenschlossen und der Thüringer Verwaltungsreform von 1922 wurde das Schloss zum Behördenhaus für den Landkreis Saalfeld umgebaut. Dabei erhielt das Gebäude eine völlig neue Raumeinteilung. Noch vorhandene, wertvolle Innenarchitekturen wurden zerstört. Lediglich das Treppenhaus und die Schlosskirche blieben in ihrem Bestand verschont. Mehrere Deckengemälde aus den herzoglichen Räumen – in Holzschnitzwerk gerahmte und auf Leinwand gemalte Ölbilder – wurden in das Treppenhaus und einen Nebenraum des Treppenhauses (heute „Galerie im Schloss“) umgesetzt.
Die seit dieser Zeit ungenutzte historische Orgel der Schlosskirche verfiel.
Schlossbrand 1953
Am 17. Dezember 1953 entfachte im Dachstuhl des Schlosses ein Brand. Die Volkswacht (ehemalige Tageszeitung der SED) schrieb dazu am 29. Dezember 1953:
„Als die Löschgruppe im Schloß erschien, war schon der ganze Dachstuhl des linken Seitenflügels in Flammen aufgegangen. Es galt, den Mittelbau und den rechten Seitenflügel zu halten und den Brand einzudämmen. Der erste Angriff begann mit drei Rohren auf den linken Seitenflügel. Die Brandbekämpfung wurde dadurch erschwert, daß es sich im Dachgeschoß im Wesentlichen um Hohlholzwände und -decken handelte, an denen sich das Feuer schnell weiterfressen konnte. Trotz der Kompliziertheit der Brandbekämpfung und der ständigen Einsturzgefahr sind keine Verletzten oder Toten zu beklagen.“
Der Mittelbau, der rechte Seitenflügel und die Schlosskapelle konnten dank des Einsatzes der Feuerwehr erhalten werden.
1984 bis heute
Nach umfangreicher Sanierung und Einbau eines neuen Fußbodens wurde die Schlosskapelle 1984 für die Öffentlichkeit als Fest- und Konzertsaal wieder zugänglich. Sie bietet mit 200 Sitzplätzen im Kirchenschiff und 80 Plätzen auf der Empore für Konzerte und festliche Anlässe ein einzigartiges Ambiente. Unter Nutzung des verbliebenen historischen Orgelprospekts wurde 1989 von der Orgelbaufirma Schönefeld, Stadtilm, eine neue Konzertorgel mit 21 Registern eingebaut.
Bis heute ist das Schloss Sitz des Landratsamtes.
Seit 1990 wurden umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Das Saalfelder Schloss mit seiner einzigartigen Kapelle ist ein gelungenes Beispiel für den harmonischen Einklang von Denkmalschutz und zeitgemäßer Nutzung eines kulturhistorisch wertvollen Gebäudes.
Veranstaltungskalender
Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blankenburg
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