Saalfeld/Hofheim. Die „Schwarzburger Gespräche“ 2017 hatten sich dem Thema „Leerstand im ländlichen Raum“ gewidmet. Matthias Hirschmüller, Leerstandsmanager in der Gemeinde-Allianz Hofheimer Land, berichtete bei diesem Regionalforum, wie es in seiner Region durch Kräftebündelung und interkommunale Kooperation gelingt, Leerstand in den Kommunen zu aktivieren und Ortskerne wieder mit Leben zu füllen. Grund genug für Akteure des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt, die sich im Rahmen eines Bundesforschungsprojektes MORO Lebendige Regionen intensiv mit dem Thema Leerstand befassen, der Gemeinde-Allianz am 23. Februar 2018 einen Besuch abzustatten und möglichst viele Bürgermeister und Akteure der Verwaltung und Kommunalpolitik für den Erfahrungsaustausch zu gewinnen.
„Aus Erfahrungen lernen!“ - Unter diesem Motto lud die Gemeinde-Allianz Hofheimer Land, eine seit knapp zehn Jahren agierende Allianz aus sieben ländlichen Gemeinden mit 53 Ortsteilen, auf Wunsch vieler externer Interessenten in das interkommunale Bürgerzentrum nach Hofheim ein. Über 85 Personen aus ganz Deutschland folgten der Einladung. Darunter 30 Vertreter aus Politik und Verwaltung des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt und der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt, die sich gemeinsam mit weiteren Akteuren aus dem Ilm-Kreis auf den Weg machten.
Der Bürgermeister von Hofheim und Sprecher der Gemeinde-Allianz sowie ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Bundorf und Mechenried schilderten überzeugend und eindrücklich, mit welchen Maßnahmen und Mitteln es ihnen in einem nunmehr 10-jährigen Prozess gelungen ist, rund 260 Leerstände in der Gemeinde-Allianz (mit insgesamt rd. 15.000 Einwohnern) wiederzubeleben oder zu beseitigen, neue Infrastruktur- und Versorgungsangebote zu schaffen und so auch den Bevölkerungsrückgang zu stoppen und ins positive umzukehren.
Zu den Bausteinen des Leerstandmanagements zählen neben einer qualifizierten Bestanderfassung, eigens aufgelegte kommunale Förderprogramme zum Bauen im Bestand, Ortskernüberplanungen, die Rücknahme von Bauplätzen in Neubaugebieten sowie die Vermarktung von Leerständen und Baulücken. Die Allianz verfolgt dabei den Grundsatz, dass Bauen bzw. Renovieren im Ortskern immer günstiger sein muss, als ein vergleichbares Objekt im Neubaugebiet.
Dass es neben viel Engagement, Mut und Rückgrat der Bürgermeister auch das Engagement, den Willen und das aktive Mitwirken der Bevölkerung sowie der Vereine, Dienstleister und Gewerbetreibenden vor Ort bedarf, zeigten unter anderem die Beispiele der drei neu gegründeten Dorfläden, die multifunktionalen Bürgerhäuser oder die neu belebten Ortskerne.
Das oft gehörte Argument, „Ja das geht bei Euch, aber nicht bei uns!“, entkräfteten die Gemeinde-Allianz-Vertreter überzeugend. Auch das Hofheimer Land war bis vor wenigen Jahren eine wirtschaftlich schwache ländliche Region, mit hoch verschuldeten Gemeinden, rückläufigen Einwohnerzahlen, negativen Bevölkerungsprognosen und hohen Leerstandsquoten.
Mit vielen interessanten Eindrücken und Anregungen kehrten die Thüringer zurück in ihre Heimatorte. Auf dem Rückweg wurde rege diskutiert, was und wie ggf. der ein oder andere Ansatz in der Heimatregion angegangen und umgesetzt werden könnte. Dass es hierzu aber weiterer motivierter und überzeugter Mitstreiter bedarf, ist allen klar. Die Exkursion wurde durch die LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt aus Mitteln des ELER-Fonds finanziert.
Christina Hutschenreuther
Beteiligungsmanagement