Erst kürzlich hatte sich Landrat Marko Wolfram mit den für den Landkreis zuständigen Forstamtsleitern getroffen, um die Waldschadenssituation zu erläutern - und man war ein wenig optimistisch: Feuchtes Frühjahrswetter eine Entlastung für den Wald
Inzwischen hat sich eine neue Situation beim Borkenkäfer ergeben - darüber informiert hier aktuell das Forstamt Schleiz
Schleiz/Lehesten. Die Gefahr für unsere Ostthüringer Fichtenwälder ist nicht vorüber. Im Gegenteil. „Wir haben alle gehofft, dass der feuchte, kühle Mai ein wenig zur Entspannung der Schadsituation im Wald beigetragen hat. Die vier Wochen haben wir gewonnen und hoffen somit, dass die Käferpopulation in diesem Jahr keine dritte Generation entwickelt. Die milde Witterung seit Anfang Juni wirkte jedoch wie ein Startschuss für die Borkenkäfer, die in der Bodenstreu und unter der Rinde überwintert haben - und zwar für alle gleichzeitig. Wir erleben dieser Tage mit Schrecken einen ungeahnt massiven Ausflug voll entwickelter Borkenkäfer, die sich zahlreiche neue Baumopfer suchen und unbekämpft innerhalb von 6-8 Wochen (Entwicklung der zweiten Generation) erneut für eine wiederum explosionsartige Weitervermehrung sorgen können", weiß Katharina Pietzko, Leiterin des Thüringer Forstamtes Schleiz. Die Situation im Wald habe sich im Vergleich zum Vorjahr keinesfalls entschärft. Frau Pietzko schätzt ein, dass die diesjährige Schadholzmenge im Forstamtsbereich mindestens das Vorjahresniveau erreichen wird.
Wichtig sei jetzt die Präsenz auf der Fläche. „Ihr Wald braucht Sie vor Ort!“ fordert Frau Pietzko die Waldbesitzer der Region auf und fügt hinzu: „Bitte unterstützen Sie Ihren Revierförster: gehen Sie raus in Ihren Wald und prüfen Sie den Befall. An den kahlen, abgestorbenen Bäumen, so traurig der Anblick ist, gehen Sie bitte vorbei. Hiervon geht keine Gefahr mehr aus, der Käfer ist ausgeflogen. Suchen Sie nach Fichten, die am Stamm (vor allem in Bodennähe) braunes Bohrmehl aufweisen. Das Erkennen befallener Bäumen erfordert anfangs etwas Übung, vor allem da die Kronen der Käferbäume häufig noch saftig grün erscheinen. Lassen Sie sich davon aber nicht täuschen - sind die Bäume erst befallen, gibt es keine Rettung mehr für sie. Wenn Sie nun einmal rausgehen - statten Sie sich (bspw. im Baumarkt) vorher mit Markierspray aus und markieren Sie auf Ihren eigenen Flächen die identifizierten Käferbäume möglichst von zwei Seiten mit einem großen, gut lesbaren „K“ für Käfer.“
Besonders gefährlich seien auch die in letzter Zeit vom Wind geworfenen oder gebrochenen Bäume mit noch grüner Krone. Durch den Sturmschaden stark geschwächt wirken sie wie ein Magnet auf die Schadinsekten und somit als neue Keimzelle für ein massenhaftes Übergreifen des Käferbefalls auf umliegende Waldbestände. Sowohl bei Windwürfen als auch bei frischem Stehendbefall sei daher höchste Eile hinsichtlich Aufarbeitung and Abtransport aus dem Wald geboten, erklärt Frau Pietzko.
„Realistisch betrachtet haben wir noch 4 bis 6 Wochen um mit gemeinsamen Kräften wirklich etwas zu bewirken. Bitte melden Sie deshalb alle Auffälligkeiten einschließlich Stückzahlen von Käferbäumen (Bohrmehl am Stammfuß/Stamm - siehe auf dem Foto) unverzüglich an Ihren Revierförster. Er wird daraufhin mit Ihnen eine Strategie erarbeiten wie mit Ihrer Fläche am besten verfahren werden kann. Sollten Sie über das nötige Knowhow verfügen, ist nun die Zeit selbst Hand anzulegen und aufzuarbeiten, was geht", appelliert Frau Pietzko. Wie im letzten Jahr könne es auch jetzt wieder passieren, dass die Holzabfuhr ins Stocken gerät. Verbleiben die Schadholzpolter jedoch zu lang im Wald, bestünde weiterhin eine große Gefahr für die anliegenden Flächen. Der Abtransport des Holzes aus dem Wald in ein Zwischenlager ist daher ein effektiver Weg die Käferentwicklung zu stören. Sollten Sie evtl. noch über Kontakte zu Flächeneigentümern oder eigene Flächen verfügen die hierfür geeignet sind (mind. 500 m Entfernung zu Fichtenwald), treten Sie bitte sehr gern in Kontakt mit Ihrem Revierförster vor Ort.
Nach wie vor werden viele Maßnahmen im Zusammenhang mit Borkenkäfersanierung gefördert. Allein für die Aufarbeitung von Schadholz erhalten Sie bei erfolgreicher Beantragung mind. 7,50 €/FM vom Land Thüringen. Auch der oben erwähnte Transport in ein Zwischenlager wird gefördert. Hinzu kommt, dass der Holzmarkt sich aktuell erholt. Wer jetzt schnell handelt, kann auch Käferholz zu guten Konditionen verkaufen. „Wir hoffen, dass die positive Tendenz am Holzmarkt anhält, aber eine Garantie gibt es dafür nicht.“ bemerkt Frau Pietzko und ist sich sicher: „Nur wenn jetzt alle Akteure im Wald zusammenarbeiten, haben wir gemeinsam eine Chance die nächste Käferwelle einzudämmen. Bleiben Sie daher bitte immer in Verbindung mit Ihrem Eigentum, Ihrem Wald, Ihren Waldnachbarn und Ihrem Revierförster.“
Eine Mitteilung aus dem Thüringer Forstamt Schleiz, das auch für die Region um Lehesten zuständig ist
Das Thüringer Forstamt Schleiz ist das südöstlichste Forstamt Thüringens, gelegen in den Landkreisen Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt an der Grenze zu Sachsen und Bayern. Die Ausdehnung in Nord-Süd Richtung beträgt 33 km, die in Ost-West Richtung 39 km.
https://www.thueringenforst.de/ueber-thueringenforst/forstaemter/forstamt-schleiz/uebersicht/
Zu den weiteren Forstämtern mit Zuständigkeiten im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt:
www.thueringenforst.de/ueber-thueringenforst/forstaemter/forstamt-saalfeld-rudolstadt/uebersicht/
www.thueringenforst.de/ueber-thueringenforst/forstaemter/forstamt-gehren/uebersicht/
www.thueringenforst.de/ueber-thueringenforst/forstaemter/forstamt-neuhaus/uebersicht/