Saalfeld. Am vergangenen Freitag war das Buch über die Forschungen an der Erdgastrasse EGL 442 „Archäologische Forschungen zwischen Vogtland und Rennsteig“ in der Saalfelder Schlosskapelle einem großen Besucherkreis vorgestellt worden. Aus ganz Thüringen und darüber hinaus hatten Interessierte den Weg nach Saalfeld gefunden hatten. Heute nutzte Gebietsreferentin Dr. Ines Spazier vom Thüringer Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie (TLDA) mit ihrem Kollegen Thomas Queck die Gelegenheit, um Landrat Marko Wolfram noch einmal über die Höhepunkte der Forschungen entlang der Erdgastrasse zu informieren.
Vier Jahre hatten die Mitarbeiter des TLDA – zeitweise bis zu 30 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten, nicht nur aus der Archäologie, sondern etwa auch aus der Botanik und der Geologie - die Funde entlang der Erdgastrasse aufgenommen. An den Fundplätzen konnten teilweise sensationelle Ergebnisse erzielt werden, die in dem neuen Sonderband des TLDA auf 420 Seiten präsentiert werden. Viele der Befunde entlang der 110 Kilometer langen Erdgastrasse befinden sich dabei auf dem Gebiet des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt.
Zu den „kleinen Meilensteinen in der Archäologie“ gehört der Fund des Gräberfeldes bei Unterwellenborn aus dem 2. Jahrhundert vor Christus bis ins 2. Jahrhundert nach Christus. „So etwas gibt es in ganz Thüringen nicht“, so Dr. Spazier. „Und damit erhält der Landkreis in der Forschung auch deutschlandweite Beachtung.“
Ungewöhnliche Erkenntnisse konnten die Archäologen aus Funden bei Birkigt ziehen – nämlich, dass es dort schon im 7. und 8. Jahrhundert slawische Siedlungen gegeben hatte. Es gebe nur wenige derartige Orte in Deutschland, so die Gäste vom TLDA. Nachweise wurden auch für den frühen Bergbau in der Region gefunden.
Der sensationellste Fund, das „Regenbogenschüsselchen“, eine Goldmünze mit 13 mm Durchmesser, war allerdings wenige Kilometer hinter der Landkreisgrenze in Seisla gefunden worden. Besonders seien auch Ergebnisse aus dem Landkreis Sonneberg: Dort wiesen viele Pollen auf eine jungsteinzeitliche Besiedlung hin.
„Als Vorsitzender des Vereins Geopark Schieferland interessieren mich besonders die geologischen Erkenntnisse“, bemerkte Landrat Wolfram. Denn mit der geologischen Untersuchung auf 110 Kilometern Länge haben die Geologen eine einmalige Grundlage, um ihre Kartierung zu überarbeiten und auf einen neuen Forschungsstand zu bringen.
„Mit dem Buch wollen wir den Menschen in der Region etwas in die Hand geben“, so Spazier. Damit ist in enger Abstimmung mit dem Vorhabenträger, der Ferngas Netzgesellschaft, auch nach dem Ende der Ausgrabungen etwas Bleibendes entstanden.
Entlang der Erdgastrasse hatte das TLDA viele junge Nachwuchsforscher aus der Region beschäftigt, die im Anschluss neue Aufgaben gefunden haben. Davon profitiert auch der Landkreis Saalfeld -Rudolstadt: Jörg Fritz, seit über einem Jahr im Landratsamt für den Denkmalschutz zuständig, war zuvor vier Jahre an den Ausgrabungen beteiligt und schreibt in dem Buch in zwei Artikeln über die Judenstraße und über Bergbaurelikte am Roten Berg und in Knobelsdorf.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
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