Saalfeld. Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, dass im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ein soziales Wohnungsbauprojekt realisiert wird. Das nahm Ministerpräsident Bodo Ramelow am 6. September zum Anlass, um anlässlich eines kleinen Baustellenfestes das Gebäude zu besichtigen, für das insgesamt 3,4 Millionen Euro an Fördermitteln und zinsgünstigen Darlehen vom Bund und Landfließen. „Und das ist öffentliches Geld, das hier in die Region zurückfließt“, freut sich Ramelow.
Immerhin bis 2016 reichen die Bemühungen der Gemeinde Kaulsdorf und des AWO-Kreisverbandes Saalfeld-Rudolstadt zurück, ein Seniorenhaus zu errichten. Nun entsteht seit diesem Jahr ein großes Wohngebäude zwischen Hauptstraße und Saale im Gebiet „Zur Oschütz“, in dem 31 barrierefreie oder barrierearme Wohnungen und eine Tagespflege entstehen. Die Weichen dafür hatte noch der damalige Bürgermeister Hans-Jürgen Oßwald gestellt, woran die heutige Bürgermeisterin Kerstin Barczus ausdrücklich erinnerte.
„Das ist ein Glückstag für Kaulsdorf“, nahm Landrat Marko Wolfram die positive Stimmung der Gäste auf, die zum nachgeholten Spatenstich zur Baustelle mit dem Rohbau gekommen waren. Er hob hervor, dass der Landkreis mit seiner Fachplanung Familie die Weichen stelle für einen sozialen Landkreis. „Dafür braucht es Akteure – und einer davon ist die Arbeiterwohlfahrt, die sich überall im Landkreis engagiert.“ Das neue Gebäude sei eine wunderbare Ergänzung zu den vielfältigen Einrichtungen der AWO. Verträgliche Mietpreise sicherten die gleichberechtige Teilhabe von allen Menschen. „Ein sozialer Landkreis, die strategische Entwicklung des Tourismus zum Beispiel am Thüringer Meer, lebendige Kultur und aktive Künstler als weiche Standortfaktoren machen das Leben im Landkreis lebenswert.“
Die Fördermittel für das Projekt waren im Mai 2020 bewilligt worden, doch der offizielle Spatenstich am 30. November 2020 fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Dennoch habe man gebaut und liege sowohl im Zeitplan wie im Kostenplan, führte eingangs AWO-Vorstandsmitglied Benjamin Redlingshöfer aus. Er ließ den bisherigen Verlauf Revue passieren und bedankte sich für die wohlwollende Unterstützung und Begleitung durch Ministerpräsident Bodo Ramelow. Gemeinsam versenkten sie die Zeithülse in 70 Zentimetern Tiefe. Zuvor hatten sie diese mit der Tageszeitung von heute und der Rede Ramelows gefüllt – die wegen des vielen Papiers beinahe überquoll.
Ministerpräsident Bodo Ramelow hob in seiner festlichen Rede ausdrücklich das Engagement und die Hartnäckigkeit der Kaulsdorfer Bürgermeisterin hervor, „die sich nicht abhalten lässt und in der Staatskanzlei anruft, wenn es irgendwo klemmt. Es ist was los im ländlichen Raum. Und es liegt an den Akteuren vor Ort, dass sich etwas bewegt.“
Dafür bedarf es auch sozial engagierter Unternehmen, die sich der Region verpflichtet fühlen. Die AWO in Thüringen trage dazu erheblich bei, in dem sich bereits auf die Reaktivierung und Umnutzung von Leerständen spezialisiert habe. Kraftvoll in gebundenes Wohneigentum zu investieren, sei eine richtige Entscheidung für die Menschen, die hier leben wollen. „Die Menschen wollen daheim leben und nicht ins Heim müssen.“ Um dauerhaft die Region stark zu machen, bedürfe es neuer Ansätze zur Veränderung in der Gesellschaft. „Und Kaulsdorf ist dafür ein guter Ort.“ Zum Ende des öffentlichen Teils führte Architekt Dr.-Ing. Rainer Lindenmann die Ehrengäste durch den Rohbau und erläuterte die Konzeption.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Fotos: LRA Martin Modes