Saalfeld. „Der Wald braucht weiter unsere Aufmerksamkeit und eine gut abgestimmte Arbeitsweise der unterschiedlichen Akteure“, zog Landrat Marko Wolfram am Donnerstag der vergangenen Woche das Fazit bei einer Besprechung mit den Vertretern von Thüringenforst, deren Forstämter den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt betreuen. „Aber immerhin ist haben wir jetzt eine insgesamt spannende und wieder mehr optimistisch stimmende Situation für den Wald und seine Besitzer.“
Noch als Landwirtschaftsministerin hatte Birgt Keller im Jahr 2019 die enge Zusammenarbeit und den engen Kontakt der Landkreise und der Forstverwaltung in Koordinierungsgruppen angeregt. Deshalb trafen sich der Landrat und die Mitarbeiter der Unteren Jagdbehörde für dieses Jahr mit den Leitern des Forstamtes Saalfeld-Rudolstadt mit Sitz in Paulinzella, des Forstamtes Gehren, das für das Revier im Schwarzatal zuständig ist, und des Forstamtes Neuhaus, das Gebiete im ehemaligen Kreis Neuhaus bis nach Katzhütte bewirtschaftet. Als Vertreter des Zweigstelle Rudolstadt des Thüringer Landesamts für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) nahm der stellvertretende Leiter des Referats 54, Jürgen Hebert, teil.
Hauptthema war die Situation beim Borkenkäferbefall, aber auch die Wildschadenssituation und die Entwicklung des Holzmarktes.
„Der erste Borkenkäferschwarmflug ging in diesem Jahr im südlichen Teil des Landkreises in den tieferen Lagen vehement los“, schilderte der Leiter des Forstamtes Saalfeld-Rudolstadt, Hartmut Eckardt, die Situation. Insgesamt wird es als weitere Katastrophe eingeschätzt. Dennoch sei die Situation bei den Kalamitätsflächen, also den Kahlschlagsflächen, im Landkreis noch überschaubar, insbesondere im Vergleich mit dem Landkreis Sonneberg.
Inzwischen sehen die Mitarbeiter von Thüringenforst aus allen drei Forstämtern auch eine leichte Entspannung für das neue Borkenkäferjahr, das von Juni bis Mai dauert. „In diesem Jahr ist die Entwicklung anders. Die Schadenszahlen sind zwar dramatisch. Aber durch die feuchte und kühlere Witterung hat sich alles verzögert“, schätzt es Peter Hamers, Leiter des Forstamtes Neuhaus, ein. „Nach drei schweren Jahren haben wir endlich die Chance, das Rad ein Stück weit zurückzudrehen und bei der Waldbewirtschaftung wieder etwas aufzuholen. Auch wenn das nicht über Nacht geht – der Wald hat damit eine andere Perspektive.“
In den tieferen Lagen hat sich der Schwarmflug der Buchdrucker um fast vier Wochen nach hinten verlagert Die Entwicklung einer dritten Käfergeneration wird voraussichtlich 2021 nicht stattfinden. Nach den letzten drei extrem trockenen Jahren profitieren die Wälder vom bisherigen nassen, feuchten und nicht allzu warmen Wetter. Die Bäume sind vitaler als in den Vorjahren und ihre Abwehrkraft ist besser. „Wir gehen gut wasserversorgt in den Sommer hinein“, so Peter Hamers.
Positiv wirkt die derzeitige Holzmarktsituation für die Waldbesitzer. So konnten im Forstamt Saalfeld-Rudolstadt von Januar bis April 75.000 Festmeter Schadholz aufgearbeitet und weitestgehend verkauft werden. Mit gestiegenen Preisen auf 45-50 Euro pro Festmeter war das wieder kostendeckend möglich, im Jahr 2020 war das kaum möglich gewesen.
Die Wiederaufforstung der Kahlflächen muss nach dem Thüringer Waldgesetz innerhalb von sechs Jahren erfolgen. Karsten Rose, Leiter des Gehrener Forstamtes, machte schließlich auf ein Dilemma bei der Aufforstung aufmerksam. Bei den Besitzern von Privatwald gebe es oft eine Aufforstungseuphorie. Oft ist es dann aber schwer, die notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Vieles kann von Natur aus zuwachsen, wenn es nicht durch zu hohe Bestände des verbeißenden Schalenwildes, wie Rot- und Rehwild daran gehindert wird. Hier sind die Jäger in der Verantwortung, ihren Anteil zum Gelingen einer möglichst breit geförderten Naturverjüngung beizutragen. „Durch die Kontrolle der Streckenlisten, welche nach dem Thüringer Jagdgesetz vierteljährlich bei der Unteren Jagdbehörde einzureichen sind, können die Erfüllungen der Abschusspläne des laufenden Jagdjahres der einzelnen Jagdreviere eingesehen und gegebenenfalls regulierend eingegriffen werden, um einen nach Bundesjagdgesetz dem Lebensraum angepassten Wildbestand zu erreichen“, sagt dazu Herr Liebetrau von der Unteren Jagdbehörde.
Die drei Forstamtsleiter weisen darauf hin, dass aktuell die wichtigste Aufgabe für die Waldbesitzer darin besteht, den jetzt begonnenen frischen Befall der Borkenkäfer zu erkennen und in den nächsten drei bis fünf Wochen zu sanieren. Gelingt dies nicht, ist die weitere Ausbreitung und somit der weitere Verlust von ertragreichen Fichtenbeständen unausweichlich.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Foto Martin Modes:
Forstamtsleiter Hartmut Eckardt erläutert anhand der Landkreiskarte die Waldschadenssituation im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Im Bild v. li. Karsten Rose Forstamtsleiter Gehren, Harmut Eckardt, Landrat Marko Wolfram, im Hintergrund Jürgen Hebert von der Zweigstelle Rudolstadt des Thüringer Landesamts für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) und Amtsleiter Peter Hamers vom Forstamt Neuhaus
Hintergrund
Als Forstministerin hatte Birgit Keller im August 2019 die Idee der regionalen Koordinierungsstellen auf Landkreiseben angeregt. Schadensabwehr und Walderhalt sind das zentrale Thema der Koordinierungsgruppen.
Erstmals hatten sich Landrat Marko Wolfram, die Forstamtsleiter, die Mitarbeiter der Unteren Jagdbehörde und des Thüringer Landesamts für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) dazu im Herbst 2019 getroffen. Damals hatten die Forstexperten ein dramatisches Bild vom Zustand des Waldes gezeichnet.