Erfahrungsbericht: Verwaltungsfachangestellter

Am 1. September 2022 begann die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt. Als ehemaliger Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg hatte ich schon etwas Kontakt mit dem Landratsamt, worüber ich auf eine Ausbildungsmöglichkeit aufmerksam wurde. Der Beruf erschien mir attraktiv, interessant und sicher, weswegen ich meine Bewerbung einreichte.
Die Einführungswoche vom 01. bis 07.09.2022
Nach einem Eignungstest, einem Bewerbungsgespräch und einem gemeinsamen Sommerfest mit meinen zukünftigen Kollegen und Kolleginnen konnte ich schließlich am 1. September die Ausbildung beginnen. In einer gemütlichen Zeremonie stellte sich die Dienststellenleitung und der Landrat den neun neuen Auszubildenden vor, woraufhin nach einigen Fotoaufnahmen die ersten Einweisungen, Belehrungen und Hausrundgänge folgten. Besonders letzteres erweckte mein Interesse. Das schöne Schloss enthält noch viele Schätze aus der Zeit seiner Erbauung und ist ein echter Hingucker.
Am Freitag wurden wir in das Bildungswerk in Saalfeld geladen. Auch die Auszubildenden der Stadtverwaltung Saalfeld waren anwesend. Zusammen nahmen wir an einem Seminar zum Thema soziale Kompetenzen teil, bei dem ich viel über den Umgang mit anderen Menschen und die Einschätzung des Selbst lernen konnte. Der Dozent war sehr freundlich und statt eines gefürchteten Frontalunterrichts stellte sich schnell eine gemeinschaftliche und entspannte Atmosphäre ein.
Der nach dem Wochenende folgende Montag enthielt einen kleinen Ausflug in die anderen zwei Hauptgebäude des Landratsamtes mit einigen Auszubildenden des zweiten Lehrjahres. Dabei lösten wir spannende Rätsel und trafen die Sachbearbeiter vieler verschiedener Ämter persönlich, welche uns ihre Tätigkeiten kurz, manchmal auch etwas tiefgründiger, vorstellten. Dies bot eine gute Gelegenheit, sich sowohl mit schon länger angestellten Sachbearbeitern, als auch mit erfahrenen Auszubildenden auszutauschen und für die kommenden Wochen, Monate und Jahre wichtiges Wissen zu sammeln.
Am Dienstag erfolgte die Einführung in die Technik des Landratsamtes. Es zählten Logins, E- Mails, Dokumentablagesysteme und allgemeines Prozessmanagement zur Agenda des Tages. Dabei konnte viel kritisches Wissen über die interne Struktur der Aktensysteme des Landratsamtes gelernt werden.
Letztlich schloss sich der Mittwoch noch an die erfolgreiche Einführungswoche an. Nach einer Erläuterung über die richtige Führung des Berichtsheftes, die Handhabung der VSV und einem kurzen Telefontraining wurde uns die Kreiskämmerei vom Kreiskämmerer vorgestellt. Zum krönenden Abschluss stand ein Besuch im Zeughaus des Schlosses Schwarzburg an. Das Zeughaus ist definitiv einer der schönsten Orte im Landkreis für mich und ein passender Abschluss, um am nächsten Tag in die Ausbildung zu starten.
In den folgenden Wochen lernte ich meine Kollegen und Kolleginnen kennen, welche mich in den Ablauf des Sachgebietes Personal einführten. Mir wurden anspruchsvolle, praktische Aufgaben anvertrauten. Es wurde besonders darauf Wert gelegt, dass man keine Scheu davor haben soll, einfach nachzufragen, sollte ein Problem auftreten. Auch Kollegen und Kolleginnen aus anderen Ämtern lernte ich schnell durch die Diversität der Aufgaben kennen. So traf ich bereits allerlei Mitarbeiter, als ich beim Umzug der BAföG- Stelle half, bei der Digitalisierung des Ausländerwesens eingesetzt wurde oder als ich mit der Inneren Verwaltung in Kontakt kam. Man weiß nie, was einen erwartet, wenn man morgens durch die Türen schreitet. Auch der Austausch mit anderen Auszubildenden offenbart die Vielfalt der Richtungen, in welche sich die Ausbildung entwickeln kann.
Seminarfahrt nach Weimar vom 17. bis 20. Oktober 2022
Noch nicht einmal zwei Monate nach Anfang der Ausbildung beginnt die erste Seminarfahrt an die Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte in Weimar. Voller Vorfreude erschienen wir kurz vor um zehn in Weimar. Schon bei der Hinreise wurde klar, wie schön die Stadt ist. Bereits der Hinweg führte uns entlang des Stadtschlosses und der Ilm über die Kegelbrücke. Die Architektur in der Stadt ist einfach umwerfend. Nachdem wir eingetroffen sind wurden wir auch schon von dem Seminarleiter begrüßt. Er ist besonders bekannt für seine ungewöhnliche, aber dennoch äußerst spaßige Methodik in seinen Seminaren. Nach einer kurzen Einstiegsrunde brachte er uns sofort das Thema der Menschenwürde nahe. Das ganze Seminar drehte sich um die Thematik des Nationalsozialismus und dessen Verbindung mit der Stadt Weimar als ehemalige Gauhauptstadt. Dazu engagierten wir uns in einer Stadtrallye, um mehr herauszufinden. Meine Gruppe und ich kamen an Häusern, die einst jüdischen Familien gehörten und den ehemaligen Gestapo Hauptquartieren des Gaus vorbei. Dabei lernten wir viel Neues über die Geschichte, welche dort stattfand. Nach einer weiteren Diskussion bezüglich der Bedeutung von Würde war der Seminartag auch schon wieder vorbei. Abends besuchte unsere Gruppe dann die Bowlingbahn im nahe gelegenen Einkaufszentrum.
Am zweiten Tag des Seminars unternahmen wir nach kurzer Theoriephase einen Besuch mit Führung in der Gedenkstätte Buchenwald. Die Hinreise im Regen hätte nicht passender zur Thematik sein können. Trotz des schlechten Wetters an diesem Tag konnte uns die Geschichte des Lagers tiefgründig verständlich gemacht werden. Der Gruppenführer gab den Sachverhalt verständlich wieder und schockierte uns mit den Details des alltäglichen Lebens in den Konzentrationslagern. Obwohl es sich nur um eine der kürzeren Führungen handelte, so Bestand dennoch innerhalb der Gruppe ein tiefes Mitleid für die Opfer des Nationalsozialismus. Zuletzt besuchten wir noch die Ausstellung in den alten Waschhäusern des Lagers. Dort erfährt man die individuellen Schicksale der Häftlinge und die Entwicklung des Konzentrationslagers in Verbindung mit der Kriegssituation. Meiner Meinung nach ist dies einer der interessantesten Teile der Gedenkstätte.
Nach dem sehr gelungenen Dienstag wurde es am Mittwoch Zeit, die Erlebnisse zu reflektieren. Theoretische Diskussionen wechselten sich mit Teamarbeiten und Aktivitäten ab, wobei vor allem die demokratischen Prinzipien, die Menschenwürde, Vielfalt und schließlich auch die Verantwortung einer Verwaltung aufkamen und vertieft wurden. Beendet wurde dieser Tag mit einigen Stunden in den von der Bildungsstätte zur Verfügung gestellten Gemeinschafts- und Spieleräumen.
Donnerstag war der letzte Tag der Seminarfahrt. Er begann mit einer Übung zur Gruppendynamik und die Aufteilung in zwei Workshops. Ich wählte mich in den Workshop mit dem Thema der Verwaltung in Verantwortung, welcher sich vor allem auf die Frage der Verantwortung für die Verbrechen des NS- Regimes fokussiert. Dabei hielten wir einige sehr spannende Debatten und leiteten gleich auf die Werte der Verwaltung über. In der anschließenden Auswertung hatten wir die Gelegenheit, uns bei unserem Dozenten für so eine schöne Woche zu bedanken.
Als Fazit würde ich diese vier Tage, die in Weimar verbracht wurden als sehr gelungen bezeichnen. Die Unterkunft ist sehr schön, genauso wie die Stadt, das zur Verfügung gestellte Essen schmeckt gut und das Seminar bot einen gesunden Mix zwischen praktischen Erlebnissen und spannenden, theoretischen Aufgabenstellungen, die oft in Gruppenarbeit gelöst wurden, zusammen mit einem freundlichen Dozenten. Nach dem Unterricht verblieb genügend Zeit, etwas mit seinen Kollegen zu unternehmen. Alles in allem war es eine sehr schöne Erfahrung.
Falk Buttig
Auszubildender Verwaltungsfachangestellter, 1. Lehrjahr
Veranstaltungskalender
Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blankenburg
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