Bechstedt. Zum 80. Jahrestag der Hinrichtung von elf jungen Polen in Bechstedt durch die Nationalsozialisten am 19. Dezember 1941 soll die Gedenkstätte im Ort saniert sein. Am Montag traf sich Landrat Marko Wolfram mit Bürgermeister Jürgen Patschull, Dr. Harry Stein, Kustos der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie Thomas Müller und Jürgen Powollick von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Basisgruppe Rudolstadt (VVN), sowie Vertretern des Umwelt- und Bauordnungsamtes im Landratsamt, um das weitere Vorgehen zu beraten.
Zuvor hatten die Mitglieder der VVN bereits Grünpflegemaßnahmen durchgeführt und einige brüchige Bäume entfernt. Handlungsbedarf gibt es am Treppenaufgang zum Gedenkstein, beim Natursteinpflaster aber auch bei den Gedenktafeln für die elf Hingerichteten sowie einen weiteren Polen, der auf der Fahrt vom KZ-Buchenwald nach Bechstedt verstorben war. „Hier sollte die polnische Schreibweise der Opfer dargestellt werden“, empfahl Dr. Stein.
Förderanträge hat die Gemeinde Bechstedt bereits an die Thüringer Staatskanzlei sowie an das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie gestellt. Die Zusage für einen förderunschädlichen Maßnahmebeginn von der Staatskanzlei liegt bereits vor. Jetzt sollen die Anträge mit konkreten Maßnahmen und Kosten untersetzt werden. Der anwesende zuständige Sachbearbeiter der unteren Denkmalschutzbehörde wird die Ergebnisse des Vor-Ort-Termins für die Gemeinde zusammenfassen. Der Schwerpunkt soll auf der Sanierung des Treppenaufgangs liegen. Er ist zum Teil zugewachsen und es gibt bei einigen Stufen Fehlstellen.
Hintergrund:
Am 19. Dezember 1941 wurden in Bechstedt im damaligen Kreis Rudolstadt elf junge polnische Männer durch den Strang hingerichtet. Sie waren alle im KZ Buchenwald inhaftiert, zehn weil sie Kontakt mit deutschen Frauen hatten, einer weil er in eine körperliche Auseinandersetzung mit anderen Zwangsarbeitern verwickelt war. Es sollten zwölf sein. Der Zwölfte, ein 17-jähriger Junge, starb auf dem Transport von Buchenwald nach Bechstedt.
Sie wurden zur Abschreckung hingerichtet, nachdem ein polnischer Zwangsarbeiter einen Bauern aus Bechstedt so schwer verletzt hatte, dass dieser an den Verletzungen im Krankenhaus in Saalfeld verstarb, der Pole starb einige Wochen später in Stadtroda.
In Anwesenheit der NSDAP-Kreisleitung, der SS-Weimar und der örtlichen Nazigrößen sowie hun-derter Zwangsarbeiter, die im Tal Aufstellung nehmen mussten, wurden die elf jungen Männer hingerichtet. 1965 entstand auf Initiativen aus Bad Blankenburg – Kinderheime und Schulen – mit Unterstützung einer polnischen Baubrigade das Denkmal.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt