Saalfeld. Seit dem 24. März „beginnt“ der Urwald offiziell am Bahnhof in Leutenberg. Denn dort ist einer der beiden Wandereinstiege in den Urwaldpfad Leutenberg, der zu den insgesamt 15 Urwaldpfaden gehört, die in ganz Thüringen im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums als „Wege in die Urwälder von morgen“ angelegt wurden. Zwei Einstiege - am Bahnhof in Leutenberg, wo die Eröffnung stattfand - und am Naturparkhaus in Leutenberg laden dazu ein, die neue fast 7 Kilometer lange Strecke zu erleben. Alle Thüringer Urwaldpfade weisen eine beachtliche Länge von rund 600 Kilometern auf.
An den beiden Einstiegen sorgen Infotafeln und jeweils ein Habitatbaum für Aufmerksamkeit. Michael Krüger aus Garnbach hat die beiden Stelen an den Einstiegen gestaltet, auf denen markante Tiere geschnitzt sind – Luchs, Eule, Schwarzspecht, Fledermaus und Hirschkäfer sowie Zunderschwämme und Pilze.
Landrat Marko Wolfram betonte angesichts der Eröffnung, dass man mit solch hochwertigen Wanderwegen die Menschen in die Region und in die Natur locken könne. Zumal der Wald in der Corona-Pandemie auch die Möglichkeit bietet, seine Freizeit ohne Maske und ohne große Menschenansammlungen zu verbringen. „Wer mit offenen Augen durch die Landschaft geht, sieht wie bedroht unsere Wälder durch den Klimawandel sind. Eine Fläche, in der der Wald sich natürlich entfalten kann, ist für das Wohlergehen der Wälder wichtig und aktiviert die Selbstheilungskräfte.“
Vom Erfurter Projektbüro des WWF Deutschland aus haben die zwei WWF-Mitarbeiter Philipp Schürmann und Max Boxleitner insgesamt 15 Urwaldpfade in ganz Thüringen projektiert. Der Leutenberger Urwaldpfad ist nun der 11., der eröffnet wurde. Zugleich ist es der einzige im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und bereits der zweite im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Dort ist bereits in Hirschberg ein weiterer Urwaldpfad erwanderbar.
Schürmann, der für den Leutenberger Pfad zuständig war, erläuterte die Idee hinter dem Projekt. Thüringen, das von einem Drittel Waldfläche bedeckt wird, hatte 5 Prozent aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen. Das ist nun die Fläche, der die Urwälder von morgen entstehen.
In Leutenberg umfasst die Fläche 30 Hektar des Stadtwaldes und damit sogar 15 Prozent, die aus der Nutzung genommen werden.
„Bäume dürfen wachsen, alt werden und verfallen“, sagt Schürmann.“ Bedrohte Tier- und Pflanzenarten finden hier eine Nische zum Überleben entlang der Urwaldperlen, die wie Perlen entlang des Thüringer Beckens aufgereiht sind. Angestrebt werden eine größere Artenvielfalt, die Wiederherstellung natürlicher Kreisläufe und Selbstheilung der Natur oder die Anpassung des Waldes nach Schäden.
Voll des Lobes war Bürgermeister Robert Geheeb für die Zusammenarbeit aller Projektpartner. Organisatorisch war der Urwaldpfad bei der geschäftsführenden Beamtin der Stadt Leutenberg, Sandra Grosch angesiedelt, bei der er sich besonders bedankte – ebenso wie beim ehrenamtlichen Wanderwegewart Leutenbergs Bernd Hoffmann, Revierförsterin Grit Leeder und den vielen ehrenamtlichen Helfern und Wanderwegepaten. Bei der anschließenden Wanderung erklärte Bernd Hoffmann die Höhepunkte des Wanderweges. Als besonderen Gast konnte der Bürgermeister Edgar Reisinger begrüßen. Der Biologe und ehemaliger Referatsleiter in der Naturschutz-Landesbehörde TLUBN gilt als Erfinder der Urwaldpfade.
Zusammen mit der Landesregierung, dem WWF, der Naturparkverwaltung, dem Biosphärenreservat Thüringer Wald wurde das riesige Potential des Standortes genutzt. „Wir haben hier alles, was einen guten Urwald ausmacht“, drückte es Geheeb aus. Und durch die bestehenden Vereinbarungen ist die Finanzierung der Pflege des Weges bereits für die nächsten zehn Jahre abgesichert.
Naturparkchefin Christine Kober erwähnte besonders, dass die Stadt mit ihrem Einsatz für den Urwaldpfad besonders belohnt werde – denn mit dem Urwaldpfad habe es Leutenberg auch geschafft, durch die TTG vermarktet zu werden.
Die Gesamtkosten des Projektes betragen über 10.000 Euro, der Landkreis hat sich mit einem Zuschuss vom 500,00 EUR und 100 Aluminiumplaketten für die Markierung eingebracht.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Hintergrundinfo zum Urwaldpfad Leutenberg:
Die Wanderstrecke beträgt zwar nur knapp 7 km. Allerdings erfordern drei steile Anstiege Kondition.
Streckenverlauf Bahnhof Leutenberg (Einstieg) – Unterhütte – Goldkuppe - Abzw. Cronebrunnen - Wandslebhütte - Abzw. Cronebrunnen – Cronebrunnen – Eichendorffplatz – Save Nature Group - Gustav-Fehler-Hütte – Kalkgrubental – Schleifberg - Naturpark-Haus Leutenberg (Alternativer Einstieg) – Mühlgraben - Marktplatz Leutenberg – Bahnhof Leutenberg
Details
Schwierigkeit: schwer
Strecke: 6,8 km
Dauer: 3 Stunden (mit Pausen)
Höhenmeter: 207m Anstieg/207 m Abstieg
Höchster Punkt: 427 m NN
Niedrigste Punkt 279 m NN
Alles über die Thüringer Urwaldpfade unter thueringer-urwaldpfade.de