Sehr geehrter Herr Dr. Lutz,
der politische Wille, Menschen zum Umstieg auf die Schiene zu bewegen und auf das Auto zu verzichten, wird tagtäglich postuliert. Im Bereich der Saalebahn zwischen Saalfeld/Saale und Jena ist dies durch eine gute Taktung im Regionalverkehr und die Einführung des Deutschlandtickets gelungen. Die Fahrgastzahlen haben sich seit 2017 nahezu verdoppelt, insbesondere bei Pendlern ist der Zuspruch groß.
2023 kehrte erfreulicherweise auch der Intercity zurück auf die Saalebahn. Täglich verkehrt der IC 61 zwischen Karlsruhe und Leipzig mit 5 Zugpaaren durch unsere Region, eine Ausweitung auf 7 Zugpaare wurde in Aussicht gestellt.
Die Rückkehr des Intercitys wurde von den Anrainern ausdrücklich begrüßt. Sie führte allerdings zu einer Verschlechterung der Taktung im SPNV. Gerade für Pendler ist die Nutzung des Intercitys wenig attraktiv, da er mit einem Nahverkehrsticket und mit dem Deutschlandticket nicht genutzt werden kann. Um ein Optimum für alle Beteiligten zu erreichen, d. h. den bisherigen Halbstundentakt im SPNV wieder herzustellen und gleichzeitig den Intercity durch eine bessere Auslastung wirtschaftlich zu unterstützen, erging die Forderung an die Landesregierung, eine Nahverkehrsintegration zwischen Saalfeld/Saale und Leipzig, mindestens aber bis Jena, zu erreichen, wie dies auch auf anderen Strecken schon erfolgreich umgesetzt wurde.
Das vom Freistaat Thüringen gestartete Interessenbekundungsverfahren endete jedoch völlig unerwartet mit der Hiobsbotschaft, dass die DB Fernverkehr AG kein Angebot abgegeben hat, die Erweiterung des Angebotes auf sieben Zugpaare voraussichtlich nicht realisiert wird und sogar der Rückzug des Fernverkehrs von Saalebahn und Mittedeutschlandverbindung im Raum steht. Aus Sicht der Anrainer der Bahnstrecken ist dies absolut unverständlich und passt in keiner Weise zu o. g. politischen Zielen der Bundes- und Landesregierung.
Wir bitten Sie deshalb, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger unserer Region die Nahverkehrstarifintegration in den Fernverkehr zu ermöglichen und von Plänen des Rückzugs des Fernverkehrs auf der Saalebahn Abstand zu nehmen. Dies wäre ein wichtiges Signal an den ländlichen Raum, der bezüglich der Anbindung an schnelle Schienenverkehre ohnehin strukturell benachteiligt ist. Die Fernverkehrsanbindung und der Halbstundentakt auf der Saalebahn zählen, zu den wichtigsten Schlagadern der Mobilitäts- und Verkehrswende unserer Region.
Wir sind gern bereit, die Deutsche Bahn bei Bemühungen zu unterstützen, die Auslastung der Züge zu verbessern. So ist denkbar, regionale oder überregionale Kampagnen zu organisieren, um Fahrgäste auf das Fernverkehrsangebot besser aufmerksam zu machen. Sollten Sie darüber hinaus Vorschläge haben, würden wir auch diese gern aufgreifen.
Mit freundlichen Grüßen
Stadt Saalfeld/Saale, Bürgermeister
Stadt Rudolstadt, Bürgermeister
Stadt Kahla, Bürgermeister
Stadt Jena, Oberbürgermeister
Stadt Naumburg (Saale), Oberbürgermeister
Stadt Weißenfels, Oberbürgermeister
Verwaltungsgemeinschaft „Südliches Saaletal“, Gemeinschaftsvorsitzender
Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Landrat
SaaleWirtschaft e. V., Vorstand
Saale-Holzland-Kreis, Landrat
Stadt Lichtenfels, Erster Bürgermeister
Stadt Bad Blankenburg, Bürgermeister
Bündnis „Fernverkehr für Jena“
Bahnbündnis Saalfeld-Rudolstadt
Unterschriftenaktion für Bürgerinnen und Bürger
Zur Unterstützung der im offenen Brief formulierten Forderungen starten die Städte eine Unterschriftenaktion. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, ihre Unterstützung durch ihre Unterschrift zu zeigen, um dem Anliegen zusätzlichen Nachdruck zu verleihen. Die Unterschriftenlisten liegen u. a. in den Bürgerbüros der beteiligten Städte sowie in ausgewählten öffentlichen Einrichtungen aus.