Keilhau. Friedrich Fröbel, der weltweit bekannte Erfinder des Kindergartens, würde sich freuen, wenn er wüsste, dass sein Verständnis von Erziehung auch heute noch sehr gefragt ist. Ein Bild davon machte sich Landrat Marko Wolfram kürzlich bei einem Besuch in der Freien Gemeinschaftsschule Keilhau mit Schulleiter Jens Dathe und Angela Ortelbach, Geschäftsführerin der Jugendsozialwerk Rudolstadt gGmbH als Träger der Einrichtung.
„Wir leben das Fröbel-Konzept und sind eine sehr nachgefragte Schule“, berichtet Jens Dathe sichtlich stolz bei einem gemeinsamen Rundgang auf dem Schulgelände, das aus insgesamt acht, meist denkmalgeschützten Gebäuden besteht. „Auf 12 freie Plätze im Sekundarstufenbereich kommen 60 Anmeldungen“, ergänzt Angela Ortelbach. Insgesamt 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen an drei Standorten in Keilhau, Rudolstadt und Cumbach für die Betreuung von über 400 Schülern von der ersten bis zur zehnten Klasse. Weitere Kinder werden im Rahmen von Jugendhilfemaßnahmen und im Internat betreut. „Bis auf die Internatsplätze sind alle drei Standorte in ihren Ressourcen ausgeschöpft“, erläutert Ortelbach. „Es freut mich sehr zu hören, dass die Ideen und Werte Fröbels in unserem Landkreis auch heute noch so erfolgreich gelebt und gelehrt werden“, sagte der Landrat im Gespräch.
In einem der heutigen Schulgebäude im malerisch ländlichen „Erziehungstal“, wie Fröbel selbst es nannte, hatte der Reformpädagoge 1817 die „allgemeine deutsche Erziehungsanstalt“ gegründet.
Heute kann man in der staatlich anerkannten Gemeinschaftsschule von der 1. Klasse bis zum Haupt- oder Realschulabschluss lernen. „Einige Schüler machen danach ihr Abitur an der SBBS oder dem Gymnasium. Mit dem Fridericianum in Rudolstadt arbeiten wir im Rahmen eines Kooperationsvertrages zusammen“, erklärt Dathe. Die Beliebtheit der Schule führt Dathe nicht nur auf das pädagogische Konzept zurück, sondern auch auf „die kleineren Strukturen, die familienfreundlicher“ seien. „Bei uns stehen mehr Themen in Epochen als Fächer im Vordergrund, auch gibt es bei uns keinen Ausfall, die Betreuung ist immer gesichert und das bis zum Nachmittag“, so Dathe. Auch locken besondere Angebote wie die Mountainbike- AG, in der schon mal eine Alpenüberfahrt gemacht wird. Hier kann sich die Schule über den Titel „Vizedeutscher Schulmeister im Mountainbiken“ freuen.
Doch wie alle Schulen, machen Dathe und Ortelbach im Gespräch mit dem Landrat deutlich, hat auch Keilhau mit dem Fachkräftemangel vor allem bei Lehrerinnen und Lehrern zu kämpfen. Zudem seien die Steigerung der Tarifentgelte und Reduzierung der Wochenarbeitszeiten ein Problem, sowie die Unterhaltung der denkmalgeschützten Gebäude. Planungssicherheit wünscht sich das Leitungsteam bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden hinsichtlich des bestehenden Erbbaupachtvertrages mit dem Landkreis, den es zu verlängern gilt. Der Landkreis ist Eigentümer des Komplexes und hat dieses an den JSW Management e.V. (ehemals Jugendsozialwerk Nordhausen e.V.) verpachtet. Einrichtungsträger der Freien Fröbelschule Rudolstadt/Keilhau ist die Jugendsozialwerk Rudolstadt gGmbH. „Ich verstehe den Wunsch nach Sicherheit, wenn man langfristige Investitionen plant und nehme dies gern als Arbeitsauftrag mit“, sagte Marko Wolfram.
Fröbels Spuren führten den Landrat abschließend in den nur wenige Schritte entfernten Kindergarten „Fröbelzwerge“. In Trägerschaft der Jugendsozialwerk Kindergärten gGmbH kümmert sich Leiterin Luise Keller und ihr Team um aktuell 13 Kinder vom ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt. „Wir legen großen Wert auf eine harmonische und familiäre Atmosphäre und sind sehr viel in der Natur, die ja direkt vor der Haustür liegt. Für Kinder gibt es nichts besseres“, berichtet Luise Keller, die die Aufgabe seit 2022 wahrnimmt. Der ländliche Raum sei hier von Vorteil, abseits von Straßen und Beton, umgeben von grüner Natur, schwärmt die Leiterin. „Die meisten Kinder kommen aus Rudolstadt, aber wir haben auch Anfragen aus Remda und Bad Blankenburg. Die Eltern nehmen sogar lange Anfahrtswege in Kauf, um ihr Kind zu uns zu bringen“, berichtet Keller dem Landrat.
„Wir haben tolle Bildungseinrichtungen in unserem Landkreis, heute konnte ich mir zwei persönlich ansehen. Das der ländliche Raum auch viele Vorteile bietet und vermeintliche Abgeschiedenheit auch manchmal Trumpf ist, zeigt sich hier sehr gut“, so Marko Wolfram.
Carolin Schreiber
Presse- und Kulturamt