Rudolstadt. Aktuell sind im Landkreis 2110 aus der Ukraine geflüchtete Personen im Landkreis gemeldet. Eine große Gruppe stellen Roma, die in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Rudolstadt sowie im Ankunftszentrum in Unterwellenborn untergebracht sind. Viele dieser Geflüchteten sind Analphabeten. Sie stellen eine besondere Herausforderung bei der Integration dar. Am Mittwoch besuchte Renata Conkova, Landesbeauftragte der Organisation RomnoKher, die GU und traf sich dort mit Bewohnerinnen und Bewohnern, Leiterin Petra Maar und ihrem Team, mehreren Ehrenamtlichen der Neuen Nachbarn und Landrat Marko Wolfram. Einig waren sich alle Beteiligten, dass die Beschulung der 99 schulpflichtigen Kinder oberste Priorität hat.
„Frau Maar und ihr Team haben bei der Betreuung viel geleistet. Nach der Ankunftsphase steht nun die Beschulung der Kinder und die Integration der Erwachsenen in den Arbeitsmarkt im Focus. Dazu müssen wir ins Gespräch kommen“, sagte Wolfram. Renata Conkova dankte für die gute Betreuung und warb für Verständnis für die besondere Situation der Geflüchteten. Diese hätten in der Ukraine zum Teil seit mehreren Generationen keine Möglichkeit zum Schulbesuch gehabt. „Deshalb können die Eltern auch bei Hausaufgaben nicht helfen und haben ein gewisses Misstrauen gegen Schule“, so die Landesbeauftragte. Gleichzeitig sei der Wille zum Erlernen von Lesen und Schreiben vorhanden. „Sie schämen sich, wenn sie Formulare nicht verstehen und nicht mit dem eigenen Namen unterschreiben können“, machte Conkova deutlich.
Im Landkreis Greiz habe es dazu ein kleines Modellprojekt gegeben, um Ängste vor dem Schulbesuch abzubauen. Dort konnten die Kinder mit den Müttern in der Schule am Nachmittag einen schrittweisen Einstieg in den Schulalltag kennenlernen. Die Beauftragte war anfangs dabei, um Vertrauen aufzubauen. Die Kinder hätten sich schnell an den neuen Rhythmus gewöhnt, so dass dann der reguläre Schulbesuch weniger problematisch war. Eine ähnliche Herangehensweise sei auch für Saalfeld-Rudolstadt vorstellbar, sagte Landrat Wolfram.
Der Landkreis betreut in der GU Rudolstadt insgesamt 137 Personen aus der Ukraine, die meist aus größeren Familienverbänden mit vielen Kindern bestehen. Deshalb ist auch eine Unterbringung in regulären Wohnungen schwierig. Die langfristige Perspektive und weitere Fragen zur Integration wurden am Mittwoch zwischen Landesbeauftragter, Sachgebietsleiterin Petra Maar und ihrem Team sowie mehreren Ehrenamtlichen diskutiert.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt