Rudolstadt. Eines der ältesten Bücher aus dem Bestand des Kreisarchivs Saalfeld-Rudolstadt, eine Bibel aus dem Jahr 1618, kann jetzt restauriert werden. Der Landkreis erhält dafür einen Zuschuss in Höhe von 5000 Euro. Das Geld stammt jeweils zur Hälfte von der Thüringer Staatskanzlei und der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK). Die KEK (www.kek-spk.de) wird aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Kulturstiftung der Länder (KSL) finanziert.
Die 1618 in Wittenberg gedruckte Bibel besteht aus zwei Teilen (Altes und Neues Testament), welche bei verschiedenen Druckern hergestellt wurden. Am Ende von Teil I (Hohelied Salomos) befindet sich das Impressum: „gedruckt durch Johann Richtern im Jahr 1618“, ein in der alten Reformationsstadt Wittenberg ansässiger Drucker. Bei Teil II hat sich das Titelblatt erhalten. Unklar ist bisher, ob das Zusammenbinden original ist oder erst nachträglich erfolgte. Die Ausgabe zeichnet sich durch eine große Zahl an hochwertigen Kupferstichen aus.
Im vorderen Einband sind Reste handschriftlicher Eintragungen auf einem eingeklebten Blatt erkennbar, die bei weiteren Untersuchungen nach der Restaurierung eventuell Hinweise auf frühere Besitzer bzw. den Ursprung des Buches geben könnten. Die Bibel hat im Laufe der Jahrhunderte deutlichen Schaden genommen: die ursprüngliche Ledereinbindung ist teilweise verloren, an den hölzernen Buchdeckeln hat sich der Holzwurm gütlich getan. Am Beginn des Buches sind etwa 50 Seiten verloren, im hinteren Teil hatte sich zeitweise eine Maus eingenistet, wie charakteristische Fraßspuren zeigen.
Das Buch wurde vor etwa 20 Jahren in einem Kellerraum des Saalfelder Schlosses aufgefunden; seine Vorgeschichte ist unbekannt. Denkbar ist aber, dass es ursprünglich zur Bibliothek des Herzogs von Sachsen-Saalfeld gehörte – und vielleicht handelt es sich gar um jenes Exemplar, das einst zur liturgischen Ausstattung der Schlosskapelle gehörte.
Dieses Exemplar besitzt als "Aushängeschild" einen hohen kulturhistorischen und nicht zuletzt identitätsstiftenden Wert für den Landkreis. Die Bibel wird nach der Wiederkehr aus der Restaurierungswerkstatt archivgerecht gelagert, langfristig gesichert und auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach der erfolgten Restaurierung ist die öffentliche Ausstellung der Bibel sowie eine genauere Erforschung ihres Inhalts und ihrer Provenienz geplant.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt