Saalfeld. Die 1504. Abendmotette an der Saalfelder Johanneskirche war ein besonderer Höhepunkt in der Kirchenmusikstadt Saalfeld: Am Mittwoch waren die Musikfreunde zur Festmusik in der Johanneskirche eingeladen. Gefeiert wurde die Wiederweihe der Sauer-Orgel nach ihrer grundhaften Sanierung. Nach dem Festgottesdienst am vorhergehenden Sonntag Kantate war das der zweite und abschließende Teil der Wiederweihe
Die Orgelweihemotette sticht aus den ohnehin reichen musikalischen Erlebnissen im Landkreis heraus, weil das Kantorat alle vormaligen Organisten an der Johanneskirche, die weiterhin konzertant aktiv sind, zum gemeinsamen Konzert eingeladen hatte.
Zusammen mit Andreas Marquardt spielten deshalb Klaus-Peter Marquardt, Dietrich Modersohn und Michael Schönheit. Im Kirchenjahr bereitet sich die Kirche derzeit auf Himmelfahrt als nächstes großes Fest vor. An diesem Abend war das ganze Kirchenjahr in einer Stunde zu erleben – vom Advent bis zum Ende des Kirchenjahres. Die vier Organisten hatten sich die Orgelstücke – von Samuel Scheidt und Johann Sebastian Bach bis zu Komponisten des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart aufgeteilt. Eindringlich erklang dazu bei den Stücken zur Passion und Ostern die Stimme von Christina Roschka. Als Kür zeigten die Organisten in einem zweiten Teil über „Freie Orgelstücke“ ihre hohe Kunst.
Als Gastgeber begrüßte Kantor Andreas Marquardt alle Unterstützer. „Fast jeden zweiten hier kenne ich und weiß, dass sie zum Erhalt der Orgel beigetragen haben.“ Insbesondere begrüßte er Christian Scheffler von der Orgelwerkstatt Scheffler aus Sieversdorf bei Frankfurt (Oder), dessen Firma und ihre anerkannten Spezialisten für Sauer-Orgeln die Kur der Orgel von 1894 seit September 2021 bewältigt hatten.
„Das war eine große konzertierte Aktion von vielen Menschen. Und alle, die die romantische Sauer-Orgel heute erleben durften, konnte buchstäblich „erhören“, was aus der Unterstützung geworden ist. Auch das Zusammenspiel der vier hochkarätigen Organisten ist ein ziemlich einmaliges Erlebnis“, sagte Landrat Marko Wolfram, der sich selbst vor der Ausbauphase ein Bild vom sanierungsbedürftigen Zustand der Orgel gemacht hatte. „Ich freue mich, dass die Sauer-Orgel der Johanneskirche nun wieder erklingt und so fulminant und majestätisch Konzerte und Gottesdienste bereichert. Ihr Klang ist hier in der Region nahezu einmalig. Es ist besonders dem Einsatz von Kantor Andreas Marquardt, Kirchengemeinde und Orgelverein zu verdanken, dass die grundlegende Sanierung gelingen konnte“, ergänzt Saalfelds Bürgermeister Dr. Steffen Kania.
Auch der MDR würdigt das Ereignis: Wer sich einen Eindruck von der Veranstaltung verschaffen will oder selbst dabei gewesen ist, kann das in der Sendung des Thüringen-Journals vom 11. Mai tun – die in der ARD-Mediathek nachzuschauen ist. MDR-Redakteur Andreas Dreißel und sein Team hatten am Nachmittag und Abend ihren Beitrag gedreht.
Die Veranstaltung zur Wiederweihe förderten zusammen mit dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt die Stadt Saalfeld, der Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld und die Thüringer Staatskanzlei. Noch viel umfassender ist die Zahl der Menschen und Institutionen, die die Kosten von 300.000 Euro gestemmt haben. Umfassende Fördermittel waren - auch dank des Einsatzes der Bundestagsabgeordneten – vom Bund, der Stadt Saalfeld und dem Landkreis, der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt, der evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, dem Rotary Club Saalfeld und von bereitgestellten Lottomitteln gekommen. Den beachtlichen Restbetrag von 120 000 Euro konnte der Orgelverein bei den Orgelfreunden der Region, Privatpersonen und Unternehmen, sammeln.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Umfangreiche Informationen zur Orgel und zur Restaurierung unter
www.orgelfoerderverein-saalfeld.de
Zu empfehlen ist auch die 12seitige Broschüre des Orgelfördervereins über „Das Erwachen der Königin – Wiederweihe der Orgel“, in der der Prozess der Restaurierung auch fotografisch dokumentiert ist.
Fotos: Martin Modes
1. Die vier Organisten auf der Orgelempore, unmittelbar vor dem Beginn des Konzerts, mit Christina Roschka
2. Orgelbaumeister Scheffler zusammen mit Andreas Marquardt