Saalfeld. Zu einer ganz besonderen Zugfahrt am 4. Februar hat das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz geladen. Der Zug des französischen Herstellers Alstom ist der weltweit erste Personenzug, dessen Energie von einer Wasserstoff-Brennstoffzelle generiert wird. Daher benötigt er Oberleitungen auf der Strecke und gibt abgesehen von Wasser und Wasserdampf keine Abgase an die Umgebung abgibt.
Bei der Testfahrt zugegen waren Ministerpräsident Bodo Ramelow und der Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz, Anja Siegesmund, sowie Jörg Nikutta, Geschäftsführer von Alstom Deutschland/Österreich und Landrat Marko Wolfram. Es nahmen deutlich mehr als einhundert Passagiere an der Testfahrt teil, sodass die je 150 Sitz- und Stehplätze schnell belegt waren. Während der Fahrt erläuterten die Professoren Uwe Plank-Wiedenbeck und Mark Jentsch von der Bauhaus Universität Weimar sowie Professor Frank Lademann die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zum „Pilotprojekt Einsatz von H2BZ-Triebwagen in Thüringen“.
Während der Fahrt erklärten sie, dass der Zug mit einer „Tankfüllung“ von 165 Kilogramm Wasserstoff 600 bis 800 Kilometer weit fahren kann. Das sind auf der Strecke im Schwarzatal etwa 14 Hin- und Rücktouren. Der wesentlicher Punkt für die Umweltfreundlichkeit ist dabei die Erzeugung des Wasserstoffs per Elektrolyse. Diese soll im Rahmen des Projektes komplett mit Ökostrom erfolgen, sodass der Betrieb tatsächlich CO2-frei erfolgen kann. Da die Infrastruktur in Rottenbach die Gaserzeugung direkt vor Ort möglich machen kann, sollte die Umweltbilanz entsprechend positiv ausfallen.
Aber die Forscher der Bauhaus Universität machten auch deutlich, dass es sich vorläufig nur um einen Probebetrieb handeln kann, der noch mit einigen Problemen zu kämpfen hat. So sollte die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion noch gesteigert werden, was derzeit wegen der EEG-Umlage noch kritisch ist. Darüber hinaus beschleunigen diese Züge etwas langsamer als Dieselloks und können diese im momentan bestehenden Fahrplan nicht einfach ersetzen. Außerdem sind sie grundsätzlich nur für Strecken zu empfehlen, die nicht elektrifiziert sind – das trifft momentan aber auf 70 Prozent des 1.700 Kilometer langen Streckennetzes in Thüringen zu.
Dennoch ist das Pilotprojekt, das nach momentaner Planung mit Fahrplanwechsel 2021 den Regelbetrieb aufnehmen könnte, ein gutes Signal für den ländlichen Raum. „Ich freue mich, dass dieses High-Tech-Projekt bei uns getestet wird. Das zeigt deutlich, dass der ländliche Raum nicht vergessen wird, und vielleicht findet ja auch ein 5G-Projekt den Weg zu uns“, so Wolfram nach der Ankunft in Katzhütte.
Arne Nowacki
Presse- und Kulturamt
Bild: Wasserdampf statt Diesellärm: Der Wasserstoff-Brennstoffzellenzug von Alstom fuhr am 4. Februar von Rottenbach nach Katzhütte und zurück. Vor der Abfahrt begrüßten Jörg Nikutta, Geschäftsführer von Alstom Deutschland/Österreich, die Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz, Anja Siegesmund, sowie Ministerpräsident Bodo Ramelow und Landrat Marko Wolfram (v.l.) die vielen Gäste vor dem nahezu lautlosen Zug.
(Bild: Arne Nowacki)