Saalfeld. Das Kreisarchiv Saalfeld-Rudolstadt ist eine wichtige Anlaufstelle für historische Bestände und Nachlässe, die sonst möglicherweise vernichtet werden und die damit dauerhaft der Nachwelt bleiben. So gelangte erst Anfang dieses Jahres der Nachlass von Heinz Deubler, dem Gründervater der Rudolstädter Heimathefte, in den Besitz des Kreisarchivs. Die Enkeltöchter von Heinz Deubler, Claudia und Juliane Deubler, übergaben die verbliebenen Akten ihres Großvaters nach dem Tod ihres Vaters Volker Deubler in Rudolstadt an Kreisarchivar Martin Gretscher, um sie auch künftig Heimatforschern zugänglich zu machen.
Vor wenigen Wochen erhielt das Kreisarchiv nun einen weiteren wertvollen Bestand: Die ehemalige Leiterin der Integrationsberatungsstelle des CJD Schloss Oppurg, Sabine Herzinger, und ihre damaligen Mitarbeiterinnen übergaben eine Chronik ihrer Arbeit zur dauerhaften Archivierung und als Informationsquelle für die Öffentlichkeit in vier Ordnern. „Das ist eine weitere wichtige zeitgeschichtliche Dokumentation über eine Phase, die vor gut zwei Jahrzehnten abgeschlossen wurde – und deren Überlieferung deswegen nicht weniger wichtig ist“, so Gretscher.
Die Bedeutung des damals Geleisteten fasste Frau Herzinger treffend wie folgt zusammen:
„Integrationsarbeit ist Arbeit, die man nicht sieht. Man sieht sie erst, wenn sie nicht oder zu wenig gemacht wurde. Zurzeit kann man das täglich in den Nachrichten verfolgen. Integrationsarbeit bedeutet in erster Linie für Menschen ein Ansprechpartner zu sein, der Kontakte herstellt, der erzählt, wie was in Deutschland funktioniert. Wer neu in ein fremdes Land kommt, sucht Ansprechpartner, die ihm Wege aufzeigen und die Kontakte herstellen können. Fehlen die richtigen Ansprechpartner, stellen sich hier gern radikale Gruppen zur Verfügung und rekrutieren sich auf diese Art und Weise.
In unserer Chronik wird dokumentiert, wie Integrationsarbeit im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt kontinuierlich von 1992 bis 2001 geleistet wurde. Viele Gespräche zur Information wurden geführt. Dazu konnte geschultes Personal in Anlaufstellen aufgesucht werden oder Kontakte wurden in den Wohnheimen in Gesprächen von Tür zu Tür geknüpft. Dabei wurden die verantwortlichen Mitarbeiter in den Beratungsstellen vorgestellt, Kontaktmöglichkeiten aufgezeigt und konkrete Unterstützung angeboten.
Das Netzwerk, das durch die Integrationsberatungsstelle des CJD Schloss Oppurg im ganzen Landkreis entstanden war, hat sehr erfolgreiche Arbeit für die Menschen, die in großer Anzahl aus dem Ausland Anfang der 1990er Jahre hierherzogen, geleistet. Mit Einstellung dieser Arbeit 2001 gingen das umfangreiche Netzwerk (auch im ländlichen Raum), Fachkompetenz und auch viel ehrenamtliches Engagement verloren.
In den nun archivierten Unterlagen ist dokumentiert, wie erfolgreiche Integrationsarbeit stattfinden kann. Wie wertvoll dabei die Kooperation und Unterstützung vieler Behörden, Vereine, Bildungsträger und Einzelpersonen war, ist ebenfalls dokumentiert. Ersichtlich ist auch in der Chronik, wie dankbar die Menschen für die Unterstützung und Begleitung waren (und noch immer sind). Wer sich informieren möchte, wie Integrationsarbeit im Landkreis stattgefunden hat und wer alles dabei war, kann die Dokumente aus dieser Zeit nun im Kreisarchiv einsehen und sich selber ein Bild machen.“
Foto: Bildarchiv Landratsamt
Übergabe des Bestandes Aussiedlerberatungsstelle vom CJD - Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. an das Kreisarchiv Saalfeld-Rudolstadt: Die ehemaligen CJD-Mitarbeiterinnen (v.li.) Maria Michalik, Yvette Hupel, Sabine Herzinger und Elke Kahnt mit Kreisarchivar Martin Gretscher
Martin Modes
Presse- und Kulturamt