Saalfeld/Lehesten. Drei Stunden voller Höhepunkte – daraus bestand die Festveranstaltung 950 Jahre + am Samstag im Kulturhaus Lehesten - angefangen beim feierlichen Einzug von Bürgermeisterin und Stadtrat zu den Klängen des Coburger Marschs. Anlässlich des Jubiläums der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1071 hat die Stadt Lehesten aus ihrem nachgeholten Jubiläumsjahr einen ganzen Festmonat herausgeholt, der an diesem Wochenende in die finale Festwoche überging. Am kommenden Wochenende wird es mit dem Bergmannsfest am Lunapark den abschließenden Höhepunkt geben.
Außerdem steht am Sonntag, 2. Juli, auch ein einmaliges Erlebnis bevor, bei dem sich die Veranstalter viele Zuschauer wünschen: der große Festumzug mit 400 Teilnehmern in historischen Kostümen.
In ihrer Festrede bedankte sich Bürgermeisterin Nicole Vockeroth bei den vielen haupt- und ehrenamtlich aktiven Menschen, Unterstützern und Unternehmen, die diese schöne Festveranstaltung möglich gemacht haben. Die „kleine liebevoll gepflegte Stadt“ konnte zur Festveranstaltung mit zahlreichen Erlebnissen aufwarten. Dazu gehörte auch das erst in den letzten Tagen im Kulturhaus eingerichtete Minimuseum und der Zeitstrahl, wie die Bürgermeisterin betonte, in dem man die letzten 50 Jahre in Ausstellungsstücken und Fotos erfahren kann. Eingeschlossen sind Erinnerungen an die Grenze und das Mühlenprojekt über die ehemaligen Mühlen entlang der Loquitz, das seit 2011 in der Grundschule immer weiter entwickelt worden war.
Die Verbundenheit mit der Bergmannsstadt Lehesten betonten die Ehrengäste aus der Politik. So war der Kronacher Landrat Klaus Löffler gekommen, ebenso Bürgermeister und Stadträte aus den fränkischen Nachbarkommunen Steinbach am Wald, Teuschnitz und Reichenbach. Grüße aus dem benachbarten Saale-Orla-Kreis überbrachten Bürgermeister und Stadträte aus Bad Lobenstein, Wurzbach und Remptendorf. Seine besondere Beziehung nach Lehesten zeigte der amtierende Bürgermeister aus Bad Lobenstein Klaus Möller, ein gebürtiger Lehestener. „35 Jahre habe ich hier gelebt – und eine schöne Kindheit und Jugend in Lehesten verbracht.“ Als Vertreter Leutenbergs war Stadtrat Heinz Leeder gekommen – „und ich bin auch als Euer Förster hier und verspreche euch, dass wir in ein paar Jahren wieder einen schönen gesunden Mischwald haben werden.“
Ein paar historische Rückblicke und Einordnungen übernahm der Saalfeld-Rudolstädter Landrat Marko Wolfram. Er erinnerte daran, dass die Urkunde von 1071 über das Benediktinerkloster auch für Saalfeld von Bedeutung sei, denn das heutige Landratsamt befindet sich an dem Ort, wo einst das Benediktinerkloster gestanden hat. Nach 42 Jahren, die Lehesten zum ehemaligen Kreis Lobenstein gehört hatte, sei die Stadt seit 1994 wieder gut im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt aufgehoben.
Tausende Menschen haben die Stadt in den vergangenen 950 Jahren geprägt. Bei einem Alter von 60 Jahren pro Generation seien das eigentlich aber nur 16 Generationen, die hintereinander in der Zeit gelebt haben. Die Bergmannsstadt Lehesten, die Hauptstadt des blauen Goldes seit dem 15. Jahrhundert, liege inmitten des Grünen Bandes und sei heute eine wichtige Tourismusregion und ein wichtiger Anlaufpunkt im ländlichen Raum. Lehesten sei auch eine Filmstadt - mit den Filmen „Ballon“ und „Verschwörung“, die hier gedreht wurden und einer der drei Orte im Landkreis, an denen der Reformator Martin Luther gepredigt hat. Besondere Bedeutung habe Lehesten aber als Standort der KZ-Gedenkstätte Laura, gerade heute, wo es kaum noch Zeitzeugen gebe, die von dem damaligen Leiden erzählen können.
Der Landrat gratulierte den Lehestnerinnen und Lehstnern herzlich zum Jubiläum und dankt für das engagierte Wirken im ländlichen Raum. „Den Menschen in Lehesten wünsche ich jetzt und für die Zukunft ein gutes Leben im schönen Schiefergebirge!“
Moderiert wurde die Veranstaltung von Loreen Apel, die selbst auch das Gedicht „Mein Lehesten“ vortrug. Musikalisch gestalteten der Kirchenchor Lehesten und der Musikverein Glück Auf Lehesten die Veranstaltung – und boten dabei ein überraschendes Programm. Wie die Uraufführung eines kürzlich wieder aufgefundenen Bergmannsliedes, dem Lied des Heimatdichters Karl Enders über „Die Bergstadt Lehesten“ und dem 72 Jahre alten Rennsteiglied Herbert Roths, dem ein Wanderer zwei neue Strophen aus der Gegenwart der Grenzöffnung hinzugefügt hatte. Schließlich sorgten sie ebenso wie der Kirchenchor mit dem Steigerlied und der Festmusik von Richard Wagner für Gänsehautmomente.
Dem Heimatdichter konnte man live begegnen – in einer Aufführung der Grundschule. Geschrieben hat das Stück „Lehestner Orginale“ der kundige und erfahrene Autor Herbert Dreßler über große Lehestner Persönlichkeiten. Im Stück treffen sich der Heimatdichter Karl Enders, der Schiefergrubenbesitzer Karl Oertel, Schuldirektor Otto Kuchenbäcker und Architekt Albert Neumeister zum Sonntagsfrühschoppen. Als Darsteller aus der Oertel-Grundschule bereiteten Lennon Rössel, Toni Schreiber, Jonas Wolfram, Jannick Jahnke, Amélie Zwerrenz und Sunny Schweidler dem Publikum dabei große Freude. Elise Bredow und Mena Neumeister gaben in historischen Kostümen einen Vorgeschmack auf den historischen Umzug am Sonntag.
Mit dem Lied „Unser Leh`sten“ des Schulchors – ebenfalls von Cornelia Seifert geschrieben und der Textzeile „Wir sind verknallt in Lehesten“ sorgte auch der Schulchor für Begeisterung.
Lesen Sie auch den weiteren Text zur Auszeichnung von Cornelia Seifert als Ehrenbürgerin
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Fotos Martin Modes
1. Die Lehestener Persönlichkeiten im Spiel
2. Der Schulchor
3. Orchester Glück Auf