Rudolstadt. Auf Einladung von Landrat Marko Wolfram trafen sich am Dienstagabend in der Feuerwehr Schwarza rund 50 Vertreter von freiwilligen Feuerwehren, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, VG-Vorsitzende und Vertreter des Amtes für Bevölkerungsschutz sowie Landtagsmitglied Maik Kowalleck mit Innenstaatssekretär Udo Götze, dem Leiter der Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule (TLFKS), Jörg Henze sowie dem Projektleiter aus dem Innenministerium für die Neuausrichtung der TLFKS, Marc Stielow.
Zunächst dankte Wolfram den anwesenden Feuerwehrleuten und Kommunalvertretern für die hervorragende Bewältigung der vielen Vegetationsbrände in den vergangenen Wochen. „Diese Brände haben erneut deutlich gemacht, dass Sie moderne Ausrüstung benötigen“, so der Landrat. Der Landkreis habe aktuell die Beschaffung von acht neuen Fahrzeugen mit einem Investitionsvolumen von mehr als vier Millionen Euro in der Pipeline. Mit rund 900.000 Euro fördert der Freistaat die neuen Fahrzeuge, wofür Wolfram dem anwesenden Staatssekretär ausdrücklich dankte.
Zentrales Diskussionsthema in den folgenden mehr als zwei Stunden war die Ausbildung von Feuerwehrleuten. Ausbildungskapazitäten und die kurzfristige Absage von Kursen hatten bei den Brandschützern im Landkreis für großen Unmut gesorgt. Besserung sei in Sicht, versprachen Götze, Henze und Stielow und verwiesen auf die gestiegenen Lehrgangskapazitäten an der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule.
Schon lange brennt den Ehrenamtlichen das Thema unter den Nägeln und sorgt für erheblichen Frust. Kreisbrandinspektor Christian Patze unterlegte die dramatische Lage bei den Kursen für Gruppenführer, Zugführer und Verbandsführer mit Zahlen. Das Ergebnis ist ernüchternd: in den vergangenen vier Jahren wurden zwischen 53 und 76 Prozent aller angemeldeten Kursteilnahmen abgesagt. Anders ausgedrückt, nicht einmal die Hälfte der Kameradinnen und Kameraden kamen in den Genuss der Ausbildung. Neben diesen Führungskursen fehlt es vor allem an technischer Ausbildung für Gerätewarte, Atemschutzgerätewarte und Maschinisten, so Patze.
Staatsekretär Udo Götze empfand die Diskussion als sehr konstruktiv und bedankte sich für die Offenheit. Er erläuterte, dass die kurzfristigen Kapazitätserhöhungen gerade bei der Gruppenführerausbildung den aktuell bestehenden Bedarf nach Lehrgangsplätzen sichern (Anm: 2023: 40 weitere Gruppenführerplätze, 12 weitere Zugführerplätze, 80 weitere Plätze für Drehleitermaschinisten, 18 weitere Plätze für Gerätewarte und kontinuierliche Verbesserung der Personal- und Dozentensituation durch Neueinstellungen und Personalentwicklung). „Gerade personell haben wir im Haushaltsentwurf für 2023 fünf weitere Beamtenstellen vorgesehen“, so der Staatssekretär. Insgesamt wurde der Personalbestand an der TLFKS seit dem Jahr 2016 von 32 auf derzeit 51 wieder erhöht.
Mit weiteren organisatorischen Veränderungen werde es gelingen, deutlich mehr Kurse als bisher anzubieten, führte Jörg Henze als Leiter der Schule aus. Mit der Ausbildung von Maschinisten für Drehleitern wurde ein externes Unternehmen betraut. Allein für Gruppenführer sollen 2023 mindestens insgesamt 270 Ausbildungsplätze angeboten werden. „Die Mangelverwaltung und die coronabedingten Einschränkungen der letzten Jahre sind vorbei“, resümiert Henze.
Doch nicht nur die Zahl der Kurse soll verbessert werden, die TLFKS in Bad Köstritz soll insgesamt bis 2033 umfangreich modernisiert werden, sagte Marc Stielow, der im Innenministerium das Projekt „TLFKS 2.0“ leitet. Unter diesem Titel sollen in den kommenden Jahren die Lehr- aber auch die Unterbringungsbedingungen erheblich verbessert werden. Die Zahl der Betten steigt von derzeit 80 auf 150. „Wir werden auch Familienzimmer einrichten“, so der Projektleiter.
Mehrere Bürgermeister sprachen das Thema Fördersätze für Feuerwehrbedarf vom Gerätehaus über Löschwasserzisternen bis zur Bekleidung an. „Wir haben seit der Eingemeindung von 17 Ortsteilen jetzt 21 Feuerwehrstandorte in Saalfeld. Der Investitionsbedarf für die nächsten zehn Jahre liegt bei rund 30 Millionen Euro. Wir brauchen die Hilfe vom Land“, appellierte etwa Saalfelds Bürgermeister Dr. Steffen Kania. Ein Appell, dem sich sein Rudolstädter Amtskollege Jörg Reichl und viele andere Bürgermeister, aber auch Orts- und Stadtbrandmeister anschlossen.
Der neue Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Olaf Melzer nahm die neue einheitliche Dienstkleidung zum Anlass, mehr Unterstützung bei der Anschaffung von Einsatzkleidung zu fordern. „Im aktuellen Förderprogramm können die Kommunen selbst entscheiden, wofür sie das Geld ausgeben“, antwortete Götze. Allein in diesem Jahr hat der Landkreis dafür 224.000 Euro beim Freistaat beantragt und erhalten. 210 Euro stehen pro Kameradin oder Kamerad zur Verfügung. Marcus Wimmer, im Landratsamt für den Rettungsdienst zuständig, schlug eine intensivere Verzahnung in der Ausbildung von Feuerwehren und Rettungsdienst vor. „Diese Verknüpfung ist extrem wichtig, deshalb haben wir in der Schule eine neue Einheit Bevölkerungsschutz eingerichtet“, bestätigte Schulleiter Henze.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt