Saalfeld. „Das Bild gehört eigentlich nach Saalfeld, meinte ein Schulkamerad meines Vaters, Wolfgang Sontag, bei der Ausstellungseröffnung vor zwei Monaten. Meine Mutter und ich haben das als Anregung genommen und überlassen das Bild heute dem Landkreis, damit es hier ein dauerhaftes Zu Hause findet.“ Mit diesen Worten übergab der Aachener Rechtsanwalt Heiner Möller am Montag das Bild seines Vaters Udo Möller zum Abschluss der Ausstellung in der Galerie im Schloss über F.J. Leutenberg, wie sich der Aachener Maler in Verbundenheit an seine alte Heimat Saalfeld nannte.
Peter Lahann, Presse- und Kulturamtsleiter des Landratsamtes, nahm das wertvolle Kunstwerk im Namen des Landrates entgegen und versprach, einen passenden Platz im Saalfelder Schloss zu finden, an dem es dem Besuchern dauerhaft präsentiert werden kann.
Damit findet ein weiteres Bild Udo Möllers, in dem er seine Kindheit und Jugend in Saalfeld künstlerisch dargestellt hat, den Weg in die Heimatstadt. 1939 in Saalfeld geboren, verbrachte er sein ersten 14 Lebensjahre in Saalfeld, ehe seine Eltern 1953 nach Aachen fortzogen.
Im Landratsamt hat jetzt das Bild „Kindheit II“ eine dauerhafte Heimat gefunden, ein anderes Bild von F.J.Leutenberg, „Kindheit I“ gehört seit 2008 zum Fundus des Saalfelder Stadtmuseums. Dort war es anlässlich der Ausstellung „100 Jahre Kunst in Saalfeld“ gezeigt worden und ist auch im weiterhin im Stadtmuseum erhältlichen Katalog der damaligen Ausstellung enthalten.
Anlässlich der Übergabe lieferte Heiner Möller eine Beschreibung und Interpretation des Bildes.
„Auf dem Bild Kindheit II kommt die Erinnerung des Künstlers an das Frühjahr 1945 und das Kriegsende in Saalfeld zum Ausdruck, das er als Fünfjähriger erlebte. Auf dem Bild, das im Jahr 2000 entstanden ist, hat er seine Eindrücke zusammengefasst.
Rechts oben sind die Flugzeuge der Alliierten zu sehen, die auf Saalfeld zu fliegen. Oben links dann das von Bombenangriffen getroffene Saalfeld mit Bahnhof, hohem Schwarm im Hintergrund und dem Darrtor im Vordergrund.
Zentral in der Mitte des Bildes abgebildet ist eine Gruppe von Häftlingen, vermutlich KZ-Häftlinge, die von einem Aufseher bewacht werden und erschöpft am Wegesrand liegen. Rechts daneben ein desillusionierter Soldat als Kriegsheimkehrer.
Und ganz vorne rechts im Vordergrund hat sich der Künstler selbst abgebildet, als fünfjähriger Junge an der Hand seiner Mutter, der das Geschehen beobachtet.“
Sein Motto drückte Udo Möller alias F.J.Leutenberg 2004 so aus:
„Ich male alles, was mich bewegt. Durch die Malerei versuche ich, die Empfindungen der heutigen Zeit wiederzugeben und lasse meine Lebenserfahrung einfließen.“
2013 ist er in Aachen gestorben – die Ausstellung im Saalfelder Schloss, die am Denkmaltag zum letzten Mal zu sehen war, ist somit eine erste Gedächtnisausstellung und gewissermaßen auch eine erneute Heimkehr nach Saalfeld – war er doch seit der Grenzöffnung immer wieder in seiner alten Heimat anzutreffen.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt