Saalfeld. Normalerweise wird in der Landesregierung die Arbeitsteilung streng eingehalten: geht Ministerpräsident Bodo Ramelow zu einem Termin, bleiben die Fachministerinnen und –Minister in Erfurt. Zum Besuch in den Thüringen-Kliniken und einem Informationsaustausch über das dort geplante Bettenhaus kamen gleich beide, Ramelow und seine Gesundheitsministerin Heike Werner. Schon die personelle Besetzung zeigt, dass es hier um etwas Großes geht. 180 Millionen Euro soll die Investition nach heutigen Schätzungen kosten, ohne substanzielle Landesbeteiligung ist das nicht zu stemmen.
Empfangen wurden Ramelow und Werner vom Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Marko Wolfram, Klinik-Geschäftsführer Dr. Thomas Krönert und dem Saalfelder Bürgermeister Dr. Steffen Kania. Ministerin Werner wurde von der Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuß begleitet, die bereits sich bereits im vergangenen Jahr ein Bild von der Lage in der Klinik gemacht hatte und den Neubau unterstützt. Werner hatte gute Nachrichten für die Saalfelder. Noch in diesem Quartal soll der Planungsaufruf des Ministeriums an die Thüringen-Kliniken erfolgen. Damit steigt die Klinik de facto in die Feinplanung für den Neubau ein.
Am Mittwoch warben Wolfram und Dr. Krönert erneut für das Bettenhaus. Dabei ginge es nicht nur darum, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, wenn sich bis zu acht Patienten eine Nasszelle teilen müssen. Die Stationen seien mit 28 Betten zu klein, um effizient wirtschaften zu können. Zudem sind die Wege im Krankenhaus zu lang. „Unser Personal soll die Patienten pflegen und nicht durch die Gänge hin- und herfahren“, brachte es Dr. Krönert auf den Punkt. Dramatisch sei jedoch auch die Situation bei den Versorgungsleitungen. Der Hauptabwasserkanal verläuft direkt unter der Magistrale im Keller des Krankenhauses, über den die gesamte Logistik abgewickelt wird. „Bei einer Havarie dort steht die Klinik still“, so Dr. Krönert.
Abhilfe soll der Neubau mit zwölf Stationen mit je 34 Betten schaffen. Dreieinhalb Jahre soll der Bau des Bettenhauses dauern. Nach heutigen Schätzungen wird das Gesamtprojekt 188 Millionen Euro kosten. Etwa die Hälfte wollen die Thüringen-Kliniken selbst aufbringen. Der denkmalgeschützte Altbau soll zu 40 Prozent weitergenutzt werden. Für 60 Prozent werden Partner aus dem medizinischen und sozialen Bereich gesucht, um einen „Medizin- und Sozialcampus“ zu entwickeln.
„Die Thüringen-Kliniken sind eine der prioritären Maßnahmen im Freistaat“, bescheinigte Werner. Wie ernst es der Landesregierung damit ist, zeige der Planungsaufruf. Gleichwohl stehe die Landesregierung durch die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg mit seinen Folgen vor Herausforderungen, die den finanziellen Spielraum einschränken.
Ministerpräsident Ramelow dankte bei dem Gespräch den Beschäftigten der Klinik für ihren Einsatz in der Corona-Pandemie. „Das ist eine irre Leistung gewesen, die hier gestemmt worden ist“, sagte Ramelow. Die Campus-Idee nannte er „bestechend“. Ramelow mahnte eine abgestimmte Regionalplanung zwischen den Landkreisen für eine sinnvolle Entwicklung von Klinikstandorten an.
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt
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