Saalfeld. Im Saalfelder Heinrich-Böll-Gymnasium hat Umweltministerin Anja Siegesmund gestern die 15. Heinrich-Böll-Tage in Thüringen mit der Vernissage zu einer Ausstellung über Leben und Werk des Nobelpreisträgers eröffnet. Erstmals findet die Veranstaltungsreihe im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt statt.
Schulleiter Ingo Seel sagte zur Begrüßung der Gäste, dass es zum Selbstverständnis des Gymnasiums gehöre, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass sie sich in aktuelle Fragestellungen einmischen und ihre Meinung vertreten. Landrat Marko Wolfram stellte die Aktualität des Autors anhand des andauernden Flüchtlingsdramas im Mittelmeer dar. Böll habe sich in den späten 1970er Jahren für Bootsflüchtlinge aus Vietnam eingesetzt. „Ich bin sicher, Heinrich Böll hätte längst seine Stimme zu dem Drama auf dem Mittelmeer erhoben, wenn er noch lebte. Aber gerade deshalb ist die Auseinandersetzung mit seinem Schaffen so aktuell und wichtig. Ich hoffe, dass sie dazu beiträgt, Menschen dazu anzuregen, ihre Stimme zu erheben für die Menschlichkeit und sich für Mitmenschen in Not einzusetzen“, sagt der Landrat.
Ministerin Siegesmund würdigte nicht nur das herausragende Erzähltalent des Nobelpreisträgers, sondern auch seine Virtuosität im Umgang mit der Sprache. „Ich kann in seinen Büchern immer wieder etwas Neues entdecken“, sagte Siegesmund. Auch sie stellte einen Bezug zur heutigen politischen Situation her. „Was würde Böll heute sagen zu Vorratsdatenspeicherung, zu Handel auf Kosten der armen Länder, zu Demos gegen Ausländer? Wer wären seine Verbündeten?“ Böll fordere auf zu Zivilcourage und ermutige zur Einmischung. Deshalb habe sie sich besonders über das aktuelle Bekenntnis der Stadt Saalfeld zu Weltoffenheit und für eine tolerante Gesellschaft gefreut.
In die Ausstellung führten anschließend Frau Dr. Ewenz, Leiterin des Böll-Archivs Köln und Dr. Schubert von der Böll-Stiftung ein, die mit kleinen Anekdoten aus dem Leben des Autors einen Einblick in den Alltag des Menschen Heinrich Böll ermöglichten.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern des Heinrich-Böll-Gymnasiums. Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Böll-Tage ist am 8.5. die Heinrich-Böll-Nacht in der Stadtbibliothek Rudolstadt (20 Uhr), Eintritt 7 Euro (ermäßigt 5 Euro).
Peter Lahann
Presse- und Kulturamt