Rudolstadt. Vor wenigen Tagen gelang dem Thüringer Landesmuseum Heidecksburg mit Unterstützung des Freundeskreises Heidecksburg e. V. ein spektakulärer Ankauf. Einer der wenigen noch vollständig erhaltenen Glashumpen des späten 16. Jahrhunderts, geziert mit einer farbenprächtigen Emailmalerei, konnte für die Kunstsammlungen der Heidecksburg erworben werden. Der etwa 38 Zentimeter hohe konische Humpen aus graustichigem Glas mit kleinen Luftblaseneinschlüssen besitzt einen schmalen mit Blattgold belegten Fußring. Bekrönt wird das Trinkgefäß von einem aufragenden Deckel und Knauf, dessen Form von einer ornamental anmutenden Emailmalerei sowie einer umlaufenden reifenförmigen Blattgoldauflage hervorgehoben wird.
Die Schauseite der Wandung zeigt in polychromer Emailmalerei das Wappen der Grafen von Schwarzburg. Dieses hatte sich Graf Günther XL. von Schwarzburg bereits durch Kaiser Karl V. im Jahre 1548 bestätigen lassen. Eingerahmt von wildem Mann und wilder Frau in einer roten Emailmalerei ist das Hauptschild durch ein Kreuz viergeteilt und macht den Betrachter symbolhaft auf die Viergrafenwürde im Reich aufmerksam. Die acht Felder des Schildes weisen auf die Herrschaftsrechte der Schwarzburger: Ein schwarzer, rot bewehrter und bezungter Adler steht für die Herrschaft Arnstadt, das rote Hirschgeweih von zwei mal sechs Enden mit Grind für Sonderhausen, das rot-weiß geschachtete Wappen für Hohnstein und die vier goldenen Balken auf rotem Grund mit goldenem gekrönten Löwen für die Grafschaft Scherzfeld-Lutterberg. In der linken Hälfte des Schildes, jeweils mittig angeordnet, erscheint das Schwarzburger Wappen mit goldenem gekrönten Löwen auf blauem Grund sowie das Klettenberger Wappen in der rechten Schildhälfte, ein schwarzer Hirsch auf weißem Grund.
Über dem Wappen sind drei Turnierhelme angeordnet von einem Pfauenstoß (rechts) und einem Schwarzen Adler (links) bekrönt, jeweils von einem Hirschgeweih gerahmt. Über dem mittleren Helm ist der Schwarzburger Löwe in einer das Wappen dominierenden Frontalansicht dargestellt. Kamm und Gabel sind im Wappenfuß in einer roten Emailmalerei auf weißem Grund zu sehen. Auf der rückseitigen Wandung erscheint über einem farbenfrohen stilisierten Blumenmotiv die Jahreszahl 1591. Damit wird zugleich der Grund für die Herstellung dieses repräsentativen Glashumpens hervorgehoben.
Am 3. März 1591 heiratete Graf Albrecht VII. von Schwarzburg in zweiter Ehe im saarländischen Ottweiler die Gräfin Elisabeth Albertine von Leiningen-Westerburg. Nachdem sich das frisch vermählte Paar auf das Rudolstädter Schloss begeben hatte, fand nochmals ein großes Hochzeitszeremoniell statt. Dafür wurde auch der Glashumpen mit dem schwarzburgischen Wappen gefertigt, der die gräfliche Würde Albrechts VII. den geladenen Gästen sinnlich vor Augen führte.
Gefertigt wurde der Humpen möglicherweise in der Glashütte Langenbach, da die dortigen Glasmacher seit 1589 mit Graf Albrecht VII. Verhandlungen führten, um eine Konzession für eine Glashütte im schwarzburg-rudolstädtischen Gebiet zu bekommen. Aber auch die von den dortigen Glasmachern gegründete erste Glashütte in Lauscha käme in Frage. Immerhin könnte die Art der Emailmalerei sowie der Vergoldung des Glashumpens darauf hindeuten.
Dr. Lutz Unbehaun
Direktor Thüringer Landesmuseum Heidecksburg