Saalfeld. Zwei Stunden lang und zugleich kurzweilig war der Festakt zum 100-jährigen Bestehen der Thüringer Bergbahn am Sonntag– und prall gefüllt mit spannenden Beiträgen. Den Höhepunkt bei der Veranstaltung im Festzelt am Bahnhof Lichtenhain bildete das Theaterstück, dass Mitglieder der Karnevalsvereine von Oberweißbach und Mellenbach einstudiert hatten. Gefreut haben dürften sich vor allem die heutigen Bürgermeister von Oberweißbach, Cursdorf und Deesbach, wie ihre Vorgänger vor 100 Jahren die Bergbahn trotz mangelnder Begeisterung der Rudolstädter Regierung, aber mit Unterstützung aus Erfurt, auf den Weg gebracht hatten. Seinen Auftritt hatte dabei auch der eigentliche „Macher“ der Bergbahn, der preußische Regierungsbaumeister Wolfgang Bäseler, der die steilste und zugleich elektrisch betriebene Standseilbahn damals konstruiert hatte.
In einer schwungvollen Eröffnungsrede hatte Bergbahnchefin Diana Saager praktisch alles Wissenwerte über die Bergbahngeschichte zusammengefasst. Und wer Geburtstag hat, der bekommt Geschenke. Diese nahm sie zusammen mit dem Festpublikum gerne entgegen. Wie die Jubiläumsurkunde aus den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Schwarzatal, in dem diese sich „für das segensreiche Wirken der Mitarbeiteiterinnen und Mitarbeiter der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn für unsere Region“ bedanken. Und wie die Riesentorte in Form der Bergbahn, die beim Anschneiden kaum zu bewältigen war. Dennoch schafften es die Bergbahnchefin, Thüringens Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij und Bahnvorstand Christoph Kraller mit Durchhaltevermögen, die Bahntorte „klein“ zu kriegen – von der jeder der Gäste im Festzelt sich ein Stück holen konnte. Am begehrtesten war der Triebwagen, der am schnellsten aus der Torte ausgeschnitten war.
In ihren Redebeiträgen betonten Susanna Karawanskij, der für die DB RegioNetze zuständige Bahnvorstand Christoph Kraller, VG-Chef Ulf Ryschka und Bürgermeisterin Katrin Kräupner die verschiedensten Aspekte der Thüringer Bergbahn und ihre Bedeutung für die Region – und auch innerhalb des DB RegioNetzes. Zugleich signalisierten Land und Bahn ihr Bekenntnis zum Betrieb der Bergbahn innerhalb des DB RegioNetzes auch in den kommenden Jahren.
Als weiterer Gratulant betonte Thüringens Innenminister Georg Maier seine Verbundenheit mit der Bergbahn.
Landrat Marko Wolfram erinnerte in seiner Gratulation daran, welche positive Wirkung die industrielle Revolution, insbesondere die Entwicklung der Eisenbahn, auch für die Schwarzatalregion und betonte, dass Kreativität und Innovation als Triebfeder der menschlichen Entwicklung eine der wichtigsten Ressourcen ist. Damit schloss er den Bogen zu dem in Oberweißbach geborenen Friedrich Fröbel,. Fröbel, der Erfinder des Kindergartens, hatte in der richtigen Kindererziehung mit dem Spiel als „Wiege der Kreativität“ die wichtigste Grundlage für eine fortschrittliche und nützliche Erziehung erkannte.
Schließlich machte der Landrat darauf aufmerksam, dass der 11. August 1919 eine doppelte historische Bedeutung für die Region hatte. Denn an diesem Tag genehmigte die Regierung von Schwarzburg-Rudolstadt den Bau einer Bahnverbindung zwischen Obstfelderschmiede und Cursdorf. Obwohl nur ein Verwaltungsakt, hatte das Auswirkungen bis heute. Direkte Auswirkung auf ganz Deutschland hatte ein Ereignis am gleichen Tag nur wenige Kilometer weiter: In Schwarzburg unterschrieb Reichspräsident Friedrich Ebert die Weimarer Verfassung.
Zum Dank von Landrat und Landkreises an das Team der Bergbahn gehörte auch das aktuelle Rudolstädter Heimatheft, das der Landrat im Gepäck hatte und in dem der profunde Regionalhistoriker Dr. Peter Lange das Bergbahn-Jubiläum würdigt.
Zu dem an Höhepunkten reichen Nachmittag gehörte auch die Enthüllung von Erinnerungstafeln an der Bergstation Lichtenhain und am Bahnhof Cursdorf. Damit wurde auch der frühere Bergbahnchef Peter Möller, der als der Retter der Bergbahn gilt, noch einmal adäquat gewürdigt.
Erstmals angeboten wurde auch die Festschrift zum Jubiläum der Bergbahn, die zunächst in einer broschierten Ausgabe und einer Auflage von 200 Stück als Sonderauflage zum Fest vorlag. Ausführlich wird darin die Vorgeschichte geschildert, historische Dokumente und Bildmaterial werden dokumentiert und der Aufbruch in die Zukunft gefeiert.
Nachzulesen ist dort auch die Rede von Wolfgang Bäseler anlässlich der Eröffnung vor 100 Jahren als derjenige, der die Bahn „erdacht und ausgeführt hat“, und der sich „freut, dass die gefährliche Arbeit trotz vielfach ungeübter Leute ohne ernstlichen Unfall vollendet wurde“.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt