Saalfeld. Zwei wichtige Termine standen in der vergangenen Woche auf dem Programm des länderübergreifenden Nationalen Geoparks Schieferland. Am Mittwoch und Donnerstag hatte sich die Zertifizierungskommission derGeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung angekündigt, um sich ein Bild von der Umsetzung der Maßnahmen zu machen, die im Fortschrittsbericht vom November 2024 beschrieben sind. In Begleitung von GeoUnion-Geschäftsführer Dr. Christof Ellger waren fünf weitere Kommissionsmitglieder aus ganz Deutschland angereist. Mit fachlicher Unterstützung des im Vergangenen Jahr angestellten Geologen Dr. Gunther Ulrich Aselmeyer wird hier sintensiv an der Weiterentwicklung gearbeitet.
Die Woche endete auf fränkischer Seite mit einem Höhepunkt im Veranstaltungsreigen: In Ludwigsstadt wurde der neu gestaltete Geopfad Eisenberg mit einer Wanderung eingeweiht, an der sich über 100 geologiebegeisterte Wanderfreunde beteiligten. „Spätestens das hätte die Mitglieder der Kommission überzeugt, welche Zustimmung es für den Geopark bei den Menschen gibt“, sagte nach der Wanderung der Saalfeld-Rudolstädter Landrat Marko Wolfram, der als Vorsitzender des Vereins Geopark Schieferland in Thüringen e.V. den Ausbau eines lebendigen Geoparks unterstützt.
„Die Kommission entscheidet, ob unser grenzüberschreitender Geopark Schieferland im Rahmen der Evaluierung die angestrebte Rezertifizierung als Nationaler Geopark Deutschlands für weitere fünf Jahre erhält“,
erläuterte Andreas Gliesing, der Geschäftsführer des Vereins Geopark Schieferland in Thüringen e.V.,der mit seinen Partnern auf thüringischer und fränkischer Seite ein umfassendes Programm erstellt hatte, mit dem die Kommissionsmitglieder den Geopark im „Schnelldurchlauf“ erkunden und Höhepunkte in den drei beteiligten Naturparken Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale, Frankenwald und Thüringer Wald erleben konnten.
Die Begrüßung der Gäste übernahm auf thüringischer Seite Landrat Wolfram auf Burg Ranis,wo der Geopfad Zechsteinriff Pinsenberg und die Dauerausstellung Geologie und Bergbau des Orlatals im Mittelpunkt standen. Er berichtete in lebendigen Worten, wie er sich vor einigen Jahren bei einer Wanderung im ehemaligen Grenzgebiet für die Geologie des Schiefergebirges begeisterte.
Die Bedeutung des Museums erläuterte der 1. Beigeordnete der Stadt Ranis, Alexander Dahl.Und mit Andreas Gliesing, der über dreißig Jahre lang als Bürgermeister das Geschick der Stadt Ranis gelenkt hatte, stand der absolute Experte für Ranis zur Verfügung. „Die Kommissionsmitglieder waren vom Angebot und von der Qualität des Museums schnell überzeugt“,freut sich Wolfram.
Nach einem Besuch des Nationalen Geotops Kulmschieferfalte in Ziegenrück erfolgte die Erkundung des Technischen Denkmals Historischer Schieferbergbau Lehesten, das mit dem Nationalen Geotop, Göpelschacht, Mannschaftshaus, Modelldorf und Spalthütte weitere Orte großer Geschichte im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale aufbieten kann – wie Bürgermeisterin Nicole Vockeroth und das Vorstandsmitglied der Stiftung Historischer Schieferbergbau Lehesten, Dorit Gropp, den Gästen nahebrachten.
Der zweite Besichtigungstag führte die Kommission zunächst auf die fränkische Seite in den Naturpark Frankenwald –ins Deutsche Schiefertafelmuseum Ludwigsstadt und ins Bergbau-Magazin Stockheim mit dem Geotop Stockheimer Steinkohle. Die Bürgermeister von Ludwigsstadt und Stockheim,Timo Ehrhardt und Daniel Weißerth setzten dort zusammen mit Dr. Oliver Bär, dem Hofer Landrat und Vorsitzenden des Vereins Geopark Schieferland in Franken e.V., die erstklassige Begleitung der Gäste fort. So berichtete Dr. Bär am Sonntag bei der Geowanderung, dass die Kommissionsmitglieder auch vom Deutschen Schiefertafelmuseum begeistert waren.Dort hatte Museumsverantwortliche Manja Hünlein den umfassenden Einblick in ihr Museum gegeben.
Der Abschluss führte zurück nach Thüringen in den Naturpark Thüringer Wald zur Geopark-Infostelle Schalkau,die erst 2024 in der ehemaligen Tourist-Info eröffnet wurde – dort ist die 2008 beim Bau der ICE-Strecke zufällig gefundene Tropfsteinhöhle, die Bleßberghöhle, nun oberirdisch erlebbar. In der Ausstellung übernahm Ralf Kirchner als zertifizierter Natur- und Landschaftsführer und Projektleiter die fachkundigen Erläuterungen.
Die „Befahrung“ des Geoparks Schieferland wurde mit intensiven Gesprächsrunden im Haus des Volkes in Probstzella, im Blauen Salon in Lehesten und in der Domäne Schaumburg ergänzt. Als kompetente Gesprächspartner undFahrdienst bewährten sich dabei zusammen mit Andreas Gliesing auch Anja Wunder, die stellvertretende Geschäftsführerin vom Naturpark Frankenwald, und Christine Kober,Geschäftsführerin vom Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale.
Neue Entdeckungen am Geopfad Eisenberg in Ludwigsstadt
Ein großer Teil der Geopark- und Naturparkfamilie kam am Sonntag in Ludwigsstadt bei der Einweihung des neu gestalteten Geopfades Eisenberg erneut zusammen. Ludwigsstadts Bürgermeister Timo Ehrhardt konnte am Schallersbruch, wo eine neue Tafel eingeweiht wurde, mit den Landräten Marko Wolfram und Dr. Oliver Bär und Landratsstellvertreter Gerhard Wunder hochrangige Kommunalpolitiker begrüßen. Der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold gehörte ebenso zu den Gästen, die an der geologischen Wanderung mit Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig und Martin Büchner teilnahmen. Auch Martin Weber brachte sein umfassendes geologisches Wissen zur Schieferregion ein. Die Wanderung gehört zum Jubiläumsprogramm, mit dem der Frankenwaldverein Ludwigsstadt sein 100jähriges Jubiläum feiert –und für das Vorsitzende Silke Treuner bei den Wanderern warb.
Mit diesem Geopfad – einem von vier neu gestalteten Geopfaden auf fränkischer Seite -mache man die Geschichte erlebbar, so Landrat. Dr. Bär. und Landrat Wolfram erinnerte noch einmal an die exzellenten Bücher zum thüringisch-fränkischen Schieferbergbau, in dem die beiden anwesenden Autoren Siegfried Scheidig und Frank Barteld das aufgeschrieben haben, was sonst vergessen worden wäre – und wofür sie vor kurzem den Thüringer Preis für Industriekultur erhalten hatten.
Mit der teilweise neuen Wegeführung und neuen Tafeln wolle man die Geologie des Ortes an den besonders markanten Stellen erlebbar machen – dafür bedankten sich die Anwesenden auch ausdrückllich bei Bernd Weise, der es als Eigentümer des Geländes am Schallersbruch möglich macht, die spannende örtliche Geologie zu erkunden. Dazu gehört auch die eingeweihte Tafel an der Abbruchkante hoch über dem Ludwigsstädter Ortsteil Ebersdorf.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Bildnachweis:
Fotos von Martin Modes und Anja Wunder