Rudolstadt. Den ganzen Tag konnte man anlässlich des internationalen Museumstages im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg verbringen, ohne sich zu langweilen. Familienführung, Kuratorenführungen oder die offene Präparationswerkstatt zeigten einmal mehr die Vielfalt der Angebote, die man an diesem Erlebnistag erkunden konnte.
„Ich bin dem Team des Museums dankbar, dass sie mit ihrem Engagement und ihrer Begeisterung Menschen aus nah und fern in unsere Museumsräume holen, egal ob in Rudolstadt, Bad Blankenburg, Paulinzella oder Schwarzburg“, freut sich Landrat Marko Wolfram, dass die Attraktivität des Museums auch nach den langen Corona-Einschränkungen ungebrochen ist.
Nach einem ereignisreichen Aktionstag, an dem sich fast alle Mitarbeiter der Heidecksburg beteiligt hatten, hatte Kuratorin Jeanette Lauterbach zum Ausklang des Tages zur Buchvorstellung über den neuesten Band in der Kollektion der hochwertigen Heidecksburg-Begleitbände eingeladen. „Das ist bereits der 86. Band, den wir im Eigenverlag seit 1990 herausgegeben haben“, begrüßte stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Sandy Reinhard die Gäste in der Porzellangalerie - genau dort, wo derzeit die Ausstellung über Arthur Storch zu sehen ist. Der Band Arthur Storch - Ein Blick auf sein vielfältiges Schaffen war punktgenau und rechtzeitig am Freitag angeliefert worden und wurde von den Besuchern begeistert durchgeblättert.
Allen voran der Hamburger Sammler Joachim Grambeck. Der Sammler von Tierplastiken, unter anderem von den Schwarzburger Werkstätten, ist einer der Hauptleihgeber. Seine Tiere in Porzellan hatten schon vor drei Jahren auf der Heidecksburg in einer Sonderausstellung gastiert. Für die Buchvorstellung hatte er erneut den Weg von Hamburg auf die Heidecksburg angetreten und als Hauptsponsor das Zustandekommen des Buches erst möglich gemacht.
Als hochwertiger Bildband mit um die 250 zumeist großformatigen Abbildungen, habe das Buch auch den Anspruch, den aktuellen Forschungsstand zu vermitteln, erläuterte Jeanette Lauterbach. Bei der Vorbereitung von Ausstellung und Publikation hatte sie sich auf eine spannende Spurensuche nach Arthur-Storch-Werken begeben, die zuvor teilweise nur aus Beschreibungen bekannt waren. „Mir war nicht klar, dass er ein so fantastischer Künstler ist, von dem man bisher auch in Rudolstadt nicht viel wusste“, beschreibt es Besucherin Constanze Kühn.
Käte Rolle, die Enkeltochter Arthur Storchs, lenkte den Blick auf Arthur Storch als Familienmensch. Ihren unbekannten Großvater, der ein Jahr vor ihrer Geburt gestorben war, hatte sie erst im Zuge ihrer Annäherung an seine Lebensgeschichte kennen gelernt. Sie ist der Motor für die Wiederentdeckung von Arthur Storch und dieser ersten großen Personalausstellung ihres unbekannten Großvaters. Buchgestalter Mirko Albrecht, bewährter Partner des Museums, plauderte noch ein wenig aus dem Nähkästchen über die Herausforderungen bei der Gestaltung des Buches - wenn die Objekte überwiegend aus weißem Porzellan bestehen und auf den weißen Seiten des Buches dennoch ansprechend aussehen sollen.
Während in der Porzellangalerie Arthur Storchs fantastische Porzellantiere zu sehen sind, bot Präparatorin Anett Rode-Weingarten einen völlig anderen Blick auf Tiere: Für sie war es das erste Mal seit der Corona-Pandemie, dass sie ihre Präparationswerkstatt Besuchern zeigen konnte. Dort gewährte sie zuallererst einen Einblick in ihre Tiefkühltruhe. Dort sind die Tiere eingelagert, die noch auf eine präparatorische Behandlung warten. Wie jüngst ein Neuzugang aus dem Tierpark Röhrensee in Bayreuth, mit dem das Museum im Zuge der Städtepartnerschaft kooperiert - ein Scharlachsichler, und ein Hyazinthara eines örtlichen Züchters. „Heute wird nicht mehr ausgestopft, sondern wir fertigen eine Dermoplastik an“, sagt sie. Wie das aussieht, zeigte sie anhand verschiedenster Tierarten beim Rundgang durch die Werkstatt.
„Das Glas der Schwarzburger“ ist der Titel der Sonderausstellung, die in diesem Sommer von den vier Schwarzburger Museen in Rudolstadt, Arnstadt, Sondershausen und Bad Frankenhausen präsentiert wird und als Ergebnis eines übergreifenden Forschungsprojekts, das an der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführt wurde. Von dort war Dr. Sabine Tiedtke, eine der projektverantwortlichen Forscherinnen gekommen, um einen Einblick in das Projekt und den Rudolstädter Ausstellungsteil „Glas schützt“ zu geben.
Wie komplex und tiefgründig die Forscher sich mit dem Glas der Schwarzburger aus der Zeit von 1600 bis 1800 auseinandergesetzt haben, hätte man anhand der ausgestellten Gefäße und der Schrifttafeln ohne ihre Erläuterungen kaum erahnen können.
Gut besucht war auch die Familienführung, in der Museumspädagogin Kathrin Stern junge Gäste auf eine Erlebnisreise mitnahm. Im Zeughausmuseum in Schwarzburg waren diesmal Hofdame und Hofmarschall präsent. In Paulinzella durften sich die Besucher auf einen himmlischen Gruß freuen – nämlich auf Kloster-Paulinzella-Weihrauch.
Martin Modes
Presse- und Kulturamt
Fotos: Bildarchiv LRA Martin Modes
Dr. Sabine Tiedtke – Glas der Schwarzburger
Anett Rode-Weingarten (mit dem Scharlachsichler)
Jeanette Lauterbach bei der Buchvorstellung