Rudolstadt. Mit einer historischen Sparkassenstunde, dargestellt durch ein Ensemble vom Theater Rudolstadt, wurde im Alten Rathaus in Rudolstadt der 200. Geburtstag des Sparkassenwesens in der Region gewürdigt. Am 18. April 1823 wurde an gleicher Stelle die Sparkasse Rudolstadt gegründet. Sie bildet die Keimzelle für die heutige Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt.
Vorstandsvorsitzender Martin Bayer begrüßte die knapp 50 Ehrengäste aus Politik, Sparkassengremien, Medien und Gesellschaft. Bayer betonte, dass die Gründungsidee nach wie vor das Handeln der Kreissparkasse bestimme. Die Strukturen und Werte hätten der Sparkasse auch in unruhigen Zeiten stets Halt gegeben. „Rund 80.000 Kundinnen und Kunden vertrauen uns, das macht uns stolz“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Landrat Marko Wolfram ließ als Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse in seiner Rede die 200-jährige Erfolgsgeschichte Revue passieren. So sollte die Gründung des Geldinstituts explizit den Ärmeren der damals rund 4000 Einwohnern Rudolstadts helfen, Geld zu sparen und Kredite zu fairen Konditionen zu bekommen. Gewinne wurden genutzt, die Stadtkasse aufzubessern. Geöffnet war zunächst immer freitags von 9 bis 12 Uhr.
Elf Jahre später wurde im benachbarten Saalfeld ebenfalls eine Sparkasse gegründet. Weitere Gründungen in der Region folgten, etwa 1867 in Oberweißbach. Über deren Anfangszeit liegen interessante Aufzeichnungen vor, die Ferdinand Schlote 1972 in den Rudolstädter Heimatheften detailliert beschrieb. „Für das Facility Management - damals schlicht scheiern genannt, gab die Sparkasse Oberweißbach lediglich 86 Pfennige im Quartal aus. Mindestlohn war damals noch unbekannt“, führte der Landrat in seiner Rede aus.
Während die Stadtsparkassen schon bis zu einem Jahrhundert erfolgreich arbeiteten, folgten 1925 die Gründungen der beiden Kreissparkassen - die Kreissparbank Saalfeld und die Kreissparkasse Rudolstadt. 1936 wurde zunächst die Stadtparkasse Saalfeld zur Stadt- und Kreissparkasse fusioniert, die Rudolstädter blieben bis 1943 eigenständig, bis sie durch die Kreissparkasse übernommen wurden. Das Blankenburger Pendant hatte die Kreissparkasse schon ein Jahr zuvor übernommen.
„Veränderungen, Systemwechsel und Währungsreformen blieben auch nach dem Zweiten Weltkrieg die Konstante für beide Kreissparkassen“, berichtete Wolfram. Währungsreform der DDR, Blitzumtausch von Banknoten bei der Aktion „Schiebertod“, die Einführung der D-Mark am 1. Juli 1990 und schließlich die Einführung des Euro zum 1. Januar 2002 waren riesige logistische Herausforderungen für die Mitarbeitenden der Sparkassen. Mit der Kreisgebietsreform 1994 fusionierten zum 1. Januar 1995 auch die beiden Kreissparkassen zur heutigen Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt. „Diese „Bank der kleinen Leute“ hat aktuell 10 Geschäftsstellen, 246 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine Bilanzsumme von 1,6 Milliarden Euro“, so der Landrat.
„Gemeinsam haben wir in den vergangenen Jahren erst eine dramatische Bankenkrise und dann Jahre der Negativzinsen bewältigt. Jetzt beschäftigten uns Zinswende und Inflation. Über alle Krisen hinweg wurde das Geld sicher verwahrt und fortlaufend Kredite für die Entwicklung unserer Region bereitgestellt“, sagte Wolfram. Der Verwaltungsratsvorsitzende dankte allen, die an dieser 200-jährigen Erfolgsgeschichte mitgewirkt haben. „Für die Zukunft unserer Kreissparkasse wünsche ich mir, dass sich auch die nachfolgenden Generationen in ähnlich erfolgreicher Weise ihrer Verantwortung stellen und die Sparkasse zum nächsten großen Jubiläum führen.“
Mit einer nachgestellten, höchst vergnüglichen ersten Sparkassenstunde, verlieh ein Trio des Theaters Rudolstadt, musikalisch begleitet von Pianist Thomas Voigt, dem Festakt einen unterhaltsamen Ausklang. Intendant Steffen Mensching hatte den Text verfasst. Franz Gnauck versuchte als Korbmacher Wilhelm Friedrich Hermann Putzler am Eröffnungstag der Sparkasse zwei Taler einzuzahlen. Das machte Mitarbeiter Quark, dargestellt von Johannes Geißer, ihm schwerer als gedacht. Als schließlich noch Markus Seidensticker alias Bürgermeister Dr. Lincke, dem angehenden Sparer die langfristige Tragweite und Bedeutung seiner Einzahlung ausmalte, entschied sich der Korbmacher am Ende, nur die Hälfte seines Vermögens zu sparen und die andere Hälfte lieber in die Kneipe zu tragen und damit die Sparkasseneinlage per Bierpfennig zu sichern.
Peter Lahann
Landratsamt